Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
Vom Netzwerk:
rechtzeitig darauf hingewiesen hatte, daß ich bescheidener und gegen mich selbst anspruchsvoller sein mußte.
    Der erste Kampf hatte gezeigt, daß das fliegerische Können, die genaue Kenntnis des Flugzeugs, das Bestreben, den Feind zu besiegen, und Kühnheit allein noch nicht ausreichten. Man mußte die Absicht des Gegners durchschauen und, blitzschnell die Situation erkennend, dem Feind zuvorkommen können. Im Luftkampf hing der Erfolg von Sekunden ab.
    Nach der Flugbesprechung versammelten wir uns im Speiseraum. Laut und fröhlich wie noch nie ging es hier zu. Viele Kameraden hatten an diesem Tage ihren ersten Sieg über den Feind errungen. Auch Kirill Jewstignejew hatte eine Feindmaschine abgeschossen.
    Obgleich wir nebeneinander saßen, schrie ich ihn an: „Weißt du, die Faschisten hätten sich fast noch gegenseitig gerammt!"
    Kirill fiel mir ins Wort:
    „Ich gab aus kurzer Entfernung einen Feuerstoß auf die ‚Junkers' ab, und sie ging zu Boden. Ich traute kaum meinen Augen!"
    Heftig gestikulierend bemühte sich Amelin, uns durch Handbewegungen zu zeigen, wie er seine Maschine zum Angriff geflogen hatte. Dabei sprach er: „Ich hierher - er dorthin, und ich hinter ihm her!"
    Wir verstanden einander schon mit Hilfe einzelner hingeworfener Worte.
    Die Brüder Kolesnikow, die in einer Rotte flogen und einander so ähnlich sahen, daß wir sie oft verwechselten, begannen einen Volkstanz zu tanzen.
    Kirill konnte nicht mehr ruhig sitzen, er sprang auf und tanzte mit. Plötzlich verstummte die Ziehharmonika, und jemand rief: „Genossen Offiziere - Achtung!"
    Mit, einem Schlage war es still. Wir nahmen Haltung an und legten die Hände an die Hosennaht. Auf der Schwelle standen Podoroshny und Semjonow. Sie schauten uns an und lachten.
    „Als wir heute die ‚Junkers' abschossen, war doch in der Luft nicht so viel Lärm wie jetzt bei euch hier, Genossen!" sagte Semjonow.
    „Macht in diesem Geiste weiter, Jungs", sprach Podoroshny und fügte nach einem Blick auf die Uhr hinzu: „Eine halbe Stunde noch."
    Die Aufregung war so groß, daß wir keinen Schlaf finden konnten und uns noch lange unterhielten. Wir hatten immer noch das Bild des Kampfes vor Augen.
    Mischa Nikitin schwatzte mehr als alle anderen.
    „Du Nichtsnutz! Wirst du dich nun endlich beruhigen?" rief ich ihm zu.
    Die Kameraden lachten.
    „Na, die haben wir ganz schön getauft!" lachte auch Nikitin.
    Ich erklärte ernst: „Ihr müßt jetzt schlafen, Jungs! Wir steigen morgen um drei Uhr auf, es wird ein heißer Tag werden!"
    Am nächsten Tage, dem 7. Juli 1943, konnte ich meinen zweiten Luftsieg erringen. Ich schoß eine „Ju 87" ab und zwei Tage darauf gleich zwei „Me 109".
WIR DECKEN UNSERE ERDTRUPPEN
    Die Kämpfe wurden mit jedem Tag erbitterter und heftiger. In dem Frontbogen, der von Kursk aus nach Westen verlief und tief in die Verteidigung des Gegners vorsprang, entspann sich eine grandiose Schlacht. Der Feind hatte sich offensichtlich lange darauf vorbereitet und schickte nun in machtlosem Grimm eine Division nach der anderen auf das Schlachtfeld. Diese schwanden jedoch rasch dahin, und die Pläne der Eroberer scheiterten. Der Gegner stieß auf die mächtige sowjetische Verteidigung auf der Erde und auf unseren unüberwindlichen Widerstand in der Luft.
    Als junger Flieger mit wenig Kampferfahrung konnte ich mir damals weder ein Bild von der ganzen Kompliziertheit der Lage machen noch das ganze Ausmaß dieser Operation erfassen.
    In den ersten Tagen der Kämpfe im Frontbogen von Kursk setzte es mich in Erstaunen, daß wir Jagdflieger nur in kleinen Gruppen starteten, während der Feind ganze Geschwader aufsteigen ließ. Erst später erkannten wir, daß der Oberste Befehlshaber unsere Luftstreitkräfte für den entscheidenden Schlag in Reserve hielt. Aber die kleinen Gruppen unserer Flugzeuge, die die sowjetischen Erdtruppen aus der Luft deckten, paßten sich streng der Lage an und sorgten für eine ununterbrochene Einwirkung auf den Gegner.
    Die faschistischen Jagdflieger, die ihren Bombern vorausflogen und bestrebt waren, die Luft von den sowjetischen Jägern zu säubern, wollten uns in Luftkämpfe verwickeln, um ihren Bombern Aktionsfreiheit zu sichern, doch unser Kommando durchschaute diese Taktik ziemlich rasch. Uns wurde die Aufgabe gestellt, feindliche Bomber abzuschießen, und wir umflogen jetzt die faschistischen Jagdflugzeuge, nahmen Kurs auf das feindliche Hinterland, trafen dort die Bomber im Anflug auf unsere vordersten

Weitere Kostenlose Bücher