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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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und sieht ihren Exmann wütend an, der mit dem Opernglas zur Decke hinaufspäht, statt auf seine Tochter zu achten, die sich unten auf der Bühne verneigt.
    Er legt das Glas weg, applaudiert laut und jubelt.
    »Hey, Leute, ich gehe an die Bar und halte ein paar gute Plätze für uns frei«, verkündet er dann und geht zur Tür.
    »Die sind längst reserviert«, ruft Jennifer ihm kopfschüttelnd nach.
    Aber er hält sich die Hand ans Ohr und zuckt mit den Schultern. »Kann dich nicht verstehen.«
    So entkommt er, rennt den Korridor hinunter und sucht den Weg nach oben zu den billigeren Plätzen. Inzwischen muss der letzte Vorhang gefallen sein, denn die Leute kommen aus ihren Logen, überschwemmen den Korridor und machen für Justin das Weiterkommen nahezu unmöglich.
    Kurz entschlossen entscheidet er sich um: Er wird zum Hauptausgang laufen und dort auf sie warten. Da kann er sie nicht verpassen.
     
    *
    »Holen wir uns was zu trinken, Liebes«, sagt Dad, als wir langsam hinter der Menge hertrotten, die sich aus dem Theater wälzt. »Ich hab auf diesem Stockwerk eine Bar gesehen.«
    »Ja, hier entlang geht’s zur Amphitheater-Bar«, stimme ich zu, während ich mir halb den Hals verrenke und unermüdlich nach Justin Hitchcock Ausschau halte.
    In diesem Moment hören wir, wie eine Platzanweiserin verkündet, dass die Bar nur für das Ensemble, die Theatercrew und ihre Familien geöffnet ist.
    »Großartig, dann haben wir wenigstens ein bisschen Ruhe«, sagt Dad zu ihr und tippt sich im Vorbeigehen an die Mütze. »Oh, Sie hätten meine Enkelin dort oben sehen sollen. So stolz wie heute war ich noch nie in meinem ganzen Leben«, fügt er hinzu und drückt die Hand aufs Herz.
    Die Frau lächelt und lässt uns ohne weitere Fragen hinein.
    »Komm, Dad.« Nachdem wir unsere Drinks gekauft haben, schleppe ich ihn zu einem Tisch ganz in der Ecke, abseits vom langsam dichter werdenden Gedränge.
    »Wenn sie versuchen, uns rauszuschmeißen, lass ich mein Bier aber nicht stehen, Gracie. Ich hab mich grade erst hingesetzt.«
    Ich kauere nervös auf der Stuhlkante und sehe mich um wie ein gehetztes Tier.
Justin.
Sein Name geht mir nicht aus dem Kopf, er rollt durch meine Gedanken und auf meiner Zunge wie ein zufriedenes Schwein im Schlamm.
    Immer wieder werden Leute aus der Bar gefiltert, bis außer uns nur noch Befugte anwesend sind: Familie, Theatermannschaft und Ensemblemitglieder. Aber niemand versucht uns hinauszuwerfen – vielleicht ist das der Vorteil, wenn man von einem alten Mann begleitet wird. Beas Mutter kommt mit den beiden Unbekannten und dem rundlichen Mann herein, den ich sofort wiedererkenne. Aber kein Mr Hitchcock. Hektisch durchsuchen meine Augen den Raum.
    »Da ist sie«, flüstere ich.
    »Wer?«
    »Eine Tänzerin, eine von den Schwänen.«
    »Woher weißt du das? Die haben doch alle gleich ausgesehen. Schließlich hat der Typ selbst ja auch der Falschen seine Liebe gestanden. Dieser Vollidiot.«
    Nirgends eine Spur von Justin. Allmählich mache ich mir Sorgen, dass ich mir schon wieder eine Chance habe entgehen lassen. Vielleicht ist er früher gegangen und kommt gar nicht in die Bar.
    »Dad«, sage ich schließlich. »Ich sehe mich grade mal ein bisschen nach jemandem um. Bitte rühr dich nicht von deinem Stuhl weg, ich bin bald zurück.«
    »Die einzige Bewegung, die ich machen werde, ist diese hier.« Um mir zu zeigen, was er meint, nimmt er sein Pint Guinness und hebt es an die Lippen. Mit wohlig geschlossenen Augen genießt er einen großen Schluck, der einen weißen Schnurrbart um seine Lippen hinterlässt.
    Ich eile aus der Bar und wandere in dem riesigen Theater herum, unsicher, wo ich anfangen soll zu suchen. Eine Weile stehe ich vor der Herrentoilette, aber kein Justin kommt heraus. Dann spähe ich über die Brüstung zu seiner Loge hinunter, aber dort ist alles leer.
     
    Als die letzten Zuschauer an ihm vorbeitröpfeln, gibt Justin seinen Platz am Eingang auf. Anscheinend hat er sie verpasst, wahrscheinlich war es dumm von ihm anzunehmen, dass es nur diesen einen Ausgang gibt. Mit einem frustrierten Seufzer wünscht er sich zurück in den Friseurladen. Diesmal würde er den Moment in vollen Zügen auskosten. Auf einmal fängt seine Tasche an zu vibrieren, und das Handy reißt ihn aus seinen Tagträumen.
    »Brüderchen, wo zum Henker bist du denn?«
    »Hi, Al. Ich hab diese Frau wiedergesehen.«
    »Die von Sky News?«
    »Ja!«
    »Die Wikingerfrau?«
    »Ja, ja, genau sie.«
    »Die aus

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