Ich habe abgeschworen
ihr Auftritt brachte die gewünschte Unterstützung des Kongresses für den Krieg. Auch die USA sehen nicht das Recht aller Menschen auf individuelle Menschenrechte als Motor ihrer Politik, sondern eigenes Machtstreben.)
Zurück nach Deutschland: Die »Gutmenschen« hierzulande treibt in ihrem Verständnis für die beleidigten religiösen Gefühle der Muslime meines Erachtens eine Mischung aus der Scheu davor, rassistisch zu sein, und der Scheu davor, einen Glauben anzugreifen in einem Land, welches selbst Blasphemie noch als Straftatbestand kennt. So sagt § 166 des deutschen Strafgesetzbuches: »(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.« Dass der öffentliche Friede in Gefahr gewesen sei, das könnte man so sehen beim Aufruhr nach dem Karikaturenstreit. Doch sind es wirklich die Karikaturisten, die ihn gefährdet haben, oder nicht doch die, die diese Karikaturen geschickt für ihre Politik genutzt haben?
Immer noch wissen die meisten Deutschen nicht, was hinter den Mauern deutscher Moscheen und Islamvereine vor sich geht. Ich appelliere an sie, wissen zu wollen. Dann ist es vermutlich nicht mehr so einfach, schnelle Urteile über den Islam als Religion, die Islamverbände als Erbauer neuer Moscheen zu fällen. Aber Argumente und Urteile würden fundierter.
Auf der Suche nach Verbündeten
In meiner Arbeit gegen Steinigungen und Ehrenmorde arbeitete ich immer wieder mit Collin Schubert von Terres des Femmes zusammen. Ihre Kampagne gegen Verbrechen »im Namen der Ehre« definiert Terres des Femmes so: »Gewalt im Namen der Ehre ist eine Form von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, die im Rahmen von patriarchalen Familienstrukturen, Gemeinschaften und Gesellschaften stattfindet. Die Ausübung von Gewalt wird in der Regel mit dem Erhalt oder der Wiederherstellung von Ehre gerechtfertigt. Ehre als Wertesystem, Norm oder Tradition ist dabei immer sozial konstruiert.« Terres des Femmes wendet sich gegen sogenannte Ehrenmorde, Zwangsheirat, häusliche Gewalt und Genitalverstümmelung. Somit war Collin Schubert eine quasi natürliche Mitstreiterin, die ich bis 2005 noch nie getroffen hatte, aber mit der ich seit Jahren regelmäßig telefonierte und mich über die Arbeit austauschte.
Im Sommer 2005 schlug sie mir vor, an einer Tagung in Köln teilzunehmen, die vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten gemeinsam mit der Giordano Bruno Stiftung ausgerichtet wurde: »Leitkultur Humanismus und Aufklärung«. Sie meinte, das sei eine gute Gelegenheit, dass wir uns einmal persönlich kennenlernen könnten. Zudem war sie überzeugt, dass die Richtung der Säkularisten mir gefallen würde. Auf der Homepage der humanistischen Giordano Bruno Stiftung fand ich zum Stichwort »Leitkultur Humanismus und Aufklärung« folgende Worte: »Weder die konservative Wiederbelebung der Idee einer ›christlichen Festung Europa‹ noch die postmoderne Beschwichtigungspolitik gegenüber dem Islam oder anderen religiösen bzw. esoterischen Strömungen werden das Projekt einer ›offenen Gesellschaft‹ voranbringen. Vielmehr sollten wir konsequenter als je zuvor auf jene Leitkultur setzen, mit der der gesellschaftliche Fortschritt in der europäischen Geschichte tatsächlich verknüpft war, nämlich dem Zusammenspiel von diesseitigem Humanismus und wissenschaftlicher Aufklärung.« 19 Das sprach mich in der Tat an, und so meldete ich mich zur Teilnahme an. Rund 150 Menschen diskutierten an diesem Tag, unter anderem über Ehrenmorde und Zwangsheirat. Collin Schubert erläuterte die katastrophale Lage vieler Zwangsbräute in der Parallelgesellschaft mitten in Deutschland und von Frauen, die um ihr Leben fürchteten, weil sie ihren Mann verlassen hatten – und deren gesamte Familie sie jagte, um die Ehre durch ihren Tod wiederherzustellen. In der Diskussion nach ihrer Rede meldete ich mich zu Wort und erklärte: »Wir sollten nicht vergessen, Ursache sind nicht einfach Tradition und Familie, diese Zustände werden systematisch von den politischen Islamisten gefördert, denn ihnen sichern diese Praktiken die Macht.« Mir wurde aufmerksam zugehört, als ich meine Geschichte erzählte und von der Verfolgung vor allem der Frauen unter der Scharia, im Iran und auch in deutschen
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