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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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lernte. Vielleicht würde ich eines Tages die einzige Frau oder
überhaupt einer der wenigen Dorfbewohner sein, die den Koran lesen konnten und
die wunderbar dahinfließende arabische Schrift beherrschten.
    Eines Tages
wurden Mama und ich vom Hirsemahlen zu einer Geburt in Kinta gerufen, das
vierte Dorf in Richtung der untergehenden Sonne. Die Männer waren gerade beim
Unkrautjäten auf den Hirsefeldern, und so kam Fomba mit seinem Bogen und einem
Köcher voller vergifteter Pfeile mit, um uns zu beschützen. In Kinta
angekommen, bekam er einen Tee und konnte sich ausruhen. Mama und ich machten
uns an die Arbeit. Die Geburt zog sich vom Vormittag bis in den Abend, und als
Mama das Baby endlich herausgeholt, gewickelt und seiner Mutter an die Brust
gelegt hatte, waren wir todmüde. Wir aßen ein paar Hirsekuchen mit scharfer
Gumbosoße, die ich so gerne mochte, und bevor wir den Rückweg antraten, warnten
uns die Frauen des Dorfes, nicht auf dem großen Pfad zu gehen, da dort kürzlich
erst fremde Männer gesehen worden seien, die in keinem der benachbarten Dörfer
bekannt waren. Die Frauen fragten, ob wir nicht lieber über Nacht bleiben
wollten. Meine Mutter sagte Nein, weil auch eine Frau in Bayo jeden Moment mit
einem Baby niederkommen könne, und so machten wir uns bereit. Die Dorfbewohner
gaben uns einen Wassersack mit, dazu drei lebende, an den Füßen
zusammengebundene Hühner und als besonderes Dankeschön einen metallenen Eimer,
gerade so einen wie den von Fanta, in dem Mama Fomba das Wasser gebracht hatte,
als der voll mit dem Blut der Ziege gewesen war.
    Fomba konnte nichts auf
dem Kopf tragen, weil sein Hals immer etwas nach links hing, und so sagte Mama,
er solle den Eimer nehmen, in den sie die Hühner gestopft hatte. Fomba schien
stolz auf seine Errungenschaft, aber Mama warnte ihn, dass er den Eimer wieder
hergeben müsse, wenn wir zurück ins Dorf kämen. Er nickte glücklich und ging
voran.
    »Kann ich den Eimer
haben, wenn wir nach Hause kommen?«, fragte ich.
    »Der Eimer gehört dem
Dorf. Wir geben ihn dem Häuptling.«
    »Aber dann kriegt Fanta
ihn.«
    Mama hielt kurz die
Luft an. Ich konnte sehen, dass sie Fanta auch nicht mochte, aber sie achtete
auf ihre Worte.
    Wir gingen unter einem
Vollmond, der den Nachthimmel erleuchtete und uns den Weg wies. Als wir fast zu
Hause waren, sprangen drei Kaninchen vor uns auf und verschwanden im Wald,
eines nach dem anderen. Fomba stellte seinen Eimer ab, nahm einen Wurfstein aus
der Tasche in seinem Lendenschurz und legte den Arm zurück. Er schien zu
wissen, dass die Kaninchen zurück über den Pfad kommen würden. Als sie
tatsächlich wieder auftauchten, traf Fomba das langsamste der drei am Kopf. Er
beugte sich hinab, um es aufzuheben, aber Mama hielt ihn zurück. Das Tier war
in der Mitte außergewöhnlich dick. Mama fuhr mit der Hand über den Körper. Das
Kaninchen war schwanger. Das gebe einen feinen Eintopf, sagte Mama zu Fomba,
aber wenn ihm das nächste Mal ein paar Kaninchen über den Weg liefen, solle er
genau aufpassen und das schnellste erlegen, nicht das Weibchen mit den Babys im
Bauch. Fomba nickte, legte sich seine angeschwollene Beute über die Schulter
und ging schon wieder, als er plötzlich den Hals noch weiter zur Seite neigte
und lauschte.
    Wieder raschelte es in
den Büschen. Ich hielt nach weiteren Kaninchen Ausschau. Nichts. Wir gingen
schneller. Mama griff nach meiner Hand.
    »Wenn wir Fremden
begegnen, Aminata …«, begann sie, kam aber nicht weiter.
    Hinter einer Baumgruppe
tauchten vier Männer mit enorm dicken Armen und kräftigen Beinen auf. Ich
konnte im Mondlicht sehen, dass sie Gesichter wie ich hatten, aber ohne die
Sicheln oder etwas Ähnliches. Wer immer sie waren, sie kamen aus einem anderen
Dorf. Sie hatten Seile, Lederschnüre und ein komisches langes Stück Holz mit
einem Loch an einem Ende. Einen Moment lang starrten sie uns an, und wir
starrten zurück. Ich hörte, wie Mama vor Angst schluckte. Ich wollte rennen.
Niemals würde mich einer dieser dicken, unbeholfenen, laut atmenden Männer zu
fassen bekommen, wenn ich davonflitzte, zwischen den Bäumen hindurchwirbelte,
Haken schlug und schnell wie eine Antilope über die Pfade flog. Aber Mama trug
den Wassersack auf dem Kopf, ich selbst ein paar Ananas, und in dem Augenblick,
den ich zögernd dastand und mich fragte, was wir mit den Sachen machen sollten,
hatten uns die Männer auch schon eingekreist.
    Fomba war der Erste von
uns, der sich bewegte. Er packte den

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