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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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Die
Plantage führte er bestimmt aus reiner Verzweiflung. Ich konnte mir nicht
vorstellen, wie ich weiterleben könnte, sollte ich seine Indigo-Produktion
beaufsichtigen und ihm die Bücher führen müssen.
    »Sind Sie nach New York
gekommen, um Ihren Anspruch auf diese Frau geltend zu machen?«
    »Ich bin gekommen, um
mit dem Gouverneur von New York über den Indigo-Handel zu sprechen. Aber ich
wusste, dass sie hier ist.«
    »Was ist Ihr Einsatz in
dieser Sache?«, fragte der Friedensrichter.
    »Dieser Mann«, sagte
Lindo und nickte zu Appleby hinüber, »hat mir Meena 1762 verkauft. Ich habe die
Papiere dabei.«
    »Sie sagen also, sie
gehört Ihnen? Sie beanspruchen sie für sich selbst?«
    »Sie gehört nicht Mr
Appleby«, sagte Lindo, »sondern mir.«
    »Mr Appleby hat uns
seine Papiere gezeigt«, sagte der Richter. »Haben Sie einen Beleg für ein
späteres Kaufdatum?«
    »Ja. Soll ich ihn Ihnen
zeigen?«
    »Mr Lindo, das war
heute ein langer Tag. Lesen Sie ihn einfach vor.«
    »Ich würde lieber …«
    »Lesen Sie schon, Mr
Lindo.«
    Lindo räusperte sich
und zog ein Papier aus der Tasche. Er entfaltete es sorgfältig, kratzte sich
das Kinn, räusperte sich noch einmal und begann zu lesen.
    »Kaufvertrag zwischen Robinson Appleby von St.
Helena Island und Solomon Lindo aus Charles Town. Datiert auf den 1. Februar
1762. Die Verkaufsbedingungen für Meena, ein Frauenzimmer aus Guinea … Reicht das?«
    »Lesen Sie weiter«,
sagte der Richter.
    »Solomon Lindo willigt ein, besagtes Frauenzimmer
Meena für sechzig Pfund Sterling zu kaufen und …«
    Lindo brach ab. Ich
sah, wie das Papier in seiner Hand zitterte.
    »Wir haben nicht den
ganzen Tag Zeit, Mr Lindo. Bitte, lesen Sie weiter.«
    Lindo seufzte und fuhr
fort. »… und den Verkauf von Mamadu, Meenas Sohn,
zu arrangieren. Besagter Verkauf soll nach Savannah, Georgia gehen, zu
Bedingungen, die Robinson Appleby zusagen. Der Ertrag aus dem Verkauf des
Sohnes wird geteilt, drei Viertel gehen an Mr Appleby, ein Viertel bekommt Mr
Lindo.«
    Drei Viertel des
Gewinnes für einen Mann, ein Viertel für den anderen. Ich wollte mein Herz
nicht mit Hass vergiften. Schließlich wuchs da ein weiteres Kind in mir heran,
und für dieses Kind wollte ich so ruhig wie eine Frau aus Bayo sein, die mit
einem Bündel auf dem Kopf dahinging. Ich legte die Hand auf meinen Bauch und
wartete darauf, dass die Männer zu einem Ende kamen.
    »Wurde der Vertrag
unterzeichnet und erfüllt?«, fragte der Richter.
    »Ja.«
    »Und Sie nennen sich
selbst Gentlemen?«
    Appleby sagte nichts,
aber Lindo hob die Hand, um etwas zu sagen.
    »Sir, ich bin nicht
stolz auf die Dinge, die ich getan habe, aber ich möchte eines klarstellen. Mr
Appleby war entschlossen, das Baby an einen anderen Besitzer zu verkaufen als
die Mutter. Er war wie besessen von dem Wunsch, seine Sklavin zu bestrafen,
weil sie sich seinem Willen widersetzte. Ich konnte ihn nicht dazu überreden,
mir beide zu verkaufen. Allerdings gelang es mir, ihn mit einer beträchtlichen
Summe, die weit über dem gewöhnlichen Preis damals lag, dazu zu bringen, mir
wenigstens Meena zu überlassen, das jedoch nur, wenn ich den Verkauf des Kindes
arrangierte. Ich tat mein Bestes, den Jungen in die Hände eines Mannes zu
geben, der als Gentleman geachtet war. Was Meena betrifft, so ist richtig, dass
ich sie kaufen und für mich arbeiten lassen wollte. Aber ich hatte auch das
Gefühl, dass es besser war, sie zu mir zu nehmen, als sie auf eine Reisplantage
nach Georgia zu schicken.«
    Der Friedensrichter
schüttelte den Kopf. »Mr Appleby, haben Sie darauf etwas zu erwidern?«
    »Ich habe diesem Juden
nichts zu sagen«, sagte Appleby.
    »Lassen Sie mich den
Vertrag sehen«, sagte der Friedensrichter. Er nahm ihn, strich ihn glatt,
studierte ihn eingehend, gab ihn Lindo zurück und wandte sich an Appleby: »Mr
Appleby, Sie ziehen den Ruf von uns Weißen in den Schmutz. Sie haben einen Tag,
New York zu verlassen. Wenn Sie morgen um zwölf noch in der Stadt sind, lasse
ich Sie verhaften. Und wenn Sie nicht in dreißig Sekunden aus diesem Raum sind,
lasse ich Sie auf der Stelle schon wegen Meineides einsperren. Und jetzt raus.«
    Appleby ging ohne einen
Blick zu mir oder Lindo durch die Tür.
    »Mr Lindo, Sie dürfen
Ihr Eigentum mitnehmen«, sagte der Richter.
    »Sie ist frei und kann
gehen, wohin sie will«, sagte Lindo.
    »Sie haben den ganzen
Weg auf sich genommen, um einer Sklavin die Freiheit zu geben?«
    »Ich versuche, Frieden
mit

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