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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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arrangieren, wie und wann sie an die Öffentlichkeit kommt.«
    Ich sah keinen Grund,
dem zu widersprechen.
    Am nächsten
Tag erzählte mir Dante, sein Lohn sei erhöht worden. »Was haben Sie mit den
Abolitionisten gemacht?«, fragte er.
    »Das war afrikanische
Hexerei«, antwortete ich mit einem Lächeln.
    Abends nach seiner
Arbeit nahm mich Dante mit ins Hinterhaus, wo die Bediensteten wohnten. Dort
wurde ich von Betty Ann begrüßt, die mir durch meine Krankheit geholfen hatte,
und ich erfuhr, dass die beiden ein Paar waren. Betty Ann war in Jamaika
geboren, als Haussklavin eines reichen Pflanzers nach London verschifft worden
und hatte sich befreit, indem sie ihm weggelaufen war.
    »Hat er nicht versucht,
Sie zurückzuholen?«, fragte ich.
    »Das wagen sie nicht.
Das Gericht lässt es nicht zu. Wenn in London heute ein Schwarzer aus der Tür
seines Masters läuft, ist er frei.«
    Ich wusste, London war
eine große Stadt in einer noch weit größeren Welt, aber ich musste einfach
fragen, ob sie von einer Familie Witherspoon gehört hätten. Das hatten sie
nicht. Ich kam mir dumm vor und gelobte, meine beschränkte Kraft nicht weiter
damit zu verschwenden, vom Unmöglichen zu träumen. In London wohnten Millionen
Menschen, und wenn meine Tochter noch lebte, konnte sie in allen möglichen
Dörfern und Städten auf beiden Seiten des atlantischen Ozeans sein.
    Betty und Dante boten
mir an, mich in einen Teil Londons mitzunehmen, in dem mehr schwarze Menschen
lebten, aber ich hatte nicht die Kraft für größere Unternehmungen und
beschloss, mich auf das Schreiben meines Berichts für den Parlamentsausschuss
zu konzentrieren.
    Ausgestattet mit
ausreichend Essen, Federn, Tinte und Papier, gewärmt von Decken, die ich mir um
die Beine wickelte, und bequem an einem Tisch mit hellen Kerzen sitzend, machte
ich mich daran, die Geschichte meines Lebens aufzuschreiben, und als ich einmal
begonnen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Meine Kindheit erstand vor mir
auf dem Papier, meine Zeit als junge Frau, die Arbeit als Hebamme, die Geburt
Mamadus und Mays. Immer weiter schrieb ich, ohne dass ein Ende absehbar gewesen
wäre.
    Die Abolitionisten
jammerten.
    »Es ist wunderbar, dass
Sie so viel mitzuteilen haben, Miss Dee«, sagte Thomas Clarkson bei einem
weiteren Treffen mit den Abolitionisten. »Aber es wird nichts wert sein, wenn
der Parlamentsausschuss es nicht zu lesen bekommt.«
    »Da muss ich ihm recht
geben«, meinte Wilberforce. »Die Sklavenhändler haben sich vor dem Ausschuss
ausgezeichnet präsentiert. Jede einzelne Zeitung berichtet von den
Rechtfertigungen ihres Tuns, und dass der Handel auch weiter erlaubt sein
soll.«
    Die Männer am Tisch
rutschten nervös auf ihren Sitzen hin und her. Ich hatte die Berichte gelesen.
Die Befürworter der Sklaverei behaupteten, die Sklaverei sei ein humanes
Mittel, Afrikaner vor der Barbarei in ihrer Heimat zu retten. Die Afrikaner
würden sich gegenseitig in Stammeskriegen umbringen, befreie man sie nicht und
bringe sie nach Amerika, wo sie den zivilisierenden Einfluss des Christentums
genössen. Die Zeitungen schrieben, dass die Verschiffung so sauber und sicher
vonstattengehe wie nur möglich und nicht mehr Afrikaner dabei ihr Leben ließen
als englische Seeleute.
    Aber Hastings blieb
ruhig. »Gentlemen, Miss Dee wird ihre Geschichte erzählen, und wenn es so weit
ist, wird ihr ganz England zuhören.«
    Wilberforce sorgte
dafür, dass mein Auftritt vor dem Ausschuss verschoben wurde, und drängte die
Presse, den Aussagen der Sklavenhändler genauere Beachtung zu schenken. Bald
schon werde er Beweise beibringen, die diese Aussagen widerlegten. Und dann
überredete er mich, ihm vorab fünfzig Seiten meines Berichts zu geben, damit er
bereits etwas in der Hand hielt.
    An dem
Morgen, an dem ich vor dem Parlamentsausschuss aussagen sollte, berichtete die
Titelseite der Times ihren Lesern von Hector Smithers, dem Botaniker, der eine Ausstellung
toter, aber bestens konservierter afrikanischer Nager, Fledermäuse, Schmetterlinge,
Termiten, Leoparden und Krokodile zusammengestellt habe. Die Ausstellung hatte
am Eröffnungstag so viele Besucher angelockt, dass man gezwungen gewesen war,
die Türen zu schließen, um eine Überfüllung zu verhindern. Die Times sprach
von einer »spektakulären Zurschaustellung der schockierenden, üppigen,
farbenfrohen Barbarei des Tierreichs im dunkelsten Afrika« und fügte an, der
Eintritt koste sechs Pence. Weiter hinten in der Zeitung

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