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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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Kopf bis Fuß an, und ich stand stolz vor ihm. Er erklärte mir, dass der Buckra,
dem die Plantage auf Lady’s Island gehörte, für die Fiebermonate weggefahren
sei und er nachts gehen könne, wohin er wolle. In diesen Monaten, sagte
Chekura, führen Dutzende Neger nachts mit Booten und Karren herum und tauschten
Hühner gegen Reis, Gemüse gegen Kürbisflaschen, Kaninchen gegen Rum und
natürlich trügen sie auch Nachrichten über Brüder und Schwestern, Frauen und
Kinder weiter, würfen das Fischnetz aus und holten es wieder ein. Chekura hatte
überall auf den Inseln in den Küstenniederungen Afrikaner gefunden: Es gab zwei
Fulbe auf Edisto, einen Bambara auf Coosaw und drei Eboe auf Morgan. Chekura
sagte, er könne kaum glauben, wie schnell ich die Negersprache gelernt hätte.
Ich flüsterte stolz, dass ich heimlich lesen lernte.
    »Ich habe etwas für
dich«, sagte er und zog ein Tuch aus dem Ärmel, faltete es zusammen und gab es
mir, als wären es die traditionellen Kolanüsse, die man in unserer Heimat bei
einem Besuch mitbrachte.
    Es war ein rot
gestreiftes Kopftuch. Ich drückte es an mich, grub die Nase hinein, nahm seinen
Geruch in mich auf und band es mir über die Haare.
    »Du siehst schön damit
aus«, sagte er.
    Ich nahm seinen Arm.
Ich wollte ihn spüren und sehnte mich danach, ihn morgens beim Aufwachen neben
mir zu haben. Ich überlegte, wie ich ihm sagen konnte, dass ich für die Sache,
die er von mir wollte, noch nicht bereit sei, aber er sah mein Zögern und
ersparte es mir, darüber reden zu müssen. Er müsse gehen, sagte er, bevor sie
auf der Plantage merkten, dass er nicht da sei.
    Chekura
konnte mich nur etwa einmal im Monat besuchen. Ich sehnte mich nach seinem
Gesicht, nach seiner Stimme und seinem ganz eigenen Geruch, der mich so sehr an
zu Hause erinnerte. Es erregte mich zu denken, dass er mich kannte und von
meiner Vergangenheit vor diesem Leben hier in Carolina wusste. Wir umarmten uns
bei jedem seiner Besuche länger, und es rührte sich etwas tief in meinem Leib
und zwischen meinen Beinen. Aber ich traute den Gefühlen nicht. Ich wollte
seine Stimme festhalten und die Geräusche meines Dorfes darin hören. Er schien
bereit, so viel zu reden, wie ich es mir wünschte. In der anderen Sache drängte
er nicht.
    Die Monde
kamen und gingen, und während der kälteren Jahreszeit, als es keinen Indigo zu
ernten gab, war Appleby oft bei uns. Er kam zu der Zeit zurück auf die
Plantage, als ich etwa ein Jahr auf St. Helena war. Die Fensterläden des großen
Hauses wurden geöffnet, und etliche Neger hatten Tag und Nacht damit zu tun, wieder
alles in Gang zu setzen und für ihn und seine Frau zu kochen. Sie blieb jedoch
nur kurz, dann brachte er sie zurück nach Charles Town.
    Eines Morgens in der
kalten Jahreszeit kam Appleby zu unserer Hütte.
    »Georgia, pack deine
Sachen. Bei mir wartet ein Mann, der dich mit nach Lady’s Island nehmen will,
um ein Baby auf die Welt zu bringen.«
    Georgia griff mit der
einen Hand nach ihrer Tasche und mit der anderen nach mir.
    »Nein«, sagte Appleby.
»Diesmal fährst du allein.«
    Ich sah Georgia bittend
an.
    »Sie kommt mit«, sagte
Georgia.
    »Genug der Widerworte«,
sagte Appleby. »Du fährst allein.«
    Als Georgia
weg war, führte Appleby mich ins große Haus. Ich wollte mir all die
wunderlichen Dinge darin ansehen, mit den Händen über die Bücher fahren und das
Essen in der Küche riechen. Aber dazu hatte ich keine Zeit, und es würde mir
auch nicht erlaubt werden. Allerdings hoffte ich, vielleicht etwas zu sehen,
das mich auf eine Idee für eine mögliche Flucht bringen könnte. Der Koch sah
mich lange an und ging hinaus. Ein Mann, der die Böden des großen Hauses sauber
machte, musterte mich ebenfalls düster und ging.
    »Glaubst du, ich bin
dumm?«, fragte Appleby.
    »Master?«, sagte ich.
    Appleby stieß mich den
Flur hinunter in ein Zimmer und riss mir das Kleid vom Leib. Er zerfetzte mein
rotgestreiftes Kopftuch und warf mich aufs Bett.
    »Was schnüffelt dir
dieser Junge hinterher?«
    »Kein Junge, Master.«
    Er schlug mich. »Es ist
keiner von meinen. Wer ist der Junge?«
    »Kein Junge, Master.«
    Er presste mir die Hand
auf den Mund, drückte mich mit der Brust aufs Bett und fing an, sich die Hose
aufzuknöpfen. Seine Haut rieb über meine. Sie war nass, er schwitzte. Und er
stank.
    »Wem gehörst du?«,
sagte er.
    »Master.«
    »Ich sage: Wem gehörst
du?«
    Die borstigen Haare
seiner Brust kratzten über meine Haut, die

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