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Ich habe einen Namen: Roman

Ich habe einen Namen: Roman

Titel: Ich habe einen Namen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Hill
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Stoppeln auf seinen Backen bissen
mir ins Gesicht.
    »Master, bitte nicht
…«
    »Sag mir nicht, was ich
tun soll«, sagte er.
    Ich keuchte und wehrte
mich, konnte seinem Gewicht aber nicht entkommen. Ich überlegte, ob ich ihm in
die Schulter beißen sollte, oder in einen Finger, aber dann tat er mir
vielleicht noch mehr weh. Sollte ich still liegen, als wäre ich tot, und
warten, bis es vorbei war? Ich versuchte, meine Schenkel geschlossen zu halten,
doch er zerrte sie auseinander. Ihm gehörte meine Arbeit, und jetzt wollte er
mich ganz in Besitz nehmen.
    Hätte ich nur Georgias
Geburtsöl gehabt, hätte es nicht so wehgetan. Aber es gab kein Öl, und der
Schmerz war schrecklich, als er tief in meinen Körper stieß, an eine Stelle,
die nur mir gehörte. Ich konnte seinen ächzenden Körper nicht von mir schieben,
und so lag ich so still, wie ich nur konnte. Ich wollte es einfach nur
überleben, und dass es aufhörte. Es überleben, und dass es aufhörte. Sein Atem
wurde schneller, er ließ einen schrillen Schrei hören und war fertig. Als er
aus mir glitt, hatte ich das Gefühl, alles in mir fließe aus mir heraus.
    »Afrikanische Hure«,
sagte Appleby keuchend. Er stand auf, zog die Hose hoch und verschwand durch
die Tür.
    Mein Blut war überall
auf dem Bett, und es lief weiter und weiter. Immer noch konnte ich mich nicht
bewegen. Ich war in meinem Schmerz und meiner Scham gefangen.
    Eine Gestalt erschien
in der Tür. Es war Happy Jack mit seiner weißen Kochschürze. Er hielt eine
Orangenscheibe in der Hand, trat zu mir und steckte sie mir in den Mund.
    »Schmeck was Süßes,
Kind«, sagte er und versuchte die Hände unter mich zu bekommen.
    Ich verschluckte mich
an der Orangenscheibe, und so öffnete er mir den Mund wieder, zog sie heraus
und warf sie weg. Happy Jack nahm mich hoch, wie ein Vater sein eigenes Kind
hochhob, und trug mich hinaus. Ich wusste nicht, ob ich es lebend erreichen
würde, aber ich wusste, er brachte mich in Georgias Bett. Es war ein langer
Weg, und ich hob und senkte mich in Happy Jacks Armen, der mit langen Schritten
dahineilte. Das Keuchen des Kochs und das Jammern von Frauen war das Letzte,
was ich hörte.

Milch für das längste Stillen
     
    Nach Applebys
Attacke machte mir Georgia einen heißen Trank aus Gänsefingerkraut und
zerriebenen Zedernbeeren, der mir fürchterliche Magenkrämpfe verschaffte und
mich zwischen den Beinen bluten ließ.
    »So läuft der Schmutz
des Masters aus dir raus«, sagte Georgia, und ich war ihr dankbar.
    Ich sorgte mich, was
ich Chekura sagen sollte, aber Georgia riet mir zu schweigen.
    »Die Männer müssen nich
alles wiss’n«, sagte sie, »und ’n paar Dinge überhaup’ nich.«
    Nachdem Georgia mich
geheilt hatte, halfen mir zwei Dinge, weiteren Ärger mit Appleby zu vermeiden:
Ich wich nicht von Georgias Seite, wenn der Master da war, und Appleby kaufte eine
Negerin namens Sally. Ich war erleichtert, so seiner Aufmerksamkeit zu
entgehen, aber Sallys Los bedrückte mich auch. Sie war nur ein paar Jahre älter
als ich, hatte ein liebes Gesicht, weite Hüften und volle Brüste. Aber sie war
schwach und hatte Schwierigkeiten, beim Säen und Ernten mitzuhalten, und
Appleby holte sie immer wieder ins große Haus. So wäre es vielleicht noch
länger weitergegangen, wenn sie und acht andere von der Plantage nicht
plötzlich an den Pocken gestorben wären. Eine andere Frau war nötig gewesen, um
mich vor Appleby zu retten, und nur die Pocken hatten sie retten können.
    Zwei Jahre kamen und gingen, und mir wurde klar, dass Applebys Neger
entweder irgendwann an Altersschwäche auf der Plantage starben oder schon viel
früher von Atemnot, Fieber oder den Pocken dahingerafft wurden. Ich musste eine
Möglichkeit finden, von der Indigo-Plantage herunter und zurück in meine Heimat
zu kommen. Aber es gab keinen schnellen Weg zu den Dingen, die ich mir
wünschte. Jeden Tag dachte ich an meine Eltern und stellte mir vor, wie sie mir
sagten, ich solle lernen, was ich lernen könnte, und meine Fähigkeiten nutzen.
Robinson Appleby besaß meinen Körper, und ich hatte für ihn zu schuften, unter
brennender Sonne, im Gestank des Indigo-Schlammes, von Mücken zerstochen.
Daneben aber lernte ich für mich und meinen Vater, was Mamed mir über die
Verarbeitung des Indigo beizubringen wusste, und für mich und meine Mutter
wurde ich Georgias ständige Helferin, wenn es darum ging, ringsum auf den
Inseln Babys zur Welt zu bringen.
    Ich wusste, ich musste
die Buckra

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