Ich habe einen Namen: Roman
hat?«
»Ich will nur Lindo«,
sagte er. »Direkt hier in der Stadt. Er ist einer, den ich erwischen könnte.
Ich könnte nachts kommen, und niemand würde mich sehen.«
»Vielleicht sähe dich
niemand, aber ich wüsste es«, sagte ich. »Ihn zu töten, bringt unser Baby nicht
zurück. Ich will, dass du am Leben bleibst, und ich will, dass du gut bleibst.«
»Du willst, dass ich
gut bleibe?«
»In unserem Leben hat
es genug Morde gegeben, und du bist kein Mörder. Du bist immer noch der Junge,
der zu dumm war wegzulaufen, bevor sie ihn in Ketten gelegt und aufs Schiff
geworfen haben.«
»Ich wäre den Sklavenhändlern
ja weggelaufen, aber ich wusste, dass du über den großen Fluss fahren würdest,
und ich wollte mit dir kommen.«
Ich schenkte ihm ein
winziges Lächeln. »Wie nett«, sagte ich. »Du warst ein Dummkopf, aber du warst
gut. Wenn du gut bleibst, komm zurück und versuche beim nächsten Mal etwas mehr
Zeit zu haben. Man weiß nie, was geschieht. Vielleicht heirate ich dich
einfach.«
»Und das sagst du mir
jetzt«, sagte er. Er sah mich lange und liebevoll an und hielt mich mit seinem
Blick ebenso innig und fest an sich gedrückt, wie es nur irgendein Mann mit den
Armen gekonnt hätte.
Chekura musste gehen.
Um zwölf musste er einen Mann treffen, den Mann, der ihm die Nacht freigegeben
hatte und den er über die Wasserwege der Küstenniederungen führen sollte. Ich spreizte
die Hände und legte die Finger auf Chekuras Finger. Zusammen wirkten sie wie
das Gerippe eines Hauses. Ich drückte ein wenig stärker gegen seine
Fingerspitzen, die trotz all der Jahre weich und glatt waren. Chekura lächelte,
und ich sah die tiefen Falten an seinen Mundwinkeln.
»Auf Wiedersehen, meine
liebe Frau«, sagte er.
Ein weißer Mann sah von
der anderen Seite der Straße zu uns herüber. Es musste sein Besitzer sein.
Ich konnte mich nicht
dazu bringen zu lächeln, und ich hatte keine Worte mehr. Ich drückte ein
letztes Mal gegen Chekuras Fingerspitzen, und dann war mein Mann weg.
Solomon Lindo
kam nach einem Monat zurück. Ich hatte während seiner Abwesenheit bei zwei
Geburten geholfen, aber nur eine kleine Flasche Rum bekommen, einen Beutel
Tabak und einen Meter indigogefärbten Stoff.
Lindo schickte seine
Schwester nach Hause, ging einen Tag lang seinen Geschäften nach und rief mich
tags darauf in sein Büro.
»Ich habe die
Abrechnungen durchgesehen«, sagte er. »Du schuldest mir zwei Pfund.«
Ich wollte ihn nicht
ansehen.
»Ich erwarte eine
Antwort, wenn ich mit dir spreche.«
Mit leiser, monotoner
Stimme sagte ich: »Sie schulden mir mehr als Silber.«
»Du hast mir zehn
Schillinge pro Woche zu zahlen, meiner Schwester während meiner Abwesenheit
aber nichts gegeben.«
»Ich habe nichts, was
ich Ihnen geben könnte. Und mir gehen andere Dinge durch den Kopf.«
Lindo schnaubte. »Ich
habe meine Stelle als offizieller Indigo-Inspektor verloren, und möchtest du
vielleicht wissen, warum?«
Ich achtete nicht
weiter auf seine Frage. Was gingen mich seine Indigo-Probleme an?
»Weil nicht mehr genug
produziert wird, um meine Inspektionen zu rechtfertigen. Wenn ich die Engländer
nicht dazu bringe, die Subventionen zu erhöhen, und wenn der Preis auf den
internationalen Märkten nicht ansteigt, wird die Indigo-Wirtschaft in Carolina
zusammenbrechen.«
»Und was hat das mit
mir zu tun?«
Er schlug mit der Faust
auf den Tisch. »Ich kleide dich und nähre dich«, schrie er. »Dir geht es in
diesem Haus besser als jedem anderen Bediensteten in dieser Stadt. Es gibt
keine Kleider mehr, kein Essen, keine Vergünstigungen und keine Hilfen, bis du
deinen Unterhalt bezahlst. Zehn Schillinge in der Woche, keinen Penny weniger.«
»Ich kann Ihnen kein
Geld zahlen, das mir nicht gezahlt wird«, sagte ich.
»Dann wirst du das Haus
nicht verlassen, es sei denn, du wirst zu einer Geburt gerufen oder ich habe
dir eine andere Aufgabe gegeben.«
»Werden Sie mich von
jetzt an Sklavin statt Bedienstete nennen?«
Er packte meine Hand
und zog mich zu sich heran. Ich spürte seinen Atem auf der Stirn.
»Du wirst kochen und
tun, was ich sage.«
»Das werde ich nicht.«
Ich versuchte, mich
loszureißen, doch er hielt mich gepackt und schlug mir mit der freien Hand ins
Gesicht. Dann ließ er los.
Meine Wange brannte.
Ich starrte ihm in die Augen, bis er den Blick abwandte.
»Vergib mir«, sagte er
leise und sah zu Boden. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich bin
nicht mehr ich selbst, seit Mrs Lindo
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