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Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg

Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg

Titel: Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Messner
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Refugio municipal sind schnell erzählt, auch wenn sich das natürlich über ein paar zähe Stunden hinzieht: Wir sind zu zehnt. Es ist zum Glück nicht so heiß hier im Kellergeschoss wie oben bei den anderen. Um 22 Uhr kräht irgendwo im Zimmer ein Handy-Hahn als Stundensignal. Die Besitzerin schläft. Das tut sie übrigens die halbe Nacht - und ihr Stundenhahn kräht irgendwo im Dunkeln weiter. Pünktlich. Jede Stunde. Danke dafür.
    Eine Südafrikanerin schräg unter mir fällt gewissenhaft und routiniert den letzten Regenwald ihres Kontinents. Kontinuierlich. Bis zum nächstenMorgen. Wohl dem, der mit Ohrstöpseln schlafen kann, aber da hört man sein eigenes Blut rauschen und angenehm ist das auch nicht. Eine Katze jammert vor der Tür, die Klospülung von oben rauscht, die Klo-Pilger stehen auf, ein Drehen und Wenden im Raum. Irgendwann lässt so ein Vollpfosten die Katze ins Zimmer, damit ihr Miauen noch ein bisschen lauter wird. Zwischen all diesen Störungen schlafe ich immer wieder mal ein - wie lange insgesamt kann ich nicht sagen. Wenn eine Stelle für hauptberufliche Schlafsaalpilger ausgeschrieben würde, müsste im Inserat folgendes verlangt werden: Ordnungssinn stark ausgeprägt, Hang zum bewusstlosen Schlafen, stöpselgeeignete Gehörgänge.
    Die schnarchende Südafrikanerin hat sich bestimmt für den Nachmittag an uns gerächt: Sie kommt mit ihrem Mann, rot glühend vor Hitze, klatschnass und lang angezogen mit Jacke in Zeitlupe gegen 16 Uhr bei 33 Grad im Schatten die langgezogene Calle Mayor entlang. Bei uns, die wir vollkommen regungslos im Schatten der Häuser ausharren, beklagt sie sich über die schreckliche Hitze. Meinen freundlichen Hinweis auf die allmorgendliche Kühle so gegen halb sieben quittiert sie mit einem kränkend feindseligen Blick, ihr Mann hingegen mit einem triumphierenden. Seine Augen suchen voller Dankbarkeit die meinen. Dann sagt er ihr offensichtlich die passenden Worte in Afrikaans.
    So weit ich das mitbekomme, mag sie weder früh losgehen, noch schnell, noch ohne lange Pausen am Nachmittag, wenn es dann endlich zu heiß ist. Irgendwie tut mir ihr Mann ein bisschen leid. Sie weniger. Pilgern ist halt auch mal mitleidlos .
    Habt doch Mitleid mit ihnen alle, die ihr um sie her wohnt und ihren Namen kennt, und sprecht: "Wie ist die starke Rute und der herrliche Stab so zerbrochen!" Jeremia 48.17

17. Tag von Hornillos del Camino nach Castrojeriz
    Am Morgen piept in der Herberge um 5.30 der erste Wecker. Fahle Kaffeesuchtgesichter sammeln sich vor dem Automaten in der Küche und warten auf einen Plastikbecher schwarzer Brühe, auf dass sie angeblich ihre Lebensgeister wecke. Ich habe zwar auch schlecht geschlafen, und möchte deshalb jetzt schnell hier raus, aber ich bin wie immer binnen weniger Minuten wach, angezogen und abmarschbereit. Martin und ich frühstücken nach der kurzen Verabschiedung von den grauen Morgenmuffelgesichtern im Losgehen: O-Saft, Milchbrötchen, Schokolade und ein Apfel. An apple a day…
    Gleich neben dem Refugio treffen wir im Halbdunkel auf drei Franzosen am Kofferraum eines Autos. Sie räumen darin herum. Ja, an ihrem Kofferraum voller Gepäck! Am Abend hatten die vermeintlichen Pilger noch mit uns auf dem kleinen Platz zwischen Herberge und Bar gesessen - und hatten auch im Refugio geschlafen. Jetzt entpuppen sie sich als Betrüger und Autopilger, die sich bei uns nur ihre Portion Pilgerromantik abgeholt und anderen das Bett in der Herberge weggenommen haben. Schönen Dank auch. Das erinnert verschärft an Weihnachten, wenn die bigotten Gutmenschen ihren alljährlich einmaligen Besuch in der Kirche absolvieren. Es ist wirklich ein Kreuz mit den Pilgertouristen!
    Wir sind platt und wandern in den werdenden Tag. Erstmals seit Jahren sehe ich an diesem Morgen wieder am Wegesrand Glühwürmchen durch die Dunkelheit fliegen. Zuhause im Westerwald ist das mehr als zehn Jahre her. Da hatte sich ein Schwarm von ihnen in der Dachrinne unseres frisch errichteten Anbaus gesammelt. Ist das jetzt ein spirituelles Zeichen? Bestimmt. Es ist halt wie im Philosophiestudium: Es bleiben am Ende des Weges immer mehr Fragen als Antworten liegen.
    Es ist heute kühler als gestern und die 21 Kilometer nach Castrojeriz sind um 11.30 Uhr bereits Teil unserer Pilgergeschichte. Heute gehe ich ins Hotel. Ohne krähende Handys undschnarchende Südafrikanerinnen. Ein schön renoviertes, altes Haus. Man trägt mir meinen Rucksack ins Zimmer. Ruhe und ein eigenes Bad. In der

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