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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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würden mich ersticken.“
    Ich ging auf die Veranda, setzte mich neben meine Schwester und stemmte meine nackten Füße gegen das Geländer. „Alles in Ordnung, Margaret?“
    „Stuart hat ein Rendezvous“, verkündete sie. „Mit deiner Kollegin, Eva oder Ava oder irgend so ein anderer Pornoname.“
    Mir klappte der Unterkiefer herunter. „Oh, Margs. Bist du sicher, dass es ein richtiges Rendezvous ist? Keine berufliche Verabredung unter Kollegen?“
    „Na ja, er geht mit ihr essen und hat sich große Mühe gegeben, mich zu erinnern, wer sie ist.“ Sie verstellte ihre Stimme, um Stuart zu imitieren: „‚Du erinnerst dich sicher an sie. Ziemlich attraktiv, unterrichtet Geschichte, so wie Grace …‘ Arschloch.“ Margarets Mund begann verräterisch zu zucken.
    „Ach, vielleicht will sie sich nur bei ihm einschmeicheln, damit sie in dieser Vorsitz-Geschichte seine Unterstützung hat“, schlug ich vor. „Sie weiß bestimmt, dass er mit dem Rektor befreundet ist.“
    „Er würde nicht gegen deine Interessen handeln“, erwiderte sie.
    „Ich gewähre seiner Frau Unterschlupf – vielleicht ja doch“, entgegnete ich. Sie sagte nichts weiter. Durch die Schiebetür sah ich zu Callahan. Er stand an der Küchentheke und schnittirgendetwas klein, und er passte so gut dorthin, dass mir schwindelig wurde. Dann bekam ich schlagartig ein schlechtes Gewissen, weil es mir so gut ging, während Margaret leiden musste.
    „Margaret“, begann ich vorsichtig, während meine Schwester ihre Knie anstarrte, „vielleicht ist es an der Zeit, dass du zu Stuart zurückkehrst. Geht zur Eheberatung oder so etwas. Einfach hierzubleiben macht es nicht besser.“
    „Stimmt“, erwiderte sie. „Nur, dass es dann so aussieht, als würde ich angekrochen kommen, weil ich eifersüchtig bin, was auch stimmt, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, aber ich will ihm nicht die Genugtuung geben zu denken, dass er mich nur zu betrügen braucht, damit ich wieder angerannt komme wie ein dressierter Hund.“ Angus bellte aus Solidarität. „Wenn er mich zurückhaben will, dann soll er, verdammt noch mal, was unternehmen!“ Sie hielt inne. „Etwas anderes, als andere Frauen zu vögeln“, fügte sie hinzu.
    „Was kann ich tun?“
    „Nichts. Hör zu, ich gehe in den Keller, ja? Um einen deiner Kitschfilme anzusehen oder so etwas, ist das okay?“
    „Sicher“, sagte ich. „Äh … vielleicht übernachte ich heute bei Cal.“
    „Schön. Bis später.“ Sie stand auf, drückte kurz meine Schulter und ging in die Küche. „Hey, Sträfling, du solltest mit meiner Schwester über deine schmutzige Vergangenheit reden. Okay? Viel Spaß.“ Sie nahm ihr Weinglas und verschwand in den Keller.
    Ich blieb allein auf der Veranda sitzen und lauschte den Vögeln, die ihren Abendgesang anstimmten. Mit dem Duft von frisch gemähtem Gras, dem zart gefärbten Himmel, der friedlichen Stimmung dieser Jahreszeit fühlte ich mich glücklich. In der Küche klapperte Callahan mit Tellern und irgendetwas zischte in der Pfanne. Plötzlich hatte ich ein überwältigendes Gefühl von … nun, es war mit Sicherheit zu früh, von Liebe zu sprechen, aber Sie wissen schon. Zufriedenheit. Reine und leider unterschätzte Zufriedenheit. Angus leckte mir die Knöchel, als wüsste er, was ich empfand.
    Cal öffnete die Schiebetür, kam mit unseren Tellern nachdraußen und stellte mir einen auf den Schoß. Ein Omelett mit Vollkorntoast. Perfekt. Er setzte sich in den Liegestuhl, den Margaret verlassen hatte, und biss in seinen Toast. „Also. Meine schmutzige Vergangenheit“, begann er.
    „Vielleicht sollte ich wissen, was du getan hast, um ins Gefängnis zu kommen.“
    „Richtig“, erwiderte er knapp. „Du solltest es wissen. Iss, und ich rede.“
    „Ich dachte einfach, dass ich es von dir hören sollte, Cal. Margaret weiß …“
    „Grace, ich wollte es dir heute sowieso sagen. Deshalb war ich ja so sauer, als du plötzlich weg warst. Also iss.“
    Gehorsam probierte ich ein Stück Omelett, das heiß war und schaumig und ganz hervorragend. Ich schenkte Cal ein, wie ich fand, ermutigendes Lächeln und wartete.
    Callahan stellte seinen Teller ab und drehte den Stuhl herum, damit er mich besser ansehen konnte. Er lehnte sich leicht vor, hielt seine kräftigen Hände locker umfasst und starrte mich eine Minute lang nur an, was das Kauen ein wenig unangenehm machte. Dann seufzte er und blickte zu Boden.
    „Ich habe das Geld nicht wirklich veruntreut. Aber ich wusste

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