Ich habe mich verträumt
noch kein Geländer, war aber breit und einladend. Es war die Art von Haus,die noch sorgfältig errichtet worden war, mit kleinen Fenstern und breiten Fensterbänken, Zierleisten an den Wänden und im Muster verlegten Eichendielen. Die Art von Haus, die so nicht mehr gebaut wurde.
Angus fiepte. „Schon gut, Junge“, flüsterte ich. In der Küche fand ich einen Stift und ein Stück Papier neben dem Telefon. „Verehrter Mr O’Shea“, schrieb ich.
Herzlichen Dank für die freundliche Unterstützung letzte Nacht beim Suchen und Finden meines geliebten Angus. Ich hoffe, Sie haben wohl geruht. Ich habe heute Morgen die unleidige Pflicht, ein paar Yankee-Horden in Chancellorsville abzuwehren (auch bekannt unter dem Namen Haddam Meadows an der Route 154, eine Querstraße der Route 9, falls Sie Interesse hegen, uns beim Zurückdrängen der aggressiven Nordstaatler zuzusehen.) Sollte ich unverletzt überleben, hoffe ich sehr, dass unsere Wege sich in naher Zukunft erneut kreuzen werden .
Mit den besten Wünschen ,
Grace Emerson (Miss)
Blöd oder niedlich? Ich entschied, dass es süß war, und klemmte die Nachricht ans Telefon. Dann warf ich einen letzten Blick auf den wunderschönen schlafenden Mann, hob Angus hoch und schlich aus dem Haus. Mein Hund brauchte dringend ein Bad und ich ebenfalls.
24. KAPITEL
H ier entlang, erstes Bataillon von Virginia!“, brüllte ich auf Snowlights Rücken. Gut, das dicke kleine Pony wirkte nicht gerade wie ein Kampfross, aber es war besser als nichts.
Margaret marschierte neben mir auf. „Ich muss wirklich mit diesem Mist aufhören“, sagte sie und zerrte an ihrer Uniform. „Ich sterbe gleich vor Hitze.“
„Tatsächlich sollst du da drüben sterben, am Fluss“, korrigierte ich sie.
„Ich kann nicht fassen, dass du damit freiwillig dein Privatleben ausfüllst.“
„Und doch bist auch du hier und machst mit.“ Ich wandte mich an meine Truppen. „‚Wer sollte nicht siegen mit Truppen wie diesen?‘“, zitierte ich laut. Meine Soldaten jubelten.
„Bist du gestern früh ins Bett gegangen?“, erkundigte sich Margaret. „Das Licht war aus, Angus war ruhig, und das schon um halb zehn, als Mom mich bei dir absetzte.“
„Jupp. Der Schlaf vor Mitternacht ist doch der beste“, erwiderte ich, wobei mein Gesicht verräterisch rot wurde und zu brennen begann. Margs hatte mich heute Morgen frisch geduscht in der Küche angetroffen, bevor sie mit ihrem eigenen Wagen zum Schlachtfeld aufgebrochen war, da sie später einen Termin in Middletown hatte, sodass ich ihr noch nichts von den neuesten Entwicklungen bezüglich unseres heißen Nachbarn erzählen konnte.
„Hey, gestern im Gericht habe ich einen netten Typen getroffen und gedacht, du könntest vielleicht seine Nummer haben wollen“, sagte Margaret, während sie auf einen Unions-Soldaten zielte.
„Warte, nicht schießen!“, warnte ich. „Sonst schläft Snowlight ein. Er hat Narkolepsie.“ Liebevoll tätschelte ich meinem Pony den Hals.
„Nicht zu fassen“, murmelte Margs kopfschüttelnd. Dann legte sie erneut an und sagte ohne viel Überzeugung: „Peng!“Der Soldat, dem die Unzulänglichkeit meines Pferdes wohl bewusst war, ließ sich mit der geforderten Dramatik fallen, krallte sich ein paar Sekunden lang in den Boden und blieb dann reglos liegen. „Soll ich ihm sagen, dass er dich anrufen kann?“
„Also, eigentlich brauche ich jetzt niemandes Nummer mehr“, entgegnete ich.
„Warum? Hast du einen gefunden?“
Ich sah sie an und lächelte. „Callahan O’Shea.“
„Ach du Schande!“, rief sie und sah mich ungläubig an. In diesem Moment zündete Grady Jones, in seinem anderen Leben Apotheker, in einiger Entfernung eine Kanone, und Margaret sank gehorsam zu Boden. „Du hast mit ihm geschlafen!“, rief sie. „Mit Callahan, stimmt’s?“
„Würdest du wohl bitte leiser sein, Margaret? Immerhin bist du tot.“ Ich stieg ab und gab Snowlight eine Karotte aus meiner Tasche, damit ich noch etwas mit meiner Schwester reden konnte. „Und: Ja, das habe ich. Letzte Nacht.“
„Mein Gott!“
„Wieso?“, fragte ich nach. „Was ist aus ‚Grace, du hast ein bisschen Spaß verdient‘ geworden?“
Margaret rückte ihre Waffe zurecht, damit sie nicht drauflag. „Hör zu, Grace. Natürlich hast du Spaß verdient. Ganz bestimmt. Und mit Callahan hast du sicher einen Riesenspaß …“
„Oh ja! Also wo liegt das Problem?“
„Na ja, eigentlich bist du doch nicht auf der Suche nach Spaß,
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