Ich habe mich verträumt
zurück. „Ich konnte doch nicht einfach mit der Schwester meiner Exverlobten ausgehen. Ich wollte dich nicht in eine unangenehme Situation bringen.“
„Und trotzdem bist du jetzt hier, allein, eine Woche vor eurer Hochzeit.“
Er seufzte, ließ sich zurück gegen die Sofalehne fallen und fuhr mit einer Hand durch sein hellblondes Haar. „Du hast recht, Grace. Ohne deinen Segen hätte ich nie mit Natalie gesprochen. Auf keinen Fall wollte ich dich noch mehr verletzen. Ich dachte damals, es wäre das Richtige. Oder etwa nicht?“ Er blickte so betreten drein, dass ich ihn am liebsten geschüttelt hätte.
Dann sah ich Tränen in seinen Augen, und meine Wut war mit einem Schlag verraucht. „Ich weiß es nicht, Andrew. Die Situation war damals kompliziert.“
„Ge nau “, entgegnete er, und – Gott! – hatte ich ihn satt! In den letzten drei Jahren war ich wie besessen von Andrew gewesen, und mal war es mir gut damit gegangen und mal schlecht, aber jetzt reichte es.
„Hör zu“, sagte ich matt. „Es rührt mich, dass du dir Sorgen wegen Callahan machst, aber … tja, da hast du nun mal nichts mehr zu melden, Andrew. Was ich mache, geht dich nichts mehr an.“
Er lächelte traurig. „Na ja, du bist bald meine Schwägerin. Da gehst du mich doch noch etwas an.“
„Spar dir das, Kumpel.“ Doch ich sagte es mit einem Lächeln. Um Natalies willen.
Er stellte sein Weinglas auf den Couchtisch und stand auf. „Ich sollte gehen“, erklärte er und sah sich wieder um. „Das Haus ist wunderschön, Grace. Du hast tolle Arbeit geleistet.“
„Ich weiß.“ Ich öffnete die Tür.
Andrew trat auf die Veranda. Ich folgte ihm und schloss die Fliegengittertür, damit Angus nicht hinauslaufen konnte. Andrew drehte sich zu mir um. „Du wirst immer etwas Besonderes für mich sein, weißt du?“, sagte er, ohne mir in die Augen zu sehen.
Ich zögerte. „Tja. Danke.“
Er legte seine dünnen Arme um meinen Oberkörper und umarmte mich steif. Nach einer Sekunde tätschelte ich seine Schulter. Da wandte Andrew unvermittelt den Kopf und küsste mich.
Es war kein romantischer Kuss, dafür war er viel zu spitz. Aber es war auch kein schwägerlicher Kuss auf die Wange. Wie für ihn typisch, hatte Andrew sich wieder mal nicht entscheiden können. Idiot.
Ich fuhr zurück. „Hast du den Verstand verloren?“
„Was?“, meinte er nur und sah mich verständnislos an.
„Na ja, du magst es vielleicht für blöd halten, aber ich denke, du solltest das nie wieder tun, okay? Niemals!“
„Mist. Entschuldige.“ Er schnitt eine Grimasse. „Ich habe nur … Es tut mir leid. Macht der Gewohnheit. Ich weiß nicht. Ich wollte nur … vergiss es. Es tut mir aufrichtig leid.“
Ich wollte nur noch, dass er ging. „Tschüss, Andrew.“
„Gute Nacht, Grace.“ Damit drehte er sich um und ging über die Verandatreppe zu seinem Wagen. Er ließ den Motor an, winkte und setzte rückwärts aus der Ausfahrt.
„Den bin ich erst mal los!“, murmelte ich. Gerade wollte ich wieder ins Haus gehen, da sah ich etwas in der Dunkelheit und wurde starr vor Schreck.
Callahan O’Shea stand an der Grenze unserer Grundstücke, und wenn Blicke töten könnten, wäre ich auf der Stelle umgefallen.
29. KAPITEL
C allahan“, stammelte ich. „Hey! Du hast mich aber erschreckt!“
„Was zum Teufel war das denn?“, knurrte er.
Ich winkte ab. „Das war gar nichts.“ Er findet nur, dass du nicht gut genug für mich bist, das ist alles . „Willst du reinkommen?“
„Grace“, presste er zwischen den Zähnen hervor. „Das sah aber nicht nach nichts aus. Es sah aus, als hätte der Verlobte deiner Schwester dich gerade geküsst. Der Typ, den du einmal heiraten wolltest!“
„Dann muss ich jetzt wohl einiges erklären, wie?“, meinte ich. Er kniff die Augen zusammen. Ah, er war eifersüchtig! Komisch, was für eine Genugtuung das manchmal sein kann, oder? Leider schien Callahan mein Amüsement nicht zu teilen. „Nun steh nicht einfach da und sei sauer, Mr O’Shea. Komm rein. Du kannst mich auch drinnen noch in die Mangel nehmen.“
Callahan stieß einen unterdrückten Fluch aus, kam die Treppe hoch und ging ins Haus, ohne auf Angus zu achten, der angriffslustig auf ihn zusprang. Stattdessen musterte er die Weingläser auf dem Tisch und machte ein noch böseres Gesicht.
„Es ist nicht so, wie du denkst“, sagte ich. „Und was denke ich?“
„Du denkst …“ Ich verzog das Gesicht zu einem Lächeln. „Du denkst, dass Andrew
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