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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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das Haus gegenüber einbrechen wollte“, antwortete ich, während ich mein Haar aus Angus’ Fängen befreite. Meine Stimme klang ungewohnt hoch. „In dem übrigens niemand wohnt. Dann habe ich die Polizei gerufen, und auf einmal stand er auf meiner Veranda. Deshalb habe ich mich mit einem Feldhockeyschläger gewehrt. Ich habe auf der Highschool gespielt.“
    Ich lehnte mich wieder zurück, schluckte, sah aus dem Fenster, atmete ein paar Mal tief durch und versuchte, nicht zu hyperventilieren. Der Polizist wartete einen Moment, und ich streichelte Angus’ raues Fell, sodass er genüsslich fiepte. Jetzt, wo ich darüber nachdachte, war es vielleicht nicht unbedingtnötig gewesen, dem Einbrecher eins überzuziehen. Mir fiel ein, dass er „Hallo“ gesagt hatte. Zumindest hatte ich eine vage Erinnerung daran. Ja, er hatte „Hallo“ gesagt. Begrüßten Einbrecher ihre Opfer normalerweise? Hallo. Ich würde gern Ihr Haus ausrauben. Passt es Ihnen gerade?
    „Geht es Ihnen gut?“, erkundigte sich der Polizist. Ich nickte. „Hat er Sie verletzt? Sie bedroht?“ Ich schüttelte den Kopf. „Warum haben Sie die Tür geöffnet, Miss? Das war nicht besonders klug.“ Missbilligend runzelte er die Stirn.
    „Ich, äh … dachte, das wären Sie. Ich habe Ihren Wagen gesehen. Und nein, er hat mir nichts getan. Er …“ hat nur Hallo gesagt . „Er sah nur … verdächtig aus? Irgendwie? Er ist ums Haus geschlichen und hat sich umgesehen. Hineingespäht, meine ich. Und da wohnt niemand. Seit ich hier wohne, hat da niemand gewohnt. Und ich wollte ihn eigentlich nicht schlagen.“
    Na, das klang ja wirklich sehr intelligent!
    Der Polizist sah mich zweifelnd an und schrieb etwas in sein kleines schwarzes Buch. „Haben Sie getrunken, Ma’am?“
    „Ein bisschen“, antwortete ich schuldbewusst. „Ich bin aber nicht Auto gefahren. Ich war auf einer Hochzeit. Meine Cousine. Sie ist nicht besonders nett. Jedenfalls hatte ich einen Cocktail. Einen Gin Tonic. Na ja, wohl eher zweieinhalb. Vielleicht auch drei?“
    Der Polizist klappte sein Notizbuch zu und seufzte.
    „Butch?“ Der zweite Polizist streckte den Kopf durch die Tür. „Wir haben ein Problem.“
    „Ist er weggerannt?“, platzte ich heraus. „Geflohen?“
    Der zweite Polizist sah mich mitleidig an. „Nein, Ma’am, er sitzt auf Ihrer Verandatreppe. Und er trägt Handschellen, Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen. Butch, könntest du wohl mal eine Minute herkommen?“
    Butch ging weg, seine Waffe blitzte im Licht. Ich nahm Angus fest in die Arme, schlich auf Zehenspitzen zum Wohnzimmerfenster und schob den Vorhang zurück (blaue Wildseide, sehr hübsch). Der Einbrecher saß mit dem Rücken zu mir auf meiner Treppe, während Officer Butch und sein Kollege sich berieten.
    Nun, da ich nicht mehr von Todesangst geschüttelt war, betrachtete ich den Mann genauer. Er hatte strubbeliges braunes Haar und war eigentlich recht attraktiv. Breite Schultern … Wie gut, dass ich mit ihm nicht in eine Schlägerei geraten war! Also … in mehr Schlägerei, meine ich. Muskulöse Arme, so wie der Stoff sich über dem Bizeps spannte. Das konnte allerdings auch von der verdrehten Haltung mit den hinter dem Rücken gefesselten Händen kommen.
    Als würde er meine Blicke spüren, drehte der Einbrecher sich zu mir um. Erschrocken fuhr ich zurück. Sein Auge war bereits zugeschwollen. Verdammt. Ich hatte nicht die Absicht gehabt, ihn zu verletzen. Im Grunde hatte ich überhaupt nichts beabsichtigt … ich hatte nur spontan reagiert.
    Officer Butch kam wieder ins Haus.
    „Braucht er Eis?“, flüsterte ich.
    „Nein, ist schon in Ordnung, Ma’am. Er sagt, er wohnt nebenan, aber wir müssen ihn mit aufs Revier nehmen und seine Aussage überprüfen. Würden Sie mir für Rückfragen bitte Ihre Telefonnummer geben?“
    „Sicher“, sagte ich und sagte meine Telefonnummer auf. Dann erst begriff ich, was der Polizist gesagt hatte. Wohnt nebenan .
    Was bedeutete, dass es mein neuer Nachbar war, dem ich gerade ein blaues Auge verpasst hatte.

3. KAPITEL
    D as Erste, was ich am nächsten Tag nach dem Aufwachen tat, war, aus dem Bett zu rollen und durch meinen Katernebel auf das Nachbarhaus zu spähen. Alles ruhig. Kein Lebenszeichen. Zu meinem dröhnenden Kopf gesellte sich das schlechte Gewissen, als ich wieder das Bild des völlig verdutzten Einbrechers – oder Nicht-Einbrechers – vor Augen hatte. Ich würde bei der Polizei anrufen und nachfragen müssen, was weiter passiert

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