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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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eine gute Mischung. Brillant, aber bescheiden, wählte sie Architektur als perfekte Symbiose aus Kunst, Ästhetik und Wissenschaft. Ich rief sie jede Woche mehrmals an, schrieb täglich E-Mails und besuchte sie, wenn sie den Sommer über in Kalifornien bleiben wollte. Wie gern sie mich von Andrew erzählen hörte! Wie glücklich sie war, dass ihre große Schwester den Richtigen gefunden hatte!
    „Wie fühlt es sich an?“, wollte sie eines Abends am Telefon wissen.
    „Wie fühlt sich was an?“, fragte ich zurück.
    „Mit der Liebe deines Lebens zusammen zu sein, du Dummerchen.“ An ihrer Stimme konnte ich erkennen, dass sie lächelte, und schmunzelte ebenfalls.
    „Ach, es ist toll! So … perfekt. Und auch so … einfach, weißt du? Wir streiten nie, nicht wie Mom und Dad.“ Dass es anders lief als bei meinen Eltern, war für mich ein sicheres Zeichen, dass Andrew und ich auf dem richtigen Weg waren.
    Nat lachte. „Einfach, hm? Aber auch leidenschaftlich, oder? Schlägt dein Herz schneller, wenn er ins Zimmer kommt? Wirst du rot, wenn du seine Stimme am Telefon hörst? Kribbelt deine Haut, wenn er dich berührt?“
    Ich zögerte. „Sicher.“ Spürte ich diese Dinge? Bestimmt tat ich das. Natürlich. Zumindest hatte ich es getan, bevor diese aufregenden, neuen Gefühle zu etwas … nun ja, Behaglicherem gereift waren.
    Nach sieben Monaten zog ich in Andrews Wohnung in West Hartford ein. Drei Wochen später saßen wir vor dem Fernseher und sahen die Gefängnisserie Oz – zugegeben, nicht gerade die romantischste Sendung, aber trotzdem war es schön, weil wir zusammengekuschelt auf der Couch saßen. Andrew drehte sich zu mir und sagte: „Ich denke, wir sollten vielleicht heiraten, oder?“
    Er kaufte mir einen wunderschönen Ring. Wir sagten es unseren Familien und wählten den Valentinstag in sechs Monaten als Hochzeitsdatum. Meine Eltern freuten sich sehr – Andrew wirkte verlässlich und solide, vertrauenswürdig. Er war Firmenanwalt mit sicherer Anstellung und guter Bezahlung, was die Sorgen meines Vaters dämpfte, ich könnte mit meinem Lehrergehalt nicht über die Runden kommen. Andrew, ein Einzelkind, wurde von seinen Eltern vergöttert, und obwohl sie nicht ganz so begeistert reagierten wie meine Eltern, schienen sie doch zufrieden. Margaret und er konnten über Anwaltsdinge reden, und auch Stuart kam mit ihm zurecht. Selbst Mémé mochte ihn – so sehr wie sie Menschen überhaupt mögen konnte.
    Nur Natalie hatte ihn noch nicht kennengelernt, da sie ja weit entfernt an der Stanford saß. Als ich ihr von der Verlobungerzählte, gratulierte sie Andrew übers Telefon, aber das war’s dann auch schon.
    Endlich kam sie nach Hause. Es war Thanksgiving. Als Andrew und ich im Haus meiner Eltern ankamen, begrüßte Mom uns in ihrer üblichen Hektik und beschwerte sich, dass sie so früh habe aufstehen müssen, um den „verdammten Vogel“ in den Ofen zu schieben. Sie schilderte, wie sie beim Füllen hatte würgen müssen und wie nutzlos mein Vater war. Dad sah ein Football-Spiel und ignorierte Mom, Stuart spielte im Wohnzimmer Klavier, Margaret las ein Buch.
    Und dann kam Natalie mit ausgestreckten Armen die Treppe heruntergelaufen und drückte mich an sich. „Gissy!“, rief sie.
    „Hey, Natty Bumppo!“, rief ich und drückte sie gleichermaßen.
    „Nicht küssen, ich bin erkältet“, warnte sie und lehnte sich zurück. Ihre Nase war rot, ihre Haut ein wenig trocken, sie trug eine Jogginghose und eine alte Strickjacke unseres Vaters, war ungeschminkt und hatte ihr Haar schlicht zum Pferdeschwanz gebunden – trotzdem war sie hübscher als Aschenputtel auf dem Ball.
    Andrew sah sie an und ließ den Kuchenteller fallen, den er in der Hand hielt.
    Natürlich war der Teller rutschig gewesen. Aus diesem feuerfesten Küchenglas, Sie wissen schon. Und Nat wurde rot, weil sie … na ja, weil sie erkältet war, und da bekam man eben hin und wieder ein rotes Gesicht, oder? Natürlich, das war der Grund. Später musste ich mir natürlich eingestehen, dass der Teller kein bisschen rutschig gewesen war. Ich erkannte ein Kabumm ! wenn ich es sah.
    Am Esstisch saßen Natalie und Andrew einander gegenüber. Als Stuart das Scrabble-Spiel hervorholte und fragte, wer mitspielen wolle, sagte Andrew augenblicklich zu, doch Natalie lehnte ab. Am nächsten Tag gingen wir alle zusammen zum Bowling, und sie sprachen kein Wort miteinander. Später gingen wir ins Kino, und sie setzten sich so weit auseinander, wie esnur ging.

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