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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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trügerisch perfekt Andrew auch ausgesehen, sich angefühlt, gewirkt hatte. Nein, dachte ich, als ich im frisch gestrichenen Wohnzimmer meines neu gekauften Hauses saß, Brownies in mich hineinstopfte und Ken Burns’ Dokumentarfilm über den Bürgerkrieg ansah, bis ich ihn auswendig mitsprechen konnte. Andrew war einfach nicht der Richtige gewesen. Na schön. Ich würde den Richtigen finden, wo auch immer er sein mochte, und hey! Dann würde die Welt sehen, was wahre Liebe war, verdammt!
    Natalie machte ihren Abschluss und zog an die Ostküste zurück. Sie fand eine hübsche kleine Wohnung in New Haven und fing an zu arbeiten. Wir sahen uns oft, und ich freute mich jedes Mal. Es war nicht so, dass sie „die andere“ war … sie war meine Schwester. Der Mensch, den ich auf dieser Welt am meisten liebte. Mein Geburtstagsgeschenk.

5. KAPITEL
    A m Sonntag hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, der Ausstellungseröffnung meiner Mutter im Chimera’s beizuwohnen, einer peinigend progressiven Kunstgalerie in West Hartford.
    „Wie findest du es, Grace? Die Ausstellung hat schon vor einer halben Stunde begonnen. Hast du den jungen Mann mitgebracht?“, fragte meine Mutter ruhelos, während ich versuchte, die Ausstellungsstücke zu ignorieren. Im hinteren Teil der Galerie schlich, merklich leidend, mein Vater umher und hielt sich an einem Glas Wein fest.
    „Sehr … äh … sehr detailliert“, antwortete ich. „Wirklich schön, Mom.“
    „Danke, mein Schatz!“, rief sie. „Oh, da guckt jemand auf das Preisschild von Essenz Nummer zwei . Bin gleich zurück.“
    Als Natalie aufs College ging, beschloss meine Mutter, es sei an der Zeit, ihre künstlerische Ader auszuleben. Aus einem für uns unerfindlichen Grund entschied sie sich für Glasbläserei. Glasbläserei und die weibliche Anatomie.
    Unser Familiensitz, einst künstlerisches Heim für lediglich zwei Vogeldrucke von Audubon, ein paar Ölgemälde zum Thema „Meer“ sowie eine Sammlung Porzellankatzen, beherbergte nun haufenweise alle erdenklichen weiblichen Körperteile aus Glas. Vulven, Uteri, Eierstöcke, Brüste und mehr lagen auf Simsen, Regalen, Beistelltischchen und Toilettenschränken. Sehr bunt, sehr schwer und sehr anatomisch korrekt, boten die Skulpturen meiner Mutter jede Menge Gesprächsstoff im Garten-Club und waren Auslöser für ein weiteres Magengeschwür unseres Vaters.
    Doch über Erfolg ließ sich nun mal nicht streiten, und zum großen Erstaunen der übrigen Familie brachten Moms Skulpturen ein kleines Vermögen ein. Als Andrew mit mir Schluss machte, lud Mom mich von den Erträgen aus Die Entfaltung und Milch #4 für vier Tage auf eine Wellness-Kreuzfahrt ein. Die Serie Samen der Fruchtbarkeit hatte im letzten Frühjahr einkleines Gewächshaus finanziert und im Oktober einen neuen Toyota Prius.
    „Hey“, sagte Margaret und gesellte sich zu uns. „Wie geht’s?“
    „Oh, prima“, erwiderte ich. „Und dir?“ Ich sah mich in der Galerie um. „Wo ist Stuart?“
    Margaret kniff ein Auge zu und zeigte bedrohlich ihre Zähne, sodass sie ein bisschen wie Anne Bonny aussah, die berühmte Piratin. „Stuart … Stuart ist nicht hier.“
    „Verstehe. Ist bei euch denn alles in Ordnung? Mir ist aufgefallen, dass ihr auf Kittys Hochzeit kaum miteinander gesprochen habt.“
    „Wer weiß das schon?“, meinte Margaret. „Ich meine: wirklich. Wer zum Teufel weiß schon etwas? Da denkst du, du kennst jemanden … wie auch immer.“
    Ich blinzelte verwundert. „Was ist los, Margs?“
    Meine Schwester musterte die Besucher, die sich um Moms Werke scharten, und seufzte. „Ich weiß es nicht. Verheiratet zu sein ist nicht immer einfach, Grace. Wie wäre das als Spruch im Glückskeks? Gibt es hier irgendwo Wein? Mit einem leichten Schwips sind Moms Ausstellungen meist besser zu ertragen, wenn du weißt, was ich meine.“
    „Da drüben.“ Ich nickte in Richtung des kleinen Getränkebüfetts im hinteren Teil der Galerie.
    „Okay. Bin gleich zurück.“
    Ahahaha. Ahahaha. Ooooh. Ahahaha . Das Gesellschaftslachen meiner Mutter, das man nur auf Kunstausstellungen hörte oder wenn sie versuchte, jemanden zu beeindrucken, schallte durch den Raum. Sie fing meinen Blick auf und zwinkerte mir zu, dann schüttelte sie einem älteren Mann die Hand, der ein Glas in der Hand hielt … oh nein … igitt! Es war ein … eine Skulptur, um es neutral zu sagen. Ein weiterer Verkauf. Gut für Mom.
    „Hallo Schätzchen. Bull Run läuft?“ Mein Vater legte mir von

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