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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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Sie sicher, dass Sie nicht wieder mit mir ausgehen wollen?“, fragte er, das echte Auge auf meinen Busen und das andere irgendwo nach oben gerichtet. „Ich finde Sie sehr attraktiv. Und Sie sagten, dass Sie gern tanzen, also sind Sie bestimmt sehr … gelenkig.“
    Erneut unterdrückte ich ein Schaudern. „Leben Sie wohl, Dave.“
    Julians Kurs erschien mir mit jedem Moment interessanter.
    „Kein neuer Daddy“, verkündete ich Angus nach meiner Rückkehr. Es schien ihn nicht weiter zu kümmern. „Ich bin ja auch alles, was du brauchst, stimmt’s?“ Er bellte seine Zustimmung und sprang dann gegen die Hintertür, weil er in den Garten wollte. „Nein, mein Süßer. Mach erst Sitz … Sitz. Hör auf zu springen. Komm schon, Junge, du ruinierst mir meinen Rock. Mist.“ Er gehorchte nicht. „Okay, du darfst trotzdem raus. Aber das nächste Mal machst du Sitz, verstanden?“ Und schon rannte er Richtung Gartenzaun.
    Auf dem Anrufbeantworter war eine Nachricht. „Grace, hier ist Jim Emerson“, hörte ich die Stimme meines Vater.
    „Besser bekannt als Daddy“, teilte ich der Maschine mit, während ich schmunzelnd die Augen verdrehte.
    „Ich bin heute Abend vorbeigefahren, aber du warst nicht da“, ging die Nachricht weiter. „Deine Fenster müssen ausgetauscht werden. Ich habe mich darum gekümmert. Sieh es als Geburtstagsgeschenk. Du hattest letzten Monat, oder? Jedenfalls … ist erledigt. Wir sehen uns am Bull Run.“ Das Gerät piepste.
    Angesichts der Großzügigkeit meines Vaters wurde mir warm ums Herz. Natürlich verdiente ich genug, um über die Runden zu kommen, aber als Lehrerin bekam ich trotzdem nicht annähernd so viel wie der Rest der Familie. Natalie verdiente wahrscheinlich dreimal so viel wie ich, und sie arbeitete noch nicht mal ein Jahr. Margaret konnte sich von ihrem Jahresgehalt vermutlich ein eigenes Land kaufen. Dads Familie „hatte Geld“, wie Mémé uns immer gern erinnerte, und er dazu ein komfortables Gehalt. Er sah es wohl als so etwas wie seine väterliche Pflicht an, für Hausreparaturen aufzukommen. Am liebsten hätte er es bestimmt selbst erledigt, doch er neigte dazu, sich mit Werkzeugen zu verletzen, was er spätestens nach neunzehn Stichen nach der Verletzung mit einer „widerspenstigen“ Kreissäge endgültig hatte einsehen müssen.
    Im Wohnzimmer setzte ich mich auf die Couch und sah mich um. Vielleicht war es auch Zeit, ein Zimmer neu zu streichen, was mir immer guttat, wenn ich deprimiert war. Aber nein. Nach etwa eineinhalb Jahren durchgehender Renovierungsarbeit sah das Haus ziemlich perfekt aus. Das Wohnzimmer war lavendelfarben gestrichen mit weißen Zierleisten und einer Tiffany-Lampe in einer Ecke. Das Sofa mit der geschwungenen Lehne hatte ich auf einer Auktion erstanden und mit grün-blau-lavendelfarbenem Stoff neu beziehen lassen. Das Esszimmer war blassgrün und in der Mitte stand ein Tisch aus Walnussholz im Stil der Jahrhundertwende. Dem Haus fehlte nichts außer neuen Fenstern. Fast beneidete ich Callahan O’Shea nebenan dafür, dass er alles neu machen konnte.
    Jap! Jap! Japjapjap! „Was ist denn jetzt schon wieder los, Angus?“, murmelte ich und ging in die Küche, um die Schiebetür zum Garten zu öffnen. Mein kleines weißes Fellknäuelwar nirgends zu entdecken, obwohl er doch eigentlich gut zu sehen war. Jap! Jap! Vom Esszimmerfenster aus versuchte ich, mehr zu erkennen.
    Und da war er. Verdammt! Offenbar hatte er seiner Natur nachgegeben und einen Tunnel unter den Zaun gegraben. Jetzt war er im Nachbargarten und bellte jemanden an. Dreimal konnte ich raten, wer das war. Callahan O’Shea saß auf seiner treppenlosen Veranda und starrte meinen Hund an, der vom Boden aus immer wieder kläffend hochsprang und versuchte, nach seinen Beinen zu schnappen. Schwer seufzend verließ ich das Haus durch die Vordertür.
    „Angus! Angus! Komm, Schätzchen!“ Es überraschte mich nicht weiter, dass mein Hund nicht gehorchte. Entnervt ging ich durch meinen Vorgarten zum Haus Nummer 36. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war eine erneute Konfrontation mit dem Exsträfling nebenan, aber da Angus ihn anbellte und nach ihm schnappte, hatte ich wohl keine andere Wahl. „Tut mir leid“, rief ich meinem Nachbarn zu. „Er hat Angst vor Männern.“
    Callahan sprang von der Veranda und warf mir einen zynischen Blick zu. „Das sehe ich. Schreckliche Angst.“ Bei diesen Worten sprang Angus auf Callahans Arbeitsstiefel zu, grub seine Zähne ins Leder

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