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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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Anziehung zwischen zwei Menschen.
    Und in dem Maß, wie Natalie … betroffen war, war Andrew … panisch. Auf seiner Stirn zeigten sich Schweißperlen, und die Spitzen seiner Ohren waren so rot, dass sie aussahen, als würden sie jeden Moment in Flammen aufgehen. Er sprach schneller als sonst und lächelte mich betont häufig an, wobei er mir nicht in die Augen sehen konnte.
    „Tja“, sagte er, sobald sich die Gelegenheit zur Flucht ergab, „ich sollte mal wieder zu meinen Kollegen gehen. Äh, Grace … du …du siehst toll aus. Schön, dich zu sehen!“ Hektisch umarmte er mich. Ich spürte die feuchte Wärme an seinem Halsund nahm den kindlichen Geruch seiner Haut wahr, wie ein Baby beim Mittagsschlaf. Dann trat er abrupt zurück. „Natalie … äh … alles Gute.“
    Sie sah auf, und der Elefant schien zu stolpern und mit großem Kabumm! direkt auf den Tisch zu krachen. Denn in ihren hübschen himmelblauen Augen lag eine Welt der Qual und Schuld und Liebe und Hoffnungslosigkeit, und ich, die ich niemanden mehr liebte als meine Schwester, spürte es wie einen Schlag mit der Schaufel über den Kopf. „Alles Gute, Andrew“, sagte sie knapp.
    Wir sahen ihm nach, wie er zu seinen Freunden auf der anderen Seite des zum Glück großen Restaurants zurückkehrte.
    „Willst du woanders hingehen?“, schlug Natalie vor, als Andrew außer Sichtweite war.
    „Nein, nein, hier ist es doch schön“, versicherte ich ihr. „Außerdem kommt unser Essen gleich.“ Wir lächelten einander an.
    „Geht es dir gut?“, wollte sie wissen.
    „Oh, ja“, log ich. „Sicher. Ich meine, ich habe ihn geliebt und alles, er ist wirklich ein toller Mann, aber … du weißt schon. Er war nicht ‚der Richtige‘.“ Ich markierte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft.
    „Nicht?“
    „Nein. Ich meine, er ist ein wundervoller Mann und alles, aber …“ Ich hielt inne, als müsste ich nachdenken. „Ich weiß nicht. Irgendetwas hat gefehlt.“
    „Oh“, meinte sie mit nachdenklichem Blick.
    Unser Essen kam. Ich hatte ein Steak bestellt, Natalie Lachs. Die Kartoffeln waren exquisit. Wir aßen und redeten über Filme und unsere Familie, Bücher und Fernsehsendungen. Als die Rechnung kam, zahlte Natalie, und ich ließ sie. Dann standen wir auf. Meine Schwester sah nicht ein Mal in Andrews Richtung, sondern ging vor mir her direkt zur Tür.
    Ich jedoch blickte zurück. Sah Andrew Natalie anstarren wie ein Junkie, der den nächsten Schuss brauchte, sehnsüchtig und leidend. Er merkte nicht, dass ich ihn ansah – er hatte nur Augen für Natalie.
    Schnell folgte ich meiner Schwester nach draußen. „Danke, Nattie.“
    „Ach, Grace, wofür denn?“, erwiderte sie vielleicht ein bisschen zu überschwänglich für den Anlass.
    Auf der Fahrt im Lift nach unten klopfte mir das Herz bis zum Hals. Ich dachte an meinen vierten Geburtstag. An die Haarspangen. An das samstägliche Kuscheln im Bett. An Natalies Gesicht, als ich zum College abreiste. Ich dachte an das Wartezimmer im Krankenhaus, den Geruch von kaltem Kaffee, das grelle Licht der Leuchtstoffröhren, als ich Gott alles versprach, alles , wenn er nur meine Schwester rettete. Ich dachte an Natalies Blick, mit dem sie Andrew angesehen hatte.
    Ich überlegte, wie stark man sein musste, um für einen anderen auf den Menschen zu verzichten, der vielleicht die Liebe seines Lebens war. Das große Kabumm ! zu spüren und nicht darauf reagieren zu dürfen. Ich fragte mich, ob ich selbstlos genug war, diese Größe zu beweisen. Fragte mich, welche Art Schwester ich wirklich war.
    „Ich habe da eine seltsame Idee“, sagte ich, während wir Arm in Arm zu Natalies Wohnung gingen.
    „Du hast viele seltsame Ideen“, erwiderte sie fast so locker, wie es auch sonst zwischen uns gewesen war.
    „Tja, diese hier ist schon sehr seltsam, aber sie fühlt sich richtig an“, fuhr ich fort und blieb an der Ecke zum Stadtpark stehen. „Natalie, ich finde, du solltest …“ Ich hielt einen Moment inne. „Ich finde, du solltest dich mal mit Andrew verabreden. Ich denke, vielleicht hat er zuerst die falsche Schwester kennengelernt.“
    Und wieder sah ich es in ihren Augen – Schock, Schuld, Reue, Schmerz … und Hoffnung. Ja, Hoffnung. „Grace, ich könnte nie …“, begann sie.
    „Ich weiß. Wirklich“, murmelte ich. „Aber ich glaube, du und Andrew, ihr solltet reden.“
    Ein paar Tage später ging ich mit Andrew essen und sagte ihm dasselbe wie Natalie. Sein Gesicht spiegelte dieselben

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