Ich habe mich verträumt
Gefühle wie Natalies – und dazu Dankbarkeit. Er brachte gentlemanlikeein paar Einwände vor, gab letztlich jedoch nach, wie ich es geahnt hatte. Ich schlug vor, dass sie sich treffen sollten, nicht telefonieren oder mailen. Sie gingen darauf ein. Am Tag nach der ersten Verabredung rief Natalie mich an und beschrieb erstaunt, wie gut sie sich verstanden, wie lange sie auf einem Spaziergang durch New Haven geredet und vor Kälte zitternd auf einer Bank unter den Bäumen am Wooster Square geendet hätten. Sie fragte immer wieder nach, ob es wirklich okay für mich wäre, und ich versicherte ihr, dass es das wäre.
Und das war es auch, bis auf ein winzig kleines Problem. Ich war nicht sicher, ob ich tatsächlich über Andrew hinweg war.
9. KAPITEL
A m Samstagmorgen wurde ich schockartig durch hysterisches Bellen geweckt – Angus kläffte und kratzte von innen an der Schlafzimmertür, als wäre ein Steak unter den Türspalt geklemmt.
„Was? Wer?“, rief ich, noch kaum bei Bewusstsein. Mein Wecker zeigte gerade mal sieben Uhr. „Angus! Ich hoffe, dass mindestens das Haus brennt, sonst bekommst du Ärger!“ Normalerweise schlief mein geliebtes Haustier lange und friedlich in meinem Bett, das er meist zu zwei Dritteln mit Beschlag belegte, obwohl er kaum mehr als fünfzehn Pfund wog.
Ein zufälliger Blick in den Spiegel zeigte mir, dass mein neuer Haarbändiger (zu fünfzig Dollar die Flasche) etwa um ein Uhr nachts seine Wirkung verlor, also zu der Zeit, zu der ich ins Bett gegangen war. Falls Angus mir also tatsächlich gerade das Leben rettete und demzufolge unser Foto auf der ersten Seite der Zeitung erschiene, sollte ich, bevor ich mich in die Flammen stürzte, lieber schnell noch etwas mit meinen Haaren unternehmen. Ich schnappte mir ein Haargummi, band einen Pferdeschwanz und befühlte die Tür. Kalt. Dann öffnete ich sie einen Spalt und schnupperte. Kein Rauch. Mist. Schon war die Chance dahin, von einem gut aussehenden Feuerwehrmann aus den Flammen getragen zu werden, als wäre ich leicht wie Zuckerwatte. Trotzdem ist es wohl besser, dachte ich, dass mein Haus nicht abbrennt.
Angus raste die Treppe hinunter und vollführte an der Haustür seinen üblichen Besuchertanz, bei dem er mit allen vieren gleichzeitig in die Luft sprang. Ach, ja! Heute war die Schlacht am Bull Run, und Margaret wollte mich abholen. Anscheinend hatte sie unter dem Zwang gestanden, früh aufzustehen, aber ich brauchte noch mindestens einen Kaffee, bevor ich irgendwelche Südstaatler töten konnte. Oder sollte ich heute gegen die Nordstaatler kämpfen?
Ich hob Angus hoch und öffnete die Tür. „Hallo Margaret“, nuschelte ich und kniff die Augen gegen das Licht zusammen.
Auf meiner Schwelle stand Callahan O’Shea. „Nicht wehtun!“, sagte er.
Die Schwellung um sein Auge war merklich zurückgegangen und das leuchtende Lila durch Gelb und Hellbraun abgelöst worden. Er hatte blaue Augen, wie ich jetzt feststellte, und zwar von der Art, die an den Außenseiten leicht nach unten geneigt waren, sodass er ein wenig … traurig aussah. Nachdenklich. Sexy. Er trug ein ausgeblichenes rotes T-Shirt und Jeans, und da war es wieder, dieses lästige Kribbeln in meinem Bauch.
„Sind Sie hier, um mich zu verklagen?“, wollte ich wissen. Angus bellte ihn – Jap! – von meinem Arm aus an.
Er lächelte, und das Kribbeln wurde zu einem Ziehen.
„Nein, ich bin hier, um Ihre Fenster auszuwechseln. Netter Schlafanzug, übrigens.“
Ich sah an mir hinunter. Mist. Spongebob Schwammkopf, ein Weihnachtsgeschenk von Julian. Es war eine Tradition zwischen uns, dass wir uns furchtbare Sachen schenkten … Von mir hatte er einen Kressekopf bekommen. Dann begriff ich plötzlich, was er gesagt hatte. „Wie bitte? Sagten Sie, Sie würden meine Fenster erneuern?“
„Jupp.“ Er streckte den Kopf durch die Tür und sah sich im Wohnzimmer um. „Ihr Vater hat mich neulich dafür engagiert. Hat er Ihnen das nicht gesagt?“
„Nein“, erwiderte ich. „Wann?“
„Am Donnerstag“, sagte er. „Sie waren nicht zu Hause. Ein hübsches Häuschen haben Sie hier. Hat Daddy Ihnen das gekauft?“
Empört stemmte ich die Hände in die Hüften. „Hey!“
„Wie sieht’s aus? Wollen Sie mich nicht reinlassen?“
Ich drückte Angus fester an mich. „Nein. Hören Sie, Mr O’Shea, ich glaube nicht, dass …“
„Was? Wollen Sie nicht, dass ein Exhäftling für Sie arbeitet?“
„Ja, also … ich …“ Es erschien mir unhöflich, es laut zu
Weitere Kostenlose Bücher