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Ich habe sie geliebt

Ich habe sie geliebt

Titel: Ich habe sie geliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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nein, ich bin konzentriert! Ich bin sehr konzentriert! I am very concentrated! ‹
    › No, no ‹, erwiderte er kopfschüttelnd.
    ›Monsieur Singh sagt, Sie seien unkonzentriert, weil Sie im Begriff seien, sich zu verlieben, und Monsieur Singh möchte mit einem Franzosen, der sich gerade verliebt, nicht über Geschäfte sprechen. Er sagt, das sei zu gefährlich.‹
    Jetzt wurde ich hochrot.
    ›Nein, nein – no, no ! Alles in Ordnung. I am fine, I mean, I am calm – I – I – ‹
    Und zu ihr:
    ›Sagen Sie ihm, daß es nicht stimmt. Daß alles in Ordnung ist. Daß mit mir alles in Ordnung ist. Sagen Sie ihm, daß … I am okay. Yes, yes, I’m okay. ‹
    Ich war erregt.
    Sie hatte ihr anfängliches Lächeln wiedergefunden.
    ›Stimmt es nicht?‹
    In was für einen Schlamassel hatte ich mich da hineinmanövriert?
    ›Nein, das heißt, doch, das heißt, nein, das heißt, das ist nicht das Problem. Ich meine, das ist kein Problem. Ich – There is NO problem, I am fine! ‹
    Ich glaube, sie machten sich allesamt über mich lustig. Der dicke Singh, seine Komplizen und Mademoiselle.
    Sie hat nicht versucht, mich zu trösten:
    ›Stimmt es oder stimmt es nicht?‹
    Was für ein Biest. War das denn der richtige Moment?
    ›Es stimmt nicht‹, log ich.
    ›Ah, gut so! Sie hatten mir schon angst gemacht.‹
    Was für ein Biest, dachte ich noch mal.
    Es stand eins zu null für sie.«
    »Und dann?«
    »Dann haben wir die Arbeit wieder aufgenommen. Sehr professionell. Als wäre nichts gewesen. Ich war völlig durchgeschwitzt. Ich hatte das Gefühl, einen Schlag von 220 Volt abbekommen zu haben, und ich stand mit dem Rücken zur Wand. Ich sah sie nicht mehr an. Ich wollte sie nicht mehr anschauen. Ich wünschte mir, sie würde vom Erdboden verschwinden. Ich konnte mich ihr nicht mehr zuwenden. Ich wollte, daß sie in einem Mauseloch verschwindet und ich mit ihr. Und je mehr ich sie ignorierte, um so mehr verliebte ich mich in sie. Es war genau so, wie ich vorhin gesagt habe, wie eine Krankheit. Du weißt, wie es geht. Du mußt niesen. Einmal. Zweimal. Du fröstelst, und schon ist es zu spät. Das Unglück ist geschehen. Hier war es das gleiche: Ich war verliebt, es war um mich geschehen. Es gab keinerlei Hoffnung mehr, und während sie die Worte des alten Singh für mich wiederholte, tauchte ich kopfüber in die Akten ein. Sie amüsierte sich bestimmt. Das Martyrium dauerte fast drei Stunden – Was ist? Ist dir kalt?«
    »Ein bißchen, aber das ist nicht schlimm. Erzähl weiter. Was passierte danach?«
    Er hatte sich über mich gebeugt und half mir, die Decke hochzuziehen.
    »Danach, nichts. Danach – ich habe es ja schon gesagt, ich durchlebte die beste … Danach habe ich … Es war … Danach wurde es trauriger.«
    »Aber nicht sofort?«
    »Nein. Nicht sofort. Es gab noch einen kleinen Aufschub. Aber alle die Momente, die wir nach dieser Arbeitssitzung zusammen verbracht haben, kamen mir vor, als hätte ich sie gestohlen.«
    »Wem?«
    »Wem – was? Wenn ich es nur wüßte. Danach habe ich meine Unterlagen weggeräumt und meinen Stift zugemacht. Ich stand auf, gab meinen Peinigern die Hand und verließ das Zimmer. Und im Fahrstuhl, als sich die Türen schlossen, hatte ich wirklich das Gefühl, in ein Loch zu fallen. Ich war erschöpft, erledigt, am Ende meiner Kräfte und den Tränen nahe. Vermutlich die Nerven. Ich fühlte mich so elend, so allein. Vor allem so allein. Ich kehrte in mein Hotelzimmer zurück, bestellte mir einen Whisky und ließ mir ein Bad einlaufen. Ich wußte nicht einmal ihren Namen. Ich wußte nichts von ihr. Ich zählte mir die Dinge auf, die ich wußte: Sie sprach ausgesprochen gut englisch. Sie war intelligent – sehr intelligent – zu intelligent? Ihr Wissen im Bereich Technik, Wissenschaft und Eisenhüttenwesen hatten mich verblüfft. Sie war dunkelhaarig. Sie war sehr hübsch. Sie maß ungefähr – na, ich weiß nicht, vielleicht einen Meter sechsundsechzig. Sie hatte sich über mich lustig gemacht. Sie trug keinen Ehering und ließ das herzallerliebste Bäuchlein vermuten. Sie – was noch? Ich verlor die Hoffnung, je kälter das Badewasser wurde.
    Am Abend ging ich mit ein paar Kerlen von Comex ins Restaurant. Ich aß nichts. Ich war mit allem einverstanden. Ich antwortete mit ja oder nein, ohne zu wissen, worum es ging. Sie ließ mich nicht los.
    Sie ließ mich nicht los, verstehst du?«
    Er kniete vor dem Kamin und betätigte langsam den Blasebalg.
    »Als ich ins Hotel zurückkam,

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