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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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Gewinne machen – auch das könnte ein Grund sein, weshalb keine Bank für den Deal Geld gibt.« John nickt; er hat sich warmgeredet. »Eine kleine Firma wie Forwood kann eine große in den Ruin treiben, und niemand kriegt etwas davon mit …«
    »Außer Raiph und Lex.«
    John erhebt sich, und ich tue es ihm gleich. Jetzt haben wir’s. »Jona hätte den Wal geschluckt.«
    »Raiph verliert die Firma, die er gegründet und über vierzig Jahre aufgebaut hat.« Ich starre John an, doch er studiert immer noch Vertragsklauseln.
    In diesem Augenblick sieht er Paul so ähnlich; die Haltung seiner Arme und Schultern zeugt von einem beinahe jungenhaften Enthusiasmus. Er hat sich gut gehalten; fit und gesund; nicht das kleinste Speckröllchen wölbt sich über dem Gürtel. Raiph dagegen ist alt, er ist an Konferenzkekse gewöhnt und an die bequemen Ledersessel, die in seinem Herrenclub stehen. Wäre er überhaupt in der Lage, eine Sechsundzwanzigjährige, die Turnschuhe trägt und mit dem Rad unterwegs ist, zu erwischen? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
    Johns Zeigefinger gleitet über eine Seite voller Juristenjargon. »Das muss ich Paul zeigen …«
    »Nein!«
    John hat keine Zeit mehr zu antworten. Ein Geräusch vom Heck her lässt uns beide zusammenzucken. Die Tür ist aufgegangen, jemand kommt die Leiter herunter. John sieht mich kurz an, dann dreht er sich zum Durchgang um und versperrt mit seiner großen Gestalt die Tür.
    »Ist hier alles in Ordnung, Mr. Forman?« Das ist Samuels.
    »Ich habe gerade ein paar Unterlagen durchgesehen.« Schritt für Schritt geht John ihm entgegen; dann höre ich die Tür des Aktenschranks quietschen.
    »Sie waren eine ganze Weile weg, deshalb dachte ich, ich seh mal nach Ihnen.« Sein Ton ist kühl. Ich kann mir gut vorstellen, wie er dasteht und den Kopf einzieht aus Sorge, er könnte sich an den niedrigen Deckenbalken stoßen.
    »Ich habe hier etwas, das ich durcharbeiten muss; ich glaube, das ist wichtig.« Er schindet Zeit, verschafft mir kostbare Sekunden, aber ich weiß einfach nicht, wohin. Samuels grunzt, scheint nicht überzeugt, und ich höre seine Schuhe über den Holzboden schaben, während ich mich verzweifelt nach etwas umschaue, wo ich …
    »Das ist ja schon einen Blick wert hier.« Samuels kommt den Durchgang entlang. Das zwanglose, etwas andere Leben, das sich hier leben lässt, scheint ihn kein bisschen zu reizen. Vielmehr registriert er mit leicht angewiderter Miene die Schlafkojen hinter ihren Vorhängen, die unvermeidlich etwas feuchte Luft, die tröpfelnde Dusche.
    »Bevor wir das neue Büro bezogen haben, hatten wir die Forwood-Buchhaltung hier untergebracht. Wir haben die Betten rausgenommen, so dass alles ein großer Raum war …«
    John plappert immer weiter, und meine Panik wächst. Ich lasse mich auf den Boden nieder, klammere mich – an nichts. Es ist so gut wie vorbei … Plötzlich schließt sich mein Finger um den Haken, mit dem sich die Falltür zur Bilge öffnen lässt.
    »Die Leute haben sehr gern hier gearbeitet, das haben sie zumindest immer gesagt. Jedenfalls im Sommer war das so; im Winter ist es schwieriger. Die Kälte dringt überall hin. Man ist der Natur hier sehr nahe.«
    »Was kommt da noch?«
    »Küche und Wohnraum. Ich kann ja die restlichen Akten mit rübernehmen ins Haus.«
    Es hat nicht funktioniert. Eine Herde Elefanten trampelt über mein Grab. Ausgestreckt wie eine Tote liege ich, meine Tasche auf der Brust, unter den Bodenplanken. Das Vorhängeschloss bohrt sich schmerzhaft in meine Rippen; meine Schulterblätter liegen im kalten Wasser.
    »Ich weiß nicht, was daran so schön sein soll«, murmelt Samuels, der jetzt ungefähr bei der Spüle stehen muss. »Das ist was für Zwerge.« John antwortet nicht. Ich höre, wie auf dem Tisch Papiere zusammengeschoben werden. »Wenn ich ehrlich sein soll – solche Orte sind mir nicht geheuer.«
    »Ich wette, Sie machen nie in den Norfolk Broads Ferien«, sagt John, während Samuels einmal durch den ganzen Raum geht und dann genau über mir stehen bleibt. Durch eine Ritze in den Planken sehe ich, wie er den Arm nach etwas ausstreckt, und dann erkenne ich am Rande meines Blickfelds den Riemen von Jessies Fahrradhelm.
    »Was meinen Sie, Mr. Forman, wo ist sie?«
    Ich kriege kaum Luft, weil sein Gewicht die Planken so nach unten drückt.
    »Ich weiß es nicht, Ben«, sagt John leise. »Wenn sie Gründe hat zu fliehen, dann sind es gute Gründe. Wenn sie das Gefühl hat, recht zu

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