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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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seines Kopfes. Mein Denken ist bei alldem ausgeschaltet, ich brauche meine sämtliche Energie, um meinen Mann zu retten. Als das Seil endlich durchtrennt ist, sackt Paul auf den Boden, wobei er eine Blutspur über die Schranktür zieht. Ich reiße ihm das Klebeband vom Mund, so heftig, dass er vor Schmerz aufschreit, und weiß gar nicht, welche der tausend Fragen ich zuerst stellen soll.
    »Wie um Gottes willen …«
    »Bind mich los, schnell!«
    Er hat so sehr an den Fesseln gerissen und gezerrt, dass sich an seinen Handgelenken dicke rote Schwellungen gebildet haben. Bei dem Versuch, auch das Seil an seinen Händen mit der Scherbe zu durchtrennen, schneide ich mich selbst. »Was ist passiert?«
    Es fällt ihm schwer zu sprechen. Er schnappt nach Luft und stöhnt. »… etwas auf den Kopf gekriegt …« Bei der Erinnerung an das, was er durchgemacht hat, gerät er völlig aus der Fassung und hyperventiliert. Ich versuche, ihn zu beruhigen. Dabei entdecke ich eine blau verfärbte Beule an seinem Kopf, und ohne nachzudenken nehme ich ihn in die Arme, wiege ihn und sage wieder und wieder, dass alles gut wird. Noch vor zwei Stunden habe ich meinen Mann mit tödlicher Leidenschaft verabscheut; jetzt, da er verletzt ist und in Gefahr, würde ich für ihn in den Tod gehen.
    »Wer war das? Wer hat dir das angetan?«
    Verwirrt blickt er zu mir auf. »Ich dachte, du …« Ich bin so perplex, dass ich ihn nur wortlos anstarren kann. Dabei habe ich noch so viele Fragen.
    »Unten liegt Gerry. Er ist tot. Wieso ist er hier?«
    »Gerry?« Er sieht mich verständnislos an und versucht aufzustehen, schwankt aber wie eine BSE-kranke Kuh. Er wirkt desorientiert. Vielleicht hat er eine Gehirnerschütterung. »Ich kann mich nicht erinnern …«
    »Wer war noch hier, Paul? Denk nach! Was ist passiert? War Portia hier?«
    Er runzelt die Stirn. »Ich glaube … war das heute?« Er sieht überhaupt nicht gut aus.
    »Vor ungefähr einer Stunde hast du mir eine SMS geschickt. Versuch, an die Zeit davor zu denken. Was war heute Morgen, hast du die Kinder in die Schule gebracht?«
    Jetzt wird sein Blick klarer. »Ich war gerade dabei, die Kinder fertig zu machen, als Portia kam. Sie wollte über Lex reden und sagte, sie hätte dich gesehen. Und noch während sie hier war, hat jemand sie angerufen und ihr das mit deinem Video gesagt. Wir sind dann hier reingegangen und haben es uns zusammen angesehen. Danach hat sie sofort in der Firma angerufen. Sie war außer sich. Ich musste mit John reden …« Er verstummt. Allmählich kommt sein Denken wieder in Gang. »Ich hab dir keine SMS geschickt.«
    Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Meine Angst wächst von Sekunde zu Sekunde. »Du bist der Köder.« Und ich begreife, dass ich angebissen habe.
    Er runzelt die Stirn. Jetzt ist er klarer. »Was macht Gerry hier?« Er greift nach dem Kricketschläger und schüttelt den Kopf.
    Noch bevor ich sagen kann, dass wir jetzt wohl um unser Leben kämpfen, ertönt ein Laut, den ich mit dem ganzen Körper aufnehme; er kriecht meinen Rücken hinauf und über den Nacken in die Ohren. Es ist ein Schrei.
    »Die Kinder sind doch nicht hier, oder, Paul?« Das ist Josh! »Paul …« Meine Stimme erstirbt. Ich hatte gehofft, Paul könnte mich von diesem Laut erlösen, indem er sagt, dass hier kein Kind ist.
    Auf Paul wirkt der Schrei wie ein elektrischer Schlag. Mit einem Mal ist er hellwach. Er stürmt aus dem Arbeitszimmer und die Treppe hinauf in den zweiten Stock. »Josh!« Ich folge ihm, wenn ich auch nicht so schnell bin wie er. »Josh?« Er stößt Türen auf, geht zur Treppe und ruft nach oben: »Ava! Wo ist Ava?«
    »Papa! Papa! Ich komm hier nicht raus.« Die Rufe kommen von ganz oben. Irgendwo da trommelt Josh auf den Boden.
    »Kate! Hilf mir!« Auch in dem Zimmer, in dem wir unsere Gäste schlafen lassen, ist Josh nicht. Aber in die Decke ist eine quadratische Klappe eingelassen, die sich zum Dachboden hin öffnen lässt. Von dort kommen Joshs Rufe und das Trommeln. Die Stange, mit der die Klappe geöffnet und die Klappleiter heruntergeholt wird, fehlt. Ächzend vor Anstrengung zerrt Paul das Bett in die Mitte des Raums.
    »Ist Ava auch da?«, rufe ich.
    »Mama! Nein, sie ist nicht hier.«
    »Wo ist Ava?«, fauche ich Paul an. Der Wunsch, meine Tochter zu sehen, zerreißt mich.
    »Ich weiß es nicht!« Er streckt sich und versucht, den Haken an der Klappe zu fassen. Schließlich kommt Joshs Kopf zum Vorschein, und Paul greift ihn und hebt ihn,

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