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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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harmlos ist. Und dass er Humor hat, was in den Fernsehinterviews nicht so rüberkommt.«
    »Tja. Vielleicht lebt er in dem Glauben, dass der Künstler, der dich malt, dir einen Teil von deiner Seele wegnimmt. Jedenfalls kam er mir sehr nervös und ziemlich reserviert vor.«
    »Wir haben uns bei einem Essen gesehen. Da hat er viel von seiner Kindheit gesprochen, über Irland, den Laden von seinem Vater. Er hat mir erzählt, dass eine seiner frühesten Erinnerungen an den Laden die ist, wie er abends immer das Geld in der Kasse gezählt hat.«
    »Wie schaffst du es nur, den Leuten solche Sachen zu entlocken? Aber wenn ich weiß, dass es da ist, kriege ich es bei unserer nächsten Sitzung auch aus ihm heraus.«
    »Na dann, viel Glück, Jessie! Er ist ein echt hohes Tier, das wird deine Karriere voranbringen.« Während ich noch meinen Mantel anziehe, klingelt es an der Tür.
    »Wer kann das sein?«, fragt sie.
    »Ich gehe jetzt sowieso, da kann ich nachsehen.«
    Sie nimmt mich in die Arme, und der Duft ihres Moschus-Parfüms hüllt mich ein. »Pass auf dich auf.« Sie sieht mir in die Augen. »Denk dran, es ist niemand gestorben oder so was.« Und als mir wieder die Tränen kommen, hält sie mich noch fester. »Er ist trotz allem ein guter Mann, vergiss das nicht.«
    »Tschüs, Adam. Entschuldige, dass ich hier so hereingeplatzt bin.« Er winkt mir kurz zu, und ich gehe.
    Als ich die Treppe herunterkomme und die Tür aufmache, steht Paul vor mir. Er trägt einen dunklen Anzug und einen schwarzen Mantel und sieht überraschend ausgeruht aus, ordentlich rasiert und – wie meine Mutter sagen würde – schneidig. Er lächelt mich freundlich an und winkt in Richtung Treppe, wo Jessie steht. Sie winkt lächelnd zurück.
    »Woher wusstest du …?«
    »Sie ist deine beste Freundin. Da liegt es doch nahe, hier als Erstes zu suchen. Du bist schließlich nicht ans Telefon gegangen.« Er wirkt ganz ruhig, und sollte er zynisch sein wollen, merke ich nichts davon. Wir gehen in Richtung Auto. »Ich bin zeitig reingefahren und habe es geholt, bevor es womöglich abgeschleppt wird.« Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: »Die Kinder haben gefragt, wo du bist.«
    Bei dem Gedanken an Josh und Ava wollen mir wieder die Tränen kommen, aber ich halte sie zurück. Eine Blondine auf hohen Hacken kommt uns entgegen und dreht sich im Vorbeigehen nach meinem Mann um. Er kriegt das nicht mit. Vielleicht fragt sie sich, was um Himmels willen er mit mir zu tun hat. Paul trägt seinen besten Anzug und sieht aus wie Mister Universum, während ich mir plötzlich der nichtssagenden schwarzen Klamotten bewusst werde, die ich mir in der Nacht übergeworfen habe. Nach mehreren Stunden in Polizeigewahrsam haftet mir der Geruch von Verzweiflung und Versagen an; ich passe nicht zwischen all die morgendlich frischen, energiegeladenen Leute auf dem Weg zur Arbeit. Vielleicht überlegt die Blondine gerade, auf welche Weise Paul mich verlassen wird.
    »Wo soll ich dich hinbringen?« Die Freundlichkeit ist schlimmer als Zorn. So behandelt man Verrückte. Ich wette, sogar Charlotte Brontës Mr. Rochester hat seine geisteskranke Frau mit Samthandschuhen angefasst.
    »Zur U-Bahn. Dann kann ich nach Hause fahren.«
    Er nickt, setzt den Blinker und fährt los. »Was hast du Jessie erzählt?«
    Jetzt geht’s los mit der Befragung. Er will wissen, wie viel von meinen Befürchtungen ich habe durchblicken lassen. Wahrscheinlich nimmt er an, dass ich mit niemandem darüber gesprochen habe.
    »Viel interessanter war, was sie mir erzählt hat.«
    »Nämlich was?«
    »Dass du Eloide nie treu gewesen bist.« Er stößt einen leisen Fluch aus. »Ich vermute, du bist ein ganz anderer als der, den ich …«
    »Natürlich habe ich mich verändert! Ich bin jetzt neununddreißig. Das ist über zehn Jahre her!« In einer verzweifelten Geste hebt er beide Hände vom Lenkrad. »Okay, ich bin nicht stolz auf das, was ich damals getrieben habe. Wenn du hören willst, dass es mir leidtut, dann sage ich das. Aber Affären hat man nicht ohne Grund. Und bei dir habe ich keinen Grund dazu!«
    »Wie soll ich dir das glauben? Du hast mir nie davon erzählt!«
    »Weil es nicht wichtig ist. Es betrifft nicht dich, sondern jemand anderen.« Das alte Gefühl, außen vor zu sein, erfasst mich wieder. Das Gefühl, dass zwischen ihm und seiner Ex-Frau eine Verbindung besteht, die ich nie werde durchbrechen können. Ich fühle mich verraten.
    »Guck mich nicht so an!« Er biegt ab und

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