Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
Vom Netzwerk:
Nacht-Outfit, dem Bild an der Wand in ihrem Flur, das das gleiche ist wie das auf Pauls Schreibtisch … ich stoße die Tür auf, und im selben Moment zieht sich derjenige, der da im Bett liegt, die Decke über den Kopf. Seit Tagen stecke ich fest in einem Sumpf aus Tricksereien und Ungewissheiten. Ich packe den Stoff, ziehe mit einem Schrei die Decke weg, die mich von der Wahrheit trennt – und habe einen nackten, kahlköpfigen Mann vor mir. Dass es nicht Paul ist, der dort liegt, ändert nichts an meinem Zorn. »Du solltest lieber bei deiner Frau sein!«, wettere ich.
    »Kate …«
    Er macht ein entsetztes Gesicht, so als hätte seine eigene Frau ihn tatsächlich hier erwischt.
    »Na, so ist es doch!«
    »Kate!« Jetzt wird Jessie lauter und deutlich energischer. Sie schiebt mich zurück in die Küche. »Was machst du denn?«
    »Was machst du denn, verdammt?«
    Ihr blasses Gesicht färbt sich rot. Sie ist wütend; so wütend, wie ich sie noch nie gesehen habe. »Ich lebe mein Leben, und wenn dir das nicht passt, dann hast du Pech gehabt!« Das bringt mich wieder zu Verstand. Als sie die Arme verschränkt, breche ich in Tränen aus.
    »Es tut mir leid, das wollte ich nicht.« Sie starrt mich wortlos an. »Verzeihst du mir?« Lauter, als Worte es könnten, sagt ihr Schweigen nein. »Ich dachte, es ist Paul.« Sie holt tief Luft, doch bevor sie etwas sagen kann, fahre ich schon fort. »Paul hat eine Affäre oder hatte eine.« Ich fange an zu schluchzen, möchte ihr alles erzählen, aber es ist nicht nur der Mann in ihrem Schlafzimmer, der mich davon abhält. Weinend stehe ich an der Tür meiner besten Freundin und frage mich, ob eine Freundschaft ein Geheimnis wie das, das ich mit mir herumtrage, aushalten kann. Ich weiß es nicht. Vielleicht wird mir die Erleichterung, dieses Geheimnis mit jemandem zu teilen, nie vergönnt sein.
    Jessie seufzt. »Das tut mir leid.«
    »Du verstehst nicht …«
    »Du meinst, ich kann es dir nicht nachfühlen?«
    »Nein, das meine ich nicht.«
    »Doch, das tust du.« Da ist die Unversöhnlichkeit wieder. Es geht in die falsche Richtung.
    »Ich bin in sein Büro eingebrochen, weil ich nach Hinweisen suchen wollte. Dort bin ich festgenommen worden, und den Rest der Nacht habe ich im Knast zugebracht.« Jetzt kichere ich wieder leicht irre. Die Mütter, mit denen ich ständig zu tun habe, würden entsetzt nach Luft schnappen, aber Jessies Leben ist so bewegt, dass sie es wohl nicht der Rede wert findet.
    »Liebst du ihn?«
    Meine Tränen versiegen, und ich starre sie an. Tue ich das? Kann ich einen Mann, der jemanden ermordet hat, lieben? Sollte ich? Ist Liebe bedingungslos? Ich öffne den Mund, will etwas sagen, weiß aber nicht, was. »Du bist dir offenbar nicht sicher.« Es tritt eine Pause ein. »Wenn du ihn liebst, dann kämpf um ihn; wenn du ihn nicht liebst, geh.«
    »Geh!« Ich schüttele den Kopf. »So einfach ist das nicht!«
    »Doch, ist es.«
    Jessie hält inne, als die Schlafzimmertür aufgeht und Mr. Verheiratet, in ihren alten Frotteebademantel gehüllt, herausschlurft. »Adam, das ist Kate.« Er nickt verlegen. »Ihr Mann hat eine Affäre«, fügt Jessie hinzu, um zu erklären, warum ich um diese Zeit und in dieser Verfassung hier aufgetaucht bin.
    In dem Moment empfinde ich nichts als Liebe für Jessie. Adam starrt auf den Teppich, als hoffe er auf ein Wunder, darauf, dass sich dort ein Loch auftun möge, in dem er für immer abtauchen und verschwinden könnte. Jessie hat noch nicht realisiert, dass er so verstört ist, weil mein Auftritt hier sehr dem ähnelt, womit er eines Tages zu Hause bei seiner eigenen Frau zu rechnen hat.
    »Vielleicht hat das ja sogar sein Gutes, Kate.«
    »Wie …«
    »Es macht einen Menschen aus Paul. Er ist nicht perfekt, sondern hat Schwächen wie wir anderen auch. Versteh mich nicht falsch, aber du selbst hast ihn doch auf sein Podest gehoben. Es ist anstrengend, immer so aufrecht zu stehen – da musste er irgendwann mal einknicken.«
    Adam reicht mir ein Taschentuch, eine kleine freundliche Geste, für die ich sehr dankbar bin. »Du scheinst dich noch nicht mal zu wundern.« Ich putze mir die Nase und sehe Jessie mit den Achseln zucken, wobei ihr der Kimono auf einer Seite über die Schulter rutscht. Ich halte inne. »Was?« Sie sieht mich kurz an, dann wendet sie den Blick ab. »Du weißt etwas, das ich nicht weiß.«
    Wieder zögert sie einen Augenblick zu lange. »Ich …«
    »Sag’s!«
    »Da ist nichts zu sagen.«
    »Doch, da

Weitere Kostenlose Bücher