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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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Zeit«, sagte sie. Allerdings dauerte es länger als einen Augenblick, bis meine aufgelösten Kinder halbwegs beruhigt waren. Um ein gewisses Maß an Normalität aufrechtzuerhalten, brachte ich sie zur Schule, aber selbst so einfache Dinge wie Vesperdosen zu füllen oder den Kindern beim Aufsetzen der Ranzen zu helfen, werden unglaublich schwer, wenn einem das Herz aus der Brust gerissen wird.
    Jetzt, vier Stunden später, sitze ich mit einem Glas Whisky auf dem Sofa. Meine Hände zittern. Ich habe meine Familie verraten und verkauft, habe O’Shea und einem Mann mittleren Alters, der sich Detective Sergeant Ben Samuels nannte, erzählt, wann Paul am fraglichen Abend wirklich nach Hause gekommen ist und dass er Blut an den Händen hatte, und ich habe ihnen den Schal gegeben. Als ich damit ankam, haben O’Sheas Augen geleuchtet. Ich habe ihre verkorkste Mordermittlung gerettet, dafür gesorgt, dass ein paar Polizisten heute wieder erhobenen Hauptes herumlaufen können. Wahrscheinlich habe ich ihr zu einer Beförderung verholfen. Jetzt suchen sie nach »relevantem Material« und stellen dabei das ganze Haus auf den Kopf. Ich höre sie in Schränken wühlen; vor meiner Nase zieht ein Officer systematisch ein Buch nach dem anderen aus dem Regal und blättert jedes einmal durch; jemand in einem weißen Anzug ist im Gästebad, kratzt wahrscheinlich an den Fliesenfugen herum und steckt Q-Tips in den Ausguss, um Abstriche zu nehmen.
    »Wir wollen ihm hier nicht im Weg sein«, sagt O’Shea und deutet auf den Bücherdurchsucher. »Können wir in die Küche gehen?« Wir gehen durch den hinteren Teil des Hauses, Ben immer hinter uns her. »Da wäre noch die Frage, warum Sie bei einer polizeilichen Befragung eine wichtige Information zurückgehalten haben.« O’Shea starrt aus dem Fenster, hinaus auf den Garten. »Dafür könnten wir Sie belangen, aber ich weiß nicht, ob das wirklich im öffentlichen Interesse wäre, mit den Kindern und so weiter.«
    Sie bemüht sich um einen freundlichen Ton und kriegt ihn auch einigermaßen hin. Ich beobachte, wie sie ihre Leute, von denen mindestens die Hälfte älter ist als sie, hier im Haus beaufsichtigt und lenkt. Wer weiß, wie viele Anweisungen sie geben musste, um Ruhe für dieses Gespräch mit mir zu haben, das mit der Hausdurchsuchung gar nichts zu tun hat.
    »Wir werden den Kanal absuchen.«
    Ich fasse es nicht. »Warum denn das, um Himmels willen?«
    »Die Tatwaffe ist noch nicht gefunden worden. Hätte ich die Frau ermordet, dann hätte ich die Waffe dort versenkt.« Schweigend sehe ich zu, wie ihre Hand über eine der Küchenschubladen streicht. »Fehlt Ihnen vielleicht ein Küchenmesser?«
    »Nein. Und ich würde das mit Sicherheit merken.«
    Sie bedenkt mich ob meines Haushaltsmanagements mit einem anerkennenden Blick, und ich würde wetten, dass sich auch in ihren Besteckschubladen kein Krümelchen findet. »Haben Sie hier hinten nur dieses Türschloss?« Sie hält den altmodischen Schlüssel hoch. »Damit ist Ihre Versicherung nichts mehr wert.«
    Ich zucke die Achseln. »Das sind Reihenhäuser hier. Man müsste schon durch den Kanal schwimmen, um von hinten ans Haus heranzukommen.« Mich überläuft ein Schauer. »Niemand, der bei Verstand ist, würde das tun.«
    »Ganz genau.« Skeptisch mustert sie meine Küchenfenster mit ihren wackligen Schlössern; eins ist sogar ganz ohne Schloss. Sie lebt in einer Welt, in der der Glaube an Vernunft und Logik einen nicht vor der Gemeinheit und Gewalttätigkeit anderer schützt. »Und jemanden, der nicht bei Verstand ist, wollen Sie doch erst recht nicht hier im Haus haben, bei Ihren Kindern?«
    »Ich verstehe schon! Aber während der letzten zwanzig Jahre ist in keins dieser Häuser von der Rückseite her eingebrochen worden. Haben Sie eine Zigarette?«
    Sie kräuselt die Lippen. »Ich habe vor fünf Jahren aufgehört.« Aber sie hat Mitleid. »Gibst du Mrs. Forman eine Zigarette, Ben?«
    »Natürlich.« Er holt eine Packung hervor und reicht sie mir, und allein das Gefühl, sie in der Hand zu halten, hat etwas Tröstliches. Sie starrt mich an, beobachtet jede meiner Reaktionen, und ich frage mich, wie viele im Lauf der Jahre unter diesem Blick mürbe geworden sind.
    »Woher haben Sie das?« Sie zeigt auf mein Veilchen.
    »Lex hat sein Auto zu Schrott gefahren, und ich saß mit drin«, antworte ich.
    »Wann war das?«
    »Vorgestern Abend. Er war ziemlich sauer.«
    »Wissen wir davon?«, schnarrt O’Shea Samuels an. Er runzelt die

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