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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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gemeinsam auf der Piste waren?«
    Sie verschränkt die Arme und umfasst ihre Ellbogen, als wolle sie sich schützen. »Gerade damals.«
    »Das habe ich nicht gewusst. Tut mir leid.«
    Um der Sache nicht zu viel Gewicht zu verleihen, wechselt sie das Thema. »Warum denkst du denn, dass Paul sie umgebracht hat?«
    Mit gesenkter Stimme erzähle ich ihr, was sich in jener Nacht abgespielt hat. »Er war so durcheinander, so am Boden zerstört.« Sie nickt mit ausdrucksloser Miene. Sieht mich nicht an. Irgendwas an ihrem Schweigen fordert mich heraus. »Was?«
    Sie übergeht die Frage und mustert mich unter langen Wimpern hervor, während unsere Schultern auf holpriger Strecke immer mal aneinanderstoßen. »Du bist schon was Besonderes, weißt du das?«
    »Du verrätst mir bestimmt, warum.« Ich wappne mich für Eloides spezielle Intuition.
    »Du bist bereit zu glauben, dass dein eigener Mann jemanden umbringen könnte. Du schreckst nicht davor zurück, bei denen Motive zu suchen, die dir am allernächsten stehen. Dass du beim Fernsehen arbeitest und nicht bei der Polizei, ist Verschwendung.« Als die Bahn an der nächsten Station hält, steht der Mann gegenüber auf und geht zur Tür.
    »Woher nimmst du diese Gewissheit, dass er unschuldig ist?« Ich sehe den Mann von draußen ein letztes Mal zu Eloide herüberstarren, dann verschwinden wir wieder im Tunnel. Ich schätze, sie hat nicht einmal mitgekriegt, dass er überhaupt da war.
    »Ich weiß nicht, was an dem Abend vorgefallen ist.« Jetzt flüstert sie beinahe. »Für das Blut habe ich keine Erklärung. Aber dass er so ist, im einen Moment hier« – sie reckt die Hände nach oben – »und im nächsten da« – ihre Hände wandern nach unten, bis unter ihre Knie –, »so völlig am Boden zerstört, das habe ich auch schon erlebt. Zweimal habe ich ihn so gesehen.«
    »Wann?«
    Nun fixieren mich die unglaublichen Augen. »Du meinst, ich hätte von dem glotzenden Mann nichts mitgekriegt, oder?« Mit betrübter Miene lehnt sie sich zurück. »Unterschätz mich nicht, Kate, ausgerechnet du! Wie oft sagt Paul, dass du so aufmerksam bist und so viel registrierst. Dass du Sachen mitschneidest, die anderen entgehen. Nur was mich angeht, scheinst du – wohl wegen unserer Geschichte – irgendwie blind zu sein. Überleg doch mal, vielleicht kann ich dir helfen!«
    »Wann war er so?«
    Sie zögert einen Moment. »Als er eine Affäre hatte.« Sie versucht nicht, mich zu berühren. Sie versucht nicht, mich zu beschwichtigen oder so zu tun, als könne sie etwas daran ändern. »Und trotzdem war er derselbe, und ich habe ihn deswegen nicht weniger geliebt. Ich kann dir nicht sagen, was an dem Abend in diesem Wald passiert ist, aber eins kann ich dir versichern: Paul war nicht dort. Er hat sie nicht umgebracht, Kate. Und ich werde – mit dir zusammen oder auch gegen dich – Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um seine Unschuld zu beweisen.«
    Auf der Anzeige erscheint die Station, an der ich aussteigen muss. Ich erhebe mich. Eloide ist voller Widersprüche: zerbrechlich, aber stur, launisch und dabei doch viel entschiedener, als mir bisher klar war. Über Jahre hinweg habe ich sie gehasst, während ich sie vielleicht hätte bewundern sollen. In ziemlichem Gefühlschaos steige ich die Treppe im U-Bahnhof hinauf. Ich bin durch eine Falltür in eine Welt geraten, in der ich alte Feinde und Verbündete nicht auseinanderhalten kann und in der mein Mann mir vielleicht sehr fern ist.

32
    L ivvy sieht mich ins Studio kommen und mustert mich schon von weitem. »Mein Gott! Du siehst so aus, wie ich mich fühle. Schlimm.« Sie rückt mir zu sehr auf die Pelle, legt mir einen Finger unters Kinn und hebt mein Gesicht etwas an, um sich die Blessur an der Schläfe anschauen zu können. Ich komme mir vor wie ein Schulmädchen bei der Reihenuntersuchung. Sie schnaubt unwillig. »So, wie du aussiehst, vergraulst du uns ja die Zuschauer. Da wird Shaheena die Begrüßung übernehmen müssen.«
    »Ich bin also ganz offiziell zu hässlich, um im Fernsehen erscheinen zu dürfen«, sage ich lahm; eigentlich sollte es nach einem Scherz klingen.
    »So geht es den meisten von uns«, erwidert Livvy sachlich.
    Mir ist nicht nach Lachen zumute. Ich spüre die mitleidigen Blicke von Shaheena und Matt; auch der Aufnahmeleiter und die Beleuchter haben zu mir herübergestarrt. Sie haben gehört, was mit Paul los ist. In der Sendung heute Abend wird sein Name fallen. Ich werfe einen Blick auf mein

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