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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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einen Parlamentarier gearbeitet, der wegen Bestechung festgenommen wurde. Drei Tage lang haben an die dreißig Leute vor seinem Büro und seinem Haus herumgelungert, und dann waren sie plötzlich alle wieder weg. Du kannst dich wahrscheinlich nicht mal an seinen Namen erinnern, selbst wenn ich ihn dir jetzt sage.«
    »Ich weiß nicht, ob mich das wirklich tröstet.«
    Sie umarmt mich fest. »Tut mir leid, aber mehr habe ich nicht zu bieten.«
    »Danke dir. Ich komme nach der Arbeit und hole sie.«
    Als ich den Schulhof verlasse, bin ich schon ganz auf die Arbeit eingestellt und manövriere mich entschlossen durch den Parcours aus Buggys, Kleinkindern, Rollern und schnatternden Müttern. Da spüre ich plötzlich eine Hand auf meinem Arm. Eloide. Ich schüttele sie ab wie eine Spinne.
    »Mir war klar, dass ich dich nur hier erwischen würde. Außerdem nehme ich an, dass du hier keinen Aufstand machst.« Sie hängt sich bei mir ein und bedenkt einen Jungen, der sie ins Bein geboxt hat, mit einem nachsichtigen Lächeln. Sie hat recht – in der Nähe der Schule die Nerven zu verlieren, das macht man einfach nicht, schon gar nicht als Mutter, die in Schwierigkeiten steckt. Also gehen wir gemeinsam weiter, eine lebende Parodie auf das Bild von guten alten Freundinnen.
    »Ich muss zur Arbeit, also lass mich in Ruhe.«
    »Erst wenn du dir angehört hast, was ich zu sagen habe.«
    In der U-Bahn-Station renne ich die Treppen fast hinunter, aber sie bleibt nicht zurück.
    »Ich war nicht bei euch zu Hause. Warum behauptest du das so steif und fest?«
    Ich schnaube verächtlich und ziehe mein Ticket über den Sensor. »Sagen wir, ich schaue genau hin. Du hast eine Art Visitenkarte hinterlassen.« Sie starrt mich verständnislos an. »Teetassen und einen Löffel.« Ich höre selbst, wie absurd das klingt, und frage mich plötzlich, ob ich mir das Ganze vielleicht nur eingebildet habe.
    »Teetassen?«
    Ich steige ein, suche mir einen freien Platz. Sie setzt sich neben mich.
    »Sie haben ein Muster ergeben. Das habe ich bei dir wiedererkannt.«
    »Die rationale, gewissenhafte Kate hat wegen ein paar Teetassen eine Rangelei mit mir angefangen?«
    »Was weißt denn du schon?« Ich bin bockig und gebe mir keine Mühe, die Zweifel, die ich inzwischen selbst hege, zu verbergen. Zu spät mache ich mir klar, dass sie das wahrscheinlich sofort merkt. Von ihren Promis ist sie es gewöhnt, Verleugnungen und Dementi zu hören; meine Schwindelei wird nicht weniger durchsichtig sein.
    Offenbar tue ich ihr leid, jedenfalls reitet sie nicht weiter darauf herum. »Ich weiß, dass Paul das da mit deinem Gesicht nicht war.«
    Wir drehen uns zueinander um.
    »Hör zu. Ich weiß es. Das war er nicht, und Melody hat er auch nicht umgebracht.« Ihre unglaublichen Augen fixieren mich. Sie trägt einen petrolblauen Schal, der die Farbe ihrer Iris verstärkt – sie leuchtet jetzt violett.
    »Du kannst leicht die Heldin spielen; du blickst zurück und siehst die Vergangenheit schwarz und weiß und rosig. Du musst dich nicht mit den Widersprüchen und Kompromissen aus acht Jahren Ehe und Alltag herumschlagen; du brauchst nicht an Kinder zu denken.«
    »Und wenn du noch so sehr davon überzeugt bist, dass er schuldig ist – du täuschst dich.«
    Ich zucke die Achseln. Dass sie so fest überzeugt ist, hat etwas Liebenswertes, und ich bin nahe daran, mich zu schämen. Sie ist Paul eine bessere, loyalere Freundin als ich. Verstohlen sehe ich sie von der Seite an; sie wirkt frisch und duftet umwerfend. Ich berühre mit zwei Fingern mein kaputtes Gesicht und registriere, dass der Mann uns gegenüber hingerissen ist von ihr. Er sieht sie sehnsüchtig an, rutscht auf seinem Sitz herum, verfolgt, wie sie die Beine übereinanderschlägt, starrt auf ihre Hand, die das Schienbein kratzt.
    In dieser flüchtigen Phantasie von der schönen Fremden im Zug kommen Schnitte an den Armen nicht vor.
    »Warum verletzt du dich selbst?«, frage ich leise.
    Es dauert einen Moment, bis sie antwortet. »Es ist eine Möglichkeit, über meinen Körper zu bestimmen, nehme ich an. Als Teenager hatte ich Bulimie.« Sie lässt einen zierlichen Fuß kreisen.
    »Hat Paul das gewusst?«
    Sie sieht mich erschrocken an. »Natürlich! Er war mein Mann!«
    Ich schlucke. Davon hat er mir nie erzählt. Er hat ihre Geheimnisse gehütet, war noch über den Schlussstrich hinaus loyal. Nun schäme ich mich richtig. Dann kommt mir ein Gedanke. »Hast du das auch damals gemacht, als wir alle

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