Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
unzufriedenen Offizier namens Castillo Armas. Das Außenministerium unter Foster Dulles lieferte Waffen nach Honduras und Nicaragua, wo sie bis zum Tage X gelagert wurden. Der CIA unter Allen Dulles, dem Bruder des Außenministers, übernahm die Aufstellung und Ausbildung eines Söldnerheeres für Castillo Armas, dem unter anderen auch ehemalige deutsche SS-Leute angehörten, die aus der französischen Fremdenlegion desertiert waren, und hier eine neue, für sie wie nach Maß geschneiderte Aufgabe fanden.
Die Vorbereitungen blieben nicht geheim. Wohl versuchte die Regierung Arbenz Waffen für ihre schlecht ausgerüstete Armee zu kaufen, aber alle Verbündeten der USA, auch die europäischen Regierungen, lehnten die Lieferung ab.
Arbenz, der den Einmarsch der in den Nachbarländern einsatzbereit wartenden Truppen von Castillo Armas täglich erwarten musste, geriet in Panik, weil alle unter der Kontrolle der United Fruit Company stehenden Staaten Zentralamerikas die diplomatischen Beziehungen zu Guatemala abbrachen, und wandte sich in letzter Verzweiflung an Moskau, das ihm auch sofort Waffen (gegen Barzahlung!) verkaufte.
Das Eintreffen des russischen Frachters ›Alphem‹ in Guatemala war das verabredete Zeichen für die Rebellen, deren Anführer das Schiff für einen russischen Truppentransporter mit Raketenbestückung erklärten, was beweise, dass die Sowjetunion in Guatemala eine Militärbasis errichten wolle.
Am Fronleichnamstag, dem 17. Juni 1954, überschritten zwei Rebellenarmeen die Grenze Guatemalas. Zur gleichen Zeit versuchten Kriegsschiffe ›unbekannter Nationalität‹ vergeblich in den Hafen von Puerto Barrios einzudringen. Die Rebellen verfügten - im Gegensatz zur Regierung - über Düsenjäger, deren Piloten fast ausschließlich Nordamerikaner waren.
Zehn Tage später erschien US-Botschafter Peurifoy - entgegen allen diplomatischen Gepflogenheiten mit einem entsicherten Colt im Gürtelhalfter - im Präsidentenpalais und forderte Arbenz auf, sofort zurückzutreten, damit die unhaltbaren anarchistischen und undemokratischen Zustände im Land aufhörten. Der Präsident, einer solchen Dialektik nicht gewachsen, verließ das Amt, ging zu Fuß zur mexikanischen Botschaft und bat um Asyl, das ihm gewährt wurde.
Castillo Armas marschierte in Ciudad Guatemala ein, ernannte sich selbst zum Präsidenten, gab der United Fruit Company alle Rechte zurück, hob das Gesetz zur Bodenreform und alle anderen unter Arevalo und Arbenz erarbeiteten Sozialgesetze auf und übernahm die Macht im Staat, der fortan wieder ein Staat von Gnaden der United Fruit Company war.«
Ernesto hält sich nach dem Sturz von Arbenz noch zwei Monate in der argentinischen Botschaft auf. Er arbeitet dort als Küchenhilfe, analysiert für sich die Gründe für das Scheitern des sozialistischen Experiments in Guatemala.
»Das Volk hätte bewaffnet werden müssen. Das Volk hätte kämpfen müssen«, sagt er zu seinen Kameraden.
Hilda Gadea, eine Peruanerin, die damals in Guatemala im Exil lebt und nicht viel später, nach der Flucht nach Mexiko, seine Frau wird, erzählt über seine Haltung in den Tagen der von den USA gesteuerten Invasion: »Er verlangt, an die Front geschickt zu werden, um zu kämpfen. Aber keiner hört ihn an. Er geht zu den Gruppen, die die Stadt verteidigen, wenn es Bombardierungen gibt. Um etwas zu tun, transportiert er Waffen von einer Seite der Stadt zur anderen.«
Über die eigene Existenz zieht Guevara Bilanz: »Durch besondere Umstände und vielleicht auch wegen meines Charakters begann ich durch ganz Amerika zu reisen, und ich lernte es ganz kennen ... durch die Umstände, unter denen ich gereist bin, kam ich in engen Kontakt mit dem Elend, mit dem Hunger, mit den Krankheiten, mit der Unmöglichkeit, ein Kind zu heilen aus Mangel an Mitteln, mit der Entmenschung, die der Hunger und die ständigen Strafen hervorrufen ... und ich begann zu sehen, dass es Aufgaben gibt, die genau so wichtig sind, wie die, ein berühmter Forscher zu sein oder einen Beitrag zur Wissenschaft der Medizin zu leisten: nämlich, diesen Menschen zu helfen.
Ich hatte begonnen, mir einige Notizen zu machen, um die Haltung eines revolutionären Arztes zu normen. Ich begann, nach dem zu forschen, was nötig ist, um ein revolutionärer Arzt zu sein. Da kam die Aggression, die die United Fruit, das State Department, Foster Dulles - was in Wirklichkeit das gleiche ist - auslösten. Um ein revolutionärer Arzt zu sein, ist das erste, was
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