Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
Angewohnheit ab, seine Freunde stets mit diesem argentinischen Ausdruck für Kumpel oder Kollege anzureden.
Das Training erfolgt auf einer Ranch im Distrikt Chalco, zu der ein Gebiet von 15 km Länge und 9 km Breite gehört - was die Vegetation angeht, eine ganz ähnliche Landschaft wie die, in der sich die Guerillas bald in Kuba werden zurechtfinden müssen.
Batista hat Geheimagenten nach Mexiko geschickt, die Fidel und seine Leute überwachen sollen. Durch ihre Denunziation werden einige der Revolutionäre von der mexikanischen Polizei vorübergehend festgenommen.
Personen aus Guevaras Bekanntenkreis und seine Frau berichten.
María Antonia: »Als wir verhaftet werden, bringen sie uns ins Gefängnis: Es ist ein Gefängnis für Emigranten, das Gefängnis Schultz. Dort sehe ich Che, der eine von diesen billigen Regenhauben trägt, aus Nylon, fast durchsichtig, und ein altes Hütchen. Er sieht wie eine Vogelscheuche aus, und ich sage es ihm, damit er lacht.«
Darío Lopez: »Schon damals sind diese äußerlichen Dinge für ihn von zweitrangigem Wert. In Mexiko hat er nur einen Anzug in brauner Farbe. Natürlich hat er Wäsche, um sich umzuziehen, aber er hat nur einen Anzug.«
Hilda: »Ich erinnere mich: Als er einmal verhaftet wird, wird ihm im Gefängnis seine wenige Wäsche gestohlen. Wir denken daran, eine Sammlung für ihn zu veranstalten, um ihm neue Wäsche zu kaufen, aber es ist uns klar, dass er das nicht annehmen wird. Dann überrascht uns sein Ja und seine Begeisterung für diese Idee. Er sagt uns sogar, er wolle sich selbst den Anzug aussuchen, einen dunkelbraunen Anzug. Und wie er nun einmal ist, vergeht keine halbe Stunde, und er schenkt den neuen Anzug an Calixto Garcia weiter, der mit ihm verhaftet worden ist.«
Die Inhaftierten kommen wieder frei. Das Guerillatraining geht weiter. Notwendigerweise gibt es wegen der Polizeiaufsicht mehrere Hütten und mehrere Häuser. Die Expeditionsteilnehmer leben in kleinen Gruppen. Langsam lernen sie sich gegenseitig kennen.
Die anderen über Che.
Pablo Hurtado: »Ich lerne ihn kennen, als er mit Fidel und Raúl die Häuser, die wir in Jalapa und Veracruz haben, inspiziert. Ich bin krank in Veracruz, eine Folge des Trainings; er behandelt mich.«
Aquedo Aguiar: »Bei meinem ersten Gespräch mit Che habe ich einige Vorbehalte. Ich bin gerade aus dem Untergrund aus Kuba gekommen und misstraue jedem. Außerdem ist er ein Ausländer.«
Carlos Bermudez: »Ich lerne ihn kennen, nachdem er mir einen Bluterguss behandelt und einen Zahn gezogen hat. Damals fällt es mir schwer zu lesen. Da sagt er zu mir: ›Ich werde dich schnell Lesen und Analysieren lehren‹«.
Darío Lopez: »Die Sitzungen zur politischen Bildung werden im Rancho abgehalten. Man lernt an marxistischen Texten. Che selbst hat die Werke ausgewählt.«
Arbentosa: »Ich erinnere mich nicht mehr genau, wie die Unterhaltung damals gelaufen ist, aber einmal hat er uns gesagt, dass, wenn der Kampf in Kuba beendet ist, und wenn er noch lebt, er den Kampf in Lateinamerika fortsetzen will.«
Bermudez: »Einmal sagt er zu mir: ›Du musst viel lesen, damit du nicht ein Landarbeiter von drei Ohrfeigen bist.‹ Dann verlange ich von ihm, dass er mir erklärt, was er damit meint, und er sagt: ›Ja, damit, wenn du verhaftet wirst, man dir nicht eine Ohrfeige geben muss, damit du sprichst, und zwei, damit du wieder ruhig bist.‹ Wir lachen beide, wir sind schon gute Kameraden. Einmal geht er mit mir in eine Buchhandlung (und er hat doch auch kaum einen Cent) und kauft mir zwei Bücher.«
Ende 1956 finden die Rebellen ein Boot, das für ihre Expedition geeignet ist, die Yacht »Granma«. Sie liegt im Hafen von Tuxpán zwischen Veracruz und Tampico, ist 18 Meter lang. Sie haben dem schwedischen Eigentümer, Werner Green, dafür 12.000 Dollar zahlen müssen.
Bei der Abschlussprüfung gibt Ex-General Alberto Bayo an seiner Untergrund-Guerillaakademie Guevara in allen Fächern eine zehn, die beste Note.
Fidel erhält die Noten acht und neun. Als er protestiert, erklärt Bayo: »Das ist ganz einfach, Fidel, Guevara ist in der Tat der bessere Mann.«
Maria Antonia: »Und wenn sie zu diesem Zeitpunkt nicht endlich aufgebrochen wären, wer weiß, ob sie je hätten losfahren können. Einen Tag nach der Abfahrt der ›Granma‹ erfahren wir, dass die Bundespolizei im Besitz einer Liste aller Häuser und Lager ist. Es wäre alles der Polizei in die Hände gefallen.«
Am 25. November 1956 gegen zwei Uhr morgens
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