Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
Bucht von Nipe gefunden worden ist.
Die Zuckermühlen im Distrikt Niquero gehören kubanischen Besitzern. Der gesamte Ostteil der Sierra Maestra besteht aus Latifundien - großen Landgütern, wie beispielsweise die der Hacienda Sevilla.
Doch ist das Kulturland auf die Umgebung der Flussläufe beschränkt. Kaffee gedeiht dort. Einige Köhler schlagen sich mehr schlecht als recht durch. Aus den östlichen Ausläufern der Sierra kommen große Mengen Honig, im äußersten Westen, nahe Cabo Cruz, liegen die Besitzungen der alten Cespedés-Familie. Diese Güter werden von sogenannten Mayorales, also Verwaltern, geleitet. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, freie Bauern daran zu hindern, sich hier und dort ein Stück Kulturland abzuzwacken. Das führt zu ständigen Fehden. Die Mayorales brennen das Haus eines freien Siedlers nieder. Die Siedler rächen sich durch den Mord an einem Mayoral. Beide Lager haben ihre Anführer und Parteigänger. Oft kämpfen in den Banden Kriminelle mit, die sich aus den großen Städten hierher geflüchtet haben.
Auf See haben die Revolutionäre schon ihre olivgrünen Uniformen angelegt, ihre Waffen gereinigt und geladen, die Kisten mit Proviant und Versorgungsgütern für die Landung bereitgestellt.
Aber als sich die »Granma« dem Strand nähert, wird sie von den Wellen derart durchgeschüttelt, dass der Steuermann über Bord geht. Es scheint unmöglich, ihn in der pechdunklen Nacht wiederzufinden. Irgendwo, aus der Dunkelheit, schreit eine Stimme. »Solange er ruft«, erklärt Fidel, »suchen wir ihn.«
Kostbare Zeit geht mit dem Rettungsmanöver verloren. Als es endlich gelungen ist, den Schiffbrüchigen an Deck zu zerren, bemerkt man, dass die »Granma« weit von der Küste abgetrieben ist und dass die Navigationsinstrumente fortgespült worden sind.
Am 30. November hört die Besatzung über Radio, dass die von Frank País in Santiago geleitete Zelle der »Bewegung« eine Revolte gegen Batista ausgelöst hat, die eigentlich mit der Ankunft der »Granma« zusammenfallen sollte.
Frank País, 24 Jahre alt, hat das Unternehmen, unterstützt von Veteranen des Moncada-Überfalls, mit großer Sorgfalt und Umsicht geplant. Die Untergrundorganisation in Santiago gilt als die schlagkräftigste Gruppe auf der ganzen Insel. Sie hat Ableger und Kontakte in mehreren Städten der Oriente-Provinz.
Obwohl País sich noch Anfang November mit Castro in Mexiko getroffen hat, ist jetzt die Koordination zwischen der Invasionsexpedition und den Verschwörern auf der Insel durch unklare Nachrichten verhindert worden. País hat gehört, Castro werde in einer Nacht ohne Mond im November landen und hätte daraufhin beinahe schon am 15. November die Rebellion in Santiago ausgelöst. Dann trifft am 27. November bei einem Mitglied der Gruppe ein Telegramm mit dem Text ein: Erbetenes Buch vergriffen. Verlag Divulgación. Das bedeutet verabredungsgemäß, die Erhebung soll in den nächsten 72 Stunden losbrechen.
País und seine Gruppe führen einen recht erfolgreichen Schlag gegen das Batista-Regime. Im Morgengrauen des 30. November 1956 greifen 300 junge Männer in olivgrünen Uniformen mit den schwarz-roten Armbinden der Bewegung das Polizeipräsidium, das Zollgebäude und die Hafenkommandantur an. Waffen haben sie sich bei einem Einbruch in den Schießklub von Santiago beschafft. Das Zollhaus wird in Brand gesteckt, die beiden anderen Gebäude werden vorübergehend besetzt. Zur selben Zeit dringt eine Abteilung der Fidelistas (Fidel-Anhänger) in das Boniato-Gefängnis ein und befreit alle politischen Gefangenen. País zieht seine Leute aus der Stadt zurück. Am nächsten Tag schlägt er wieder zu. Diesmal geht die Hafenkommandantur in Flammen auf. Das gesamte öffentliche Leben in der Stadt kommt zum Erliegen. Batista lässt mit einer Luftbrücke 280 gutausgebildete Männer unter dem Befehl des Oberst Pedro Barrera in die Stadt bringen. Die Rebellen werden gefangen und in eine Schule eingesperrt, können aber durch die Hintertür entkommen. Zwischen dem 30. November und dem 2. Dezember ist País praktisch Herr über die Stadt gewesen. Allerdings sind drei seiner besten Männer gefallen. Es stellt sich aber nun auch heraus, dass die Väter der Mittelklasse, selbst wenn sie sich nicht an der Erhebung beteiligt haben, ihre Söhne nicht im Stich lassen. Nicht nur Väter und Verwandte, auch wildfremde Menschen haben die Revolutionäre, als sie untertauchen müssen, bei sich versteckt.
Am 2. Dezember, zu spät, um
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