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Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Titel: Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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zurückfindet. Er ist bestürzt, wie unterernährt die Bauern sind, denen er begegnet ist, und notiert, eine Agrarreform sei nach dem Sieg unumgänglich, schon allein um die Gesundheitsprobleme zu lösen.

    ... wir kauten Gräser und rohen Mais
    In der zweiten Jahreshälfte 1957 wird die Herrschaft über die Sierra-Maestra-Region so weit ausgebaut, dass die Guerillas nun daran gehen können, hier eine Art eigener Zivilverwaltung zu errichten. Außerdem legen sie die ersten eigenen Fabriken und Werkstätten an, und es werden feste Lager eingerichtet. Eine Bäckerei wird gebaut, Schuhwerk und Sättel werden gefertigt. »Radio Rebelde« nimmt sein Programm auf und die hektographierte Zeitschrift El Cubano libre erscheint.
    Als am 29. August die Guerillas eine Armee-Einheit bei El Hombrito schlagen, nimmt Che zum ersten Mal wahr, dass sich nun die Regierungsverbände definitiv aus dem Sierra-Gebiet zurückziehen.
    In der Abteilung, die von Guevara geführt wird, kommt es häufig zu Verstößen gegen die Disziplin. In solchen Fällen greift er hart durch. Einmal wird ein Guerillero, der einen Befehl nicht befolgt hat, an einen Baum gefesselt, bekommt die Augen verbunden, und man erklärt ihm, er werde jetzt erschossen. Die Schüsse werden jedoch nur in die Luft abgegeben. Der Augenblick der Angst scheint Strafe genug.
    Aber Cienfuegos, ein anderer Unterführer in der Guerilla, erzählt auch: »Er war kein Chef, er war ein Freund und uns allen ein Helfer. Zu den Soldaten war er wie ein Vater, er lehrte sie, er behandelte sie alle mit der gleichen liebevollen Ehrlichkeit, er zeigte ihnen, was es heißt, menschlich zu sein, er bestand immer darauf, dass die Gefangenen als erste etwas zu essen bekamen.«
    Guevaras 180 Guerilleros stoßen in die Zentralprovinz Las Villas vor. Sie verfügen über Lastwagen, und es besteht auch eine geheime Luftbrücke für den Nachschub. Der Vormarsch der Truppen aber muss zu Fuß vonstatten gehen. Einer der Männer erinnert sich:
    »40 Tage Marsch, oft mit der Südküste und einem Kompass als einzige Anhaltspunkte. Über 15 Tage standen uns Wasser und Schlamm bis an die Knie, und wir marschierten nur bei Nacht, um nicht in einen Hinterhalt zu geraten ... während der 31-tägigen Reise durch die Provinz Camaguey aßen wir 11 mal. Das war alles. Nach einer Hungerzeit von vier Tagen schlachteten wir ein Pferd.«
    Als Anführer teilt Guevara das asketische Leben seiner Kameraden, anders als Castro, der in der Sierra gewöhnlich gut lebt und sich selbst Privilegien einräumt.
    »Der erste im Kampf, der erste, der einem Verwundeten hilft, der erste, wenn es darum ging, zusätzliche Opfer zu bringen«, lautet ein anderes Urteil über Che.
    Gegen Ende des langen Marsches lassen die Revolutionäre völlig erschöpft mehr und mehr den Mut sinken. Dann sehen sie in der Ferne die blauen Ketten von Las Villas. Am 1. Oktober erreichen sie endlich das Gebirge.

    ... in der Ferne die blauen Ketten von Las Villas
    Bei dieser Kampagne begegnet Guevara einem Mädchen, das später seine zweite Frau wird. Er hat Hilda in Mexiko zurückgelassen. Fast zwei Jahre sind sie voneinander getrennt. Aleida March fungiert als Kurier zwischen einer Zelle in der Stadt und den im Gebirge operierenden Guerillas. Später kommt sie zu ihnen ins Lager. Das Zusammenspiel zwischen Untergrundgruppen in der Stadt und Guerillaverbänden in Gebirgsgebieten ist typisch für diese Phase des Kampfes.
    Im Frühjahr 1958 hat der Diktator eine umfangreiche Offensive eingeleitet, die ein für allemal mit den Rebellen aufräumen soll. 12.000 Mann sind in den Kampf geworfen worden, unterstützt von Sherman-Panzern, Napalm abwerfenden Bombenflugzeugen. Aber die durch ihre schwere Ausrüstung unbeweglichen Verbände sind nicht sehr einsatzfreudig und stoßen nur selten auf den Feind, der immer wieder geschickt ausweicht. Den Rebellen gelingt es überdies, sich eines Senders der Regierung zu bemächtigen, samt allen nötigen Instruktionen und dem Verschlüsselungsplan. Ein wunderbarer Fund! Unverzüglich geben die Barbudos, wie die Castristen wegen ihrer Barttracht genannt werden, falsche Befehle durch.
    Die Luftwaffe bombardiert Batistas eigene Truppen und wirft über den von den Aufständischen beherrschten Gebieten Lebensmittel ab.
    Zur selben Zeit schickt die Armee einen Panzerzug nach Santa Clara, der Hauptstadt der reichen Zuckerprovinz von Las Villas. 17 gepanzerte Waggons, von vier Lokomotiven gezogen, mit Waffen im Wert von nahezu einer

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