Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
entmutigend, andererseits machten sie uns auch wieder etwas Hoffnung. Wir hatten idiotische Fehler begangen, gewiss, aber Fidel lebte. Die haarsträubenden Berichte der Bauern bestimmten uns, unsere Gewehre zu verstecken und zu versuchen, die scharf bewachte Straße nur mit der Pistole in der Hand zu überqueren.
So verloren wir alle Waffen, die wir in der Obhut des Bauern zurückgelassen hatten, während wir uns in die Sierra Maestra davonstahlen.«
Die bei Alegría del Pío Versprengten haben es schwer, wieder zusammen zu finden. In kleinen Grüppchen irren sie durch die Gegend. Einige wollen nicht mehr. Guillermo Garcia rennt vor einem Bauern wie ein Kaninchen davon, ein Mann weint und jammert: »Warum habe ich nur mitgemacht?« In Mexiko wartet seine Frau auf ihn.
Castro bleibt mit zwei Männern in einem Zuckerrohrfeld versteckt. Ein Bauer bringt ihnen etwas zu essen, Garcia stößt zu diesem Trupp, und sie machen sich auf zur Sierra.
Für einige Tage werden sie auf einer Farm versteckt. Es ist das Gehöft von Mongo Pérez, dessen Bruder, Cresencio, ein in der ganzen Gegend bekanntes Original ist.
Cresencio ist ein Räuber und Bandit, dem man nachsagt, er habe schon einen Mord auf dem Gewissen und ein uneheliches Kind in jedem Dorf der Sierra. Seit Tagen ist er unterwegs, um mit Castro Kontakt aufzunehmen, nachdem man sich an dem ausgemachten Landeplatz verfehlt hat. Jetzt sammelt er nach und nach die Versprengten ein, und bringt sie in die Sierra hinauf, wo sie in Sicherheit sind.
Von den 82 Mann, die an Land gegangen sind, treffen im Gebirge noch ganze 15 wieder zusammen. Cresencio und seine Freunde beschaffen ihnen Waffen. Castro hält vor den Überlebenden eine Rede, die, wie später einer der Revolutionäre erzählt, seinen Ansprachen vor einer riesigen Menschenmenge im Central Park von Havanna an Vehemenz um nichts nachsteht. Er teilt ihnen mit, er habe nicht den geringsten Zweifel, dass sie nun über kurz oder lang siegen würden.
Das Batista-Regime begeht einen schweren Fehler. Es nimmt an, dass ein paar Männer, die in die Sierra entkommen, keine ernsthafte Bedrohung mehr darstellen. Sie werden sich dort nicht halten können, entweder verhungern oder von selbst herauskommen und sich ergeben. Ausgehend von dieser Annahme zieht die Regierung ihre Truppen zurück.
Aber sobald die Guerilleros wieder zusammen sind, sich etwas erholt und mit ihren neuen Waffen vertraut gemacht haben, tauchen auch schon neue Rekruten auf, von denen jeder eine Waffe mitbringt.
In Kuba läuft die Parole um: Con Fidel en las Montañas - mit Fidel in die Berge.
Es folgt eine Zeit der Anpassung. Castro berichtet:
»Zuvor hatten wir nicht einen einzigen Bauern in der Sierra Maestro gekannt, und was wir an Informationen besaßen, hatten wir aus Geographiebüchern gelernt. Wir wussten höchstens, dass die Flüsse Cauto, Contramaestre und Yara dort entspringen - aber schon, was wir über den Yara wussten, war nicht mehr als der Text eines Liedes. Trotzdem wurde nun unsere Gruppe sofort von der Bevölkerung unterstützt.«
Das Problem, sich Lebensmittel zu beschaffen, löst sich dadurch, dass Cresencio stets einen Bauern weiß, der etwas verkauft und ihnen auch die Stellen nennt, an denen sie Wasser finden.
»Wie war das damals in der Sierra Maestra? Wir trafen die ersten Bauern, die sich uns anschließen wollten, und auch einige Landarbeiter. Es begann mit der Enttäuschung der Verstreuung, dann halfen einige Bauern den Überlebenden wieder zusammen zu finden. Wie sah die Lage für die Bauern um diese Zeit aus? Als erstes hatten sie mit noch stärkerem Terror der Armee zu rechnen ... zum zweiten, konnten sie nicht wissen, dass unsere Gruppe schlecht gekleideter, hungriger Männer mit wenig Waffen eine Armee, die über Lastwagen, Züge und Flugzeuge gebot, würde besiegen können ... wir mussten oft umziehen ... ohne dass uns die Bevölkerung sah ... in jeder Ortschaft mit über 100 Einwohnern, gab es mindestens einen Batistiano ... und wenn man sich nicht in acht nahm, rief der die Armee herbei.«
Am 16./17. Januar wagt der Trupp einen Überfall auf die Kaserne bei La Plata. Das Gebäude wird gestürmt, dann in Brand gesteckt. Darauf ziehen sich die Fidelistas wieder in den Dschungel zurück. Immerhin haben sie Gewehre, ein neues Thompson-Maschinengewehr, einige tausend Schuss Munition, Feuerholz, Kleider, Proviant und Messer erbeutet. Einer der Gefangenen schließt sich ihnen später an.
Die Rebellen begegnen bei ihrem
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