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Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Titel: Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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anderen schüttelte ein Hustenanfall. Die Drohungen eines Soldaten schienen darauf hinzudeuten, dass der Posten nicht vorhatte Gefangene zu machen. Da keuchte der Verwundete zwischen zwei Hustenstößen: »Hört doch auf. Seid doch vernünftig. Warum wollt ihr mich töten. Ich bin Che. Ich bin für euch lebendig mehr wert als tot.«
    Einer der Soldaten sprang auf, um Capitano Prado zu suchen, der weiter oben am Hang stand. »Capitano, wir haben zwei von ihnen gefasst. Der eine behauptet, er sei Che.«
    Es war gegen 13 Uhr.
    Capitano Prado und zwei seiner Männer stiegen zu der Stelle herunter, wo der Posten mit den Guerilleros auf einem kleinen Plateau wartete. Er befahl, die Gefangenen mit Stricken und Lederseilen zu binden.
    Der Offizier erkannte augenblicklich, dass er den legendären Guerillero-Anführer vor sich hatte. Das Aussehen, die Sprechweise, alles stimmte mit den Angaben des Steckbriefs überein, die die amerikanischen Instrukteure während des monatelangen Trainings in La Esperanza ihren Schülern wieder und wieder eingeprägt hatten.
    »Wer bist du?«
    »Ich bin Che!« erwiderte der Gefangene ruhig. Der andere Guerillero sagte, er heiße Willy.
    Guevara wurde entwaffnet. Seine M-2 hatte er seit dem ersten Gefecht am Vormittag nicht mehr benutzen können. Ein Geschoß hatte ihm die Waffe aus der Hand geschlagen und sie unbrauchbar gemacht. Über der Schulter trug er einen Knappsack. Eine lederne Dokumentenmappe hing rechts an seinem Gürtel; eine andere Tasche aus Segeltuch baumelte auf der linken Seite. Sie enthielt das Tagebuch, Bücher, Notizen, einige Gedichte und persönliche Habseligkeiten. Das Tagebuch war in zwei Notizbüchern einer pharmazeutischen Firma aus Deutschland geführt worden, ein Band für 1966, der zweite für das Jahr 1967.
    Ein Geschoß steckte in Ches rechter Wade, und er bat um einen Arzt. Der Capitano sah sich die Wunde an und erklärte, so schlimm sei das nicht.
    Das Bein wurde lediglich behelfsmäßig bandagiert, um eine Blutung zu verhindern.
    Unten, auf dem Grund der Schlucht, ging das Gefecht unterdessen weiter. Prado ließ zwei Soldaten bei den Gefangenen zurück und befahl ihnen, Guevara und Willy sofort zu töten, falls Guerillas in der Nähe auftauchen sollten. Er glaubte, Ches Kameraden würden nichts unversucht lassen, ihren Anführer zu befreien. Aber Guevara sagte: »Keine Angst, Capitano, es ist alles vorbei ...«
    Prado beeilte sich, seinen Vorgesetzten über Funk Meldung zu machen: Eine Verbindung mit Valle Grande, dem Hauptquartier des taktischen Stabes, wurde über die Radiostation GRC 9 in Abra del Picacho hergestellt.
    »Hier dünner Mann, hier dünner Mann«, meldete sich Prado, »ich habe Papa. Ende.«
    Einige Minuten verstrichen. Dann kam die Stimme aus Valle Grande: »Hier spricht Saturn. Geben Sie mir dünnen Mann. Er soll bestätigen, dass er Papa hat, Ende.«
    »Hier dünner Mann. Ich habe Papa. Ende.«
    »Saturn hat verstanden.«
    »Hallo, Saturn?«
    »Ja, dünner Mann. Sprechen Sie!«
    »Wie wollt ihr Papa haben?«
    »Lebendig!«
    »Gut. Dann schickt einen Hubschrauber her und lasst Papa abholen.«
    Das war das letzte Gefecht der bolivianischen Guerilla ...

    Das letzte Gefecht

Gefangen
    Die Soldaten trugen dürres Holz und Gras zusammen, um ein Feuer zu machen, an dem sich der Hubschrauber orientieren sollte. Man wartete etwa 20 Minuten. Die Stimmung war gespannt und nervös.
    Der Offizier und einige seiner Männer kamen zu dem Guerillaführer, sprachen mit ihm, stellten ihm Fragen.
    Warum er nicht in seinem eigenen Land gekämpft habe? Warum er gerade nach Bolivien gekommen sei? Die Antwort kam augenblicklich: »Die Revolution kennt keine geographischen Grenzen. Das Schlachtfeld ist überall dort, wo der Imperialismus herrscht.«
    Weiter aufwärts in der Schlucht hörte man immer noch Detonationen. Dann war das surrende Geräusch des Hubschraubers in der Luft. Bald sahen sie, wie die Maschine den Hügel umkreiste. Die Soldaten wollten gerade ein Signalfeuer anzünden, als ein Schuss fiel. Die Guerillas schossen auf den Hubschrauber.
    Capitano Prado, dem jetzt die Landung zu gefährlich schien, gab dem Piloten Anweisung, nach Higuera zurückzufliegen und dort zu landen.
    Der Pilot antwortete über Sprechfunk, es sei schon zu spät am Tag, um in Higuera auf Prado zu warten. Man einigte sich darauf, dass er nach Valle Grande fliegen und zeitig am nächsten Tag zurückkommen sollte.
    Dann begann der Fußmarsch hinunter in die Ortschaft. Zwei

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