Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
Million Dollar, Verpflegung für zwei Monate, 400 Soldaten und ihren Offizieren, mit Ingenieuren, mit Minen und Munition, ja selbst mit elektrischen Küchenherden.
Wenige Kilometer vor Santa Clara versperrt Guevara das Gleis mit einem Tankwagen. Als der Zug anhält, wird er sofort mit einem Hagel von Molotow-Cocktails empfangen. Er versucht, rückwärts zu fahren, aber auch dieser Weg ist inzwischen abgeschnitten. Vor der Schießscharte eines Waggons erscheint ein weißes Handtuch.
Im November und Dezember 1958 beherrschen die Revolutionäre fast alle Verbindungsstraßen auf der Insel. Guevara erobert die Stadt Sancti Spiritus. Auch die Eisenbahnverbindungen werden unterbrochen. Nach und nach fällt Armeeposten um Armeeposten, Garnison um Garnison.
Inzwischen sind zwei Jahre vergangen. Aus den Guerillaverbänden ist nun eine revolutionäre Armee geworden. Die Rebellen erhalten regelmäßig Verpflegung, zumeist Reis und Rindfleisch, sie haben jetzt weit bessere Kleidung, Schuhe und Decken. Die meisten Waffen haben sie ihrem Gegner abgenommen. Sie besitzen ein halbes Dutzend Jeeps (ebenfalls erbeutet) und einige Lastwagen.
Etwa die Hälfte der mit ihnen kämpfenden Männer sind Landarbeiter von den Kaffee- und Zuckerplantagen aus der Sierra Maestra, der Rest rekrutiert sich aus Arbeitern aus den Städten oder Landarbeitern aus anderen Teilen Kubas. Die meisten haben eine Grundausbildung in entlegenen Gebieten der Sierra erhalten. Sie wissen, wenn sie die Armee fängt, wird man sie foltern oder töten. Oberkommandierender ist Fidel Castro. Seine wichtigsten Unterführer sind Guevara (in Las Villas) und Raúl Castro, der an der Nordküste der Oriente-Provinz in der Sierra Cristal das Kommando führt. Hinzu kommen Camilo Cienfuegos mit der Antonio-Maceo-Kolonne im Norden von Las Villas und der Mulatte Juan Almeida, Kommandant der Dritten Front im Osten, der Gegend um Guantánamo. Alle haben den Rang eines Majors. Ende 1958 zählt die Streitmacht der Rebellen einschließlich der Zivilisten etwa 3.000 Mann.
Am 1. Januar 1959 ist die Lage des Batista-Regimes so prekär geworden, dass der Diktator sich entschließt, das Land zu verlassen. Von einem Militärflughafen entschwindet er unter Mitnahme von Millionensummen in die Dominikanische Republik. Schon zuvor hat er ein riesiges Vermögen, das durch Schmiergelder zusammengekommen ist, in der Schweiz, Florida, New York und Mexiko angelegt.
In Santa Clara, wo zwischen den Guerillas und den Regierungstruppen noch heftige Kämpfe im Gang sind, erfährt Oberst Casillas, der Verteidiger der Kasernen, von Batistas Flucht. Er vertauscht rasch seine Uniform mit Zivilkleidung, überträgt das Kommando einem Untergebenen und flieht ebenfalls. Am Nachmittag ergibt sich die Garnison bedingungslos. Oberst Casillas wird auf der Flucht gestellt und bei dem Versuch, sich abermals davonzumachen, erschossen.
In der Nacht vom 1. auf den 2. Januar trifft Guevara mit seinen Männern in Havanna ein und begibt sich sofort auf die Festung La Cabana, die ihm um vier Uhr morgens übergeben wird.
Camilo Cienfuegos hat inzwischen mit 700 Guerillas das Militärlager Columbia besetzt. Die Einnahme von Havanna geht ohne Kampfhandlungen vonstatten. Hier und da fraternisieren Batista-Anhänger mit den Rebellen. Selbst der amerikanische Botschafter muss den Revolutionären bescheinigen: »Unter den gegebenen Umständen blieben sie recht beherrscht.«
Castro ist unterdessen in Santiago eingetroffen und spricht in der Nacht vom 1. auf den 2. Januar vor einer großen Menschenmenge.
Am 2. Januar ruft die »Bewegung des 26. Juli« zu einem Generalstreik auf, der das Ende des alten Regimes markieren soll und in fast allen Städten vollständig befolgt wird. Im Central Park in Havanna findet eine große Kundgebung der Gewerkschaft FONU, die Castro unterstützt hat, statt. Ein Guaracha-Tänzer in der Menge singt:
Ya ya ya, ihr habt den Sieg gewonnen,
aber nun müsst ihr den Frieden gewinnen.
Er, der so grausam war,
lasst ihm gerechten Lohn zuteil werden.
Ya ya ya, ihr habt den Sieg gewonnen ...
Letztes Gefecht
Am Morgen des 8. Oktober 1967 (Sonntag) gegen 10.30 Uhr, bei der Ablösung der ersten Wache, hatte die Gruppe Pérez Feindberührung. Die Soldaten schossen zuerst. Gewehr- und Granatwerferfeuer zerfetzte das dünne Blattwerk der Bäume. Vom Boden der Schlucht aus erwiderten die Guerilleros das Feuer mit automatischen Waffen und bald gab es auf Seiten der Armee zwei Tote und einen Verwundeten.
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