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Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Titel: Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Diese Verluste dämpften den Enthusiasmus der jungen Rekruten spürbar. Der Schusswechsel flaute ab.
    Ches Männer hatten das Vordringen der Truppen auf den Höhen der Schlucht seit etwa zehn Uhr beobachtet. Ernesto hatte seinen Leuten gesagt, die Situation werde dann nicht kritisch werden, wenn die Armee erst am Nachmittag angreife. In diesem Fall bestand eine Chance, hinhaltenden Widerstand zu leisten, bis die Dunkelheit hereinbrach, und im Schutz der Nacht die Schlucht zu verlassen. Die Guerillas erkannten die Umfassungsbewegung der Truppen, aber sie hofften immer noch, sie seien nicht völlig umstellt. Guevara entschied sich, eine Abteilung zurückzulassen, die die Soldaten hinhalten sollte, während der Rest seiner Gruppe versuchen wollte, die Schlucht in südöstlicher Richtung hinab zu ziehen und zum Rio Grande durchzustoßen.
    Fidel Castro hat die Situation beim letzten Gefecht offenbar falsch gesehen, als er später bei seiner Fernsehrede über den Tod Guevaras erklärte:
    »Es wird immer gesagt, die Guerillas seien umstellt gewesen. Wir (bei der kubanischen Guerilla) waren immer umstellt: wir hatten die See im Rücken, die Ebene und die Reisfelder vor uns, und für lange Zeit spielten sich unsere Bewegungen auf einem Raum ab, der in etwa nur sechs Meilen lang und sechs Meilen breit war.«
    Die Position der Guerillas in der Churo-Schlucht ließ sich damit aber in keiner Weise vergleichen. Ches Männer hockten auf dem Boden eines Tales, dessen Höhen und Ausgänge fest besetzt und abgeriegelt waren. Weniger als eine Meile trennte sie von der Position des Feindes. Außerdem waren zur Operation »Parabano«, mit der die letzten Guerilleros liquidiert werden sollten, in der weiteren Umgebung zwischen 1.000 und 1.500 Mann zusammengezogen worden.
    Die Zone, in der sich Che und seine Männer jetzt befanden, war völlig verschieden von den wilden, dicht bewaldeten Gebirgen, in denen sich der Anfang der bolivianischen Guerilla abgespielt hatte. In der Churo-Schlucht war die Vegetation dürftig. Dornenbüsche und verkümmerte Bäume krallten sich in die Abhänge. Nur am Grund, entlang des schmalen Wasserlaufes, war das Blattwerk etwas dichter.
    Zur Nachhut hatte sich als Anführer Inti gemeldet. Guevara zögerte. Die Lösung wurde ausführlich durchgesprochen. Inti und Pombo waren seine besten Männer und eben sie wollten zurückbleiben und den Rückzug ihres Führers und ihrer Kameraden decken?
    Schließlich war Che doch einverstanden und teilte der Nachhut noch Urbano, Benigno, Darío, Nato und Aniceto zu. Diese Männer nahmen sofort jene Standorte ein, von denen aus sie die Soldaten aufhalten sollten. Che und die anderen brachen auf.
    Kurz darauf aber bewies den Zurückgebliebenen das Gehämmer eines Maschinengewehrs, etwas mehr als eine Meile talabwärts - eines der Geschosse verwundete wahrscheinlich Che -, dass auch in dieser Richtung eine Gruppe der Armee einen Sperrriegel vorgeschoben hatte.
    Bei der Armee hatte die Abteilung unter Prado bisher noch nicht in die Kampfhandlungen eingegriffen. Der Offizier hatte seine Soldaten als Postenkette über eine ziemlich weite Strecke auf der Höhe ausschwärmen lassen. Er hielt es nicht für ratsam, in dieser Formation in die Schlucht hinabzugehen, ehe nicht Leutnant Huerta eintraf.
    Da rief ihm ein Soldat, der hinter einem schweren Maschinengewehr lag, zu: »Capitano, die Guerilleros kommen die Schlucht herunter!«
    Prado befahl: »Schieß, sobald du ein genaues Ziel erkennen kannst!«
    Es wurden zwei Gurte verschossen, und der Rekrut zählte missmutig nur einen sicheren Treffer. Dann wurde es still. Nur das Echo der Detonationen mehr als eine Meile aufwärts ließ erkennen, dass dort das Gefecht auch wieder in Gang gekommen war.
    Der Kommandoposten war mit drei Mann besetzt. Die Rekruten wollten kämpfen, aber in Anbetracht ihrer Position auf der Höhe des Abhangs war das kaum möglich. Es war ihnen fast langweilig. Plötzlich rief einer von ihnen: »Zwei Männer kommen den Abhang herauf!«
    »Nur ruhig ... die fangen wir.«
    Die beiden Guerilleros keuchten beim Aufstieg. Sie achteten kaum darauf, sich hinter Büschen zu decken. Einer der beiden war offensichtlich verwundet; der andere, ein kleiner, gedrungener, dunkelhaariger Mann, stützte ihn und ließ seine Maschinenpistole über den Boden schleifen.
    »Halt! Ergebt euch!«
    Zwei M-l und ein FAL-Gewehr richteten sich auf die völlig erschöpften Guerilleros. Der dunkelhaarige Mann ließ seine Waffe fallen. Den

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