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Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Titel: Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Patrouillen blieben zurück, um zu verhindern, dass die restlichen Guerillas während der Nacht aus der Schlucht entwischten.
    Die Männer kamen nur mühsam voran. Die Schwerverwundeten und Toten, Soldaten wie Guerillas, wurden auf Tragbahren mitgeschleppt.
    Guevara stützte sich auf einen Soldaten und unterhielt sich mit einem anderen, der leicht verwundet worden war. Einmal bat Che um eine Zigarette. Capitano Prado bot ihm eine bolivianische Pacific-Zigarette an, die aus hellem Tabak hergestellt ist.
    »Danke, aber hellen Tabak rauche ich nicht.«
    »Welches ist denn Ihre Marke?«
    »Astorias ... Ich rauche nur schwarze.«
    Ein Soldat steckte ihm eine schwarze Zigarette zwischen die Lippen.
    Che forderte Prado auf, man möge ihm die Fesseln abnehmen: »Meinen Sie nicht auch, Capitano, dass es völlig überflüssig ist, mich gefesselt zu halten? Ich kann doch gar nichts machen. Ich bin verwundet und hilflos.«
    Die Fesseln wurden gelöst.
    Higueras ist kaum mehr als eine Ansammlung von Schuppen und Hütten mit einigen baumbestandenen Gassen, das Schulhaus, ein kastenartiger Schuppen, dessen Außenwände einmal weiß gewesen sein mochten, liegt in der Mitte des Ortes. Nachdem die Armee das Dorf als Operationsbasis gewählt hatte, war in der Schule ein Befehlsstand eingerichtet worden. Oberst Andres Selic, der Kommandeur des Pionierregiments, dessen Hauptquartier sich in Valle Grande befand, war einige Stunden zuvor mit dem Hubschrauber eingetroffen. Die Gefangenen wurden dem Leutnant Toty Aguilera übergeben und getrennt voneinander in die zwei Klassenräume eingesperrt.
    Che verbrachte den ersten Augenblick im Klassenzimmer damit, zu lesen, was auf den Tafeln stand. Die Lehrerin von Higuera, Julia Vallejos, kam hinzu und wechselte mit ihm ein paar Worte.
    »Ah, Sie sind also die Lehrerin hier. Wissen Sie nicht, dass man bei einsilbigen Worten nie einen Akzent setzt? Sehen Sie dort diesen Satz ... tengo fé en Dios (ich glaube an Gott) ... das Wort ›fe‹ hat keinen Akzent.«
    Später erzählte Julia: »Ich hatte Angst, ihn anzusehen. Ich hatte mir vorgestellt, er sei ein brutaler Kerl, ein Gangster, statt dessen traf ich einen ganz sympathischen Mann.«
    Che sagte: »Wissen Sie, dass solch eine Schule, wie diese hier, in Kuba unmöglich wäre? Wir würden das gleich ein Gefängnis nennen. Wie sollen die Kinder der Bauern hier etwas lernen?«
    »Wir sind ein armes Land.«
    »Aber die Regierungsbeamten und die Generäle besitzen Mercedes-Autos und viele andere Dinge mehr ... stimmt das etwa nicht? Dagegen kämpfen wir.«
    »Sie sind hierher gekommen, um unsere Soldaten zu töten«, antwortete die Lehrerin.
    »Ach, wissen Sie, ein Krieg wird nun einmal entweder verloren oder gewonnen.«
    Unterdessen hatte Oberst Selic sich über Sprechfunk mit seiner Frau in Valle Grande unterhalten und sie angewiesen, die Frauen der Honoratioren der Stadt aufzusuchen und mit ihnen am nächsten Tag auf den Flugplatz zu kommen. Offenbar war ihm daran gelegen, dass Guevara von Valle Grande nicht weiter abtransportiert wurde. Der 300 Jahre alten Stadt sollte die Ehre vorbehalten bleiben, Schauplatz des Prozesses gegen Che zu werden.
    Es wurde eine lange Nacht für die Gefangenen. Sie wurden mehrmals verhört, unter anderem auch von einem Agenten des CIA. Er gab sich als Doctor Eduardo Gonzáles aus und war ebenfalls mit dem Hubschrauber gekommen.
    Che ließ sich keine Informationen entlocken.
    Die Offiziere kamen und gingen in dem Klassenzimmer. Zwischen zwei der Offiziere, die Che gefesselt auf dem Fußboden sitzen sahen, entspann sich folgendes Gespräch: »Was meinst du, was der jetzt wohl denkt?«
    »Ich wette, er denkt über die Unsterblichkeit der Maultiere nach.« »Falsch, meine Herren ... über die Unsterblichkeit der Revolutionäre«, rief Che dazwischen.
    Während einem der Verhöre beleidigte Oberst Zenteno Anaya Che. Der sprang, trotz seiner Fessel, auf und schlug Anaya ins Gesicht.
    Wütend geworden, zog der Offizier seinen Revolver und schoss dem Gefangenen in den rechten Arm.
    Draußen drängten sich die Soldaten um den Rucksack, den man Che abgenommen hatte. Sie durchwühlten ihn nach Souvenirs. In einer kleinen Schachtel hatten sie Manschettenknöpfe gefunden. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass Che jemals ein weißes Hemd getragen haben sollte, und machten darüber Witze. Leutnant Pérez stieß mit einem Fußtritt die Tür zum Klassenzimmer auf und hielt die Manschettenknöpfe ins Licht.
    »Gehören die

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