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Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Titel: Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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wird von dem Abgeordneten Arturo Guzman übernommen, ohne dass eine Erklärung erfolgt. In Guevaras Wohnhaus in der Quinta Avenida bleiben die Fensterladen geschlossen. Wo ist Che? Was ist mit ihm? In Havanna kursieren die tollsten Gerüchte. Erst am 3. Oktober 1965 sieht sich Fidel genötigt, öffentlich und im Beisein von Aleida, einen Brief Ches zu verlesen, der das reichlich ungenaue Datum »Havanna, im Jahr der Landwirtschaft« trägt (Castro gibt aber an, der Brief sei Anfang April verfasst worden). In dem Schreiben heißt es: »Ich verzichte hiermit formell auf meine Positionen in der Parteiführung, auf meine Stelle als Minister, auf meinen Rang als Kommandant und auf meine kubanische Staatsbürgerschaft. Kein Gesetz bindet mich mehr an Kuba. Die einzige Bindung ist anderer Art, sie kann nicht zerrissen werden wie Bindungen kraft Gesetzes ...
    Andere Völker der Welt verlangen nach meinen bescheidenen Bemühungen. Ich kann das tun, was Dir (Fidel) verwehrt ist, weil Du als Führer der Revolution in Kuba die Verantwortung trägst. So ist denn die Zeit gekommen, da wir uns trennen müssen.
    Ich sage noch einmal ausdrücklich, dass ich Kuba von jeder Verantwortung freispreche, außer von der, die sich aus meinem Beispiel ergibt ...«

    Letzte Eintragung

Briefe
    Eine zumindest höchst wahrscheinliche Auskunft über Ches Situation in den ersten drei Monaten nach seinem Verschwinden aus der kubanischen Öffentlichkeit im März 1965 bietet ein unter der Bezeichnung »R-Bericht Havanna« später bekannt gewordenes Geheimdokument, das eine schwere körperliche und psychische Krise Ches nachweisen will.
    Inhalt und Tenor des Schriftstückes legen die Vermutung nahe, dass es entweder von Anibal Escalante, dem Altkommunisten und Guevara-Gegner, selbst geschrieben worden ist, oder es - falls dieser gezögert hat, seine Unterschrift unter dieses für ihn eines Tages möglicherweise belastende Dokument zu setzen - ein Memorandum darstellt, das auf Unterhaltungen zwischen Escalante mit Vertretern einer ausländischen Macht zurückgeht. Dabei könnte es sich um den zweiten Sekretär der sowjetrussischen Botschaft in Havanna, Rudolf P. Schiliapnikow, um sowjetische Journalisten, Mitglieder einer DDR-Handelsdelegation oder um in Kuba auf Besuch weilende tschechoslowakische Funktionäre gehandelt haben.
    Der Hauptteil des R-Berichts lautet wörtlich:
    »Es gibt gute Gründe dafür, warum Guevara völlig aus der Öffentlichkeit verschwunden ist, denn es bestand und besteht immer noch ernste Gefahr, dass sein öffentliches Auftreten oder seine Äußerungen große Unruhe und Bestürzung hervorrufen würden.
    Selbst seine Frau, Aleida March, erhält keine Erlaubnis, ihn zu sehen. Nur durch besondere Kontakte zu dem Stab des Calixto-Garcia-Krankenhauses wurden uns Informationen über Ches Zustand zugänglich.
    Er befindet sich jedoch nicht im Krankenhaus selbst (oder war dort, wenn überhaupt, nur kurze Zeit), sondern in einem dieser abgeschlossenen Sanatorien mit Krankenhausausstattung und einem entsprechenden Stab, die jeweils eine Art Ein-Mann-Klinik darstellen.
    Guevara hat einen Zusammenbruch erlitten, der sowohl physische wie auch psychische Ursachen haben muss. Der Zusammenbruch trat ein durch das Zusammenwirken verschiedener Faktoren, zu denen unter anderem die mit der Weltreise verbundenen Anstrengungen und Aufregungen zu rechnen sind.
    Die Aufmerksamkeit und Bewunderung, die ihm überall auf der Welt, angefangen bei seinem Auftritt vor den Vereinten Nationen, entgegengebracht wurden, haben ihm eine übertriebene Vorstellung von seiner eigenen Bedeutung eingegeben.
    Hinzu kommt: häufig hat er an verschiedenen Orten im Ausland seinen ungesunden Gedanken Ausdruck verliehen. Darüber ist viel berichtet worden, ja, es kamen sogar glaubwürdig klingende Gerüchte auf, die besagten, dass man ihn zum Außenminister ernennen werde.
    Zusammen mit einer physischen Erschöpfung, die ihn wie eine Vergiftung überkommen hat, zeigte Guevara psychische Reaktionen, die es Castro geraten erscheinen ließen, drastische Maßnahmen zu ergreifen.
    Die unterschiedlichen Ernährungsweisen auf der Reise haben Guevaras Allergien wieder aufflammen lassen, und sein Asthma ist fast unerträglich geworden. Die Behandlung mit Cortison hat nicht nur dazu geführt, dass er stark zunahm, sie hatte auch Nebenwirkungen, die nicht nur physischer Art sind. Wenn dies hier freilich auch kein Krankenbericht sein soll, muss doch darauf hingewiesen werden, dass

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