Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
der psychologische und physische Zustand eines Menschen, den der Personenkult in der Welt zu einem Image für Kuba hat werden lassen, ernste politische Folgen haben kann. Gemäß den Mitteilungen von Q. (möglicherweise Emilio de Quesada, ein Arzt am Calixto-Garcia-Hospital und Mitglied der Escalante-Gruppe) wird die Behandlung von Guevara zweifellos auf lange Sicht erfolgreich sein, wenngleich die den Beschwerden zugrundeliegenden psychosomatischen Zustände als chronisch anzusehen sind.
Wir haben hier zum ersten Mal Einblick in die Mentalität jenes Mannes, dessen rätselhafte Handlungsweise soviel dazu beigetragen hat, unser Land zu isolieren, die Wirtschaft in Unordnung zu bringen, und dessen persönliche Abenteuerlust eine Bedrohung für die nationale wie die internationale Politik darstellt.
Seine gegenwärtige Gemütsverfassung ergibt sich nur durch eine Zuspitzung der Eigenarten, die bei ihm auch schon in der Vergangenheit zu beobachten gewesen sind und immer Anlass zu Besorgnis gaben.
Die vielleicht erregendste Nachricht aus einem der oben erwähnten Sanatorien spricht davon, dass Che im Fieber und in einem Zustand extremer geistiger Verwirrung gesagt haben soll, er höre die Stimme von Cienfuegos. (Camilo Cienfuegos war ein Freund Guevaras aus den Tagen der kubanischen Guerilla. Er kam bei einem Flugzeugunglück 1959 ums Leben, also sieben Jahre vor Abfassung des Memorandums.)
Camilos Geist oder Stimme, so bildet sich Guevara ein, dränge ihn, die Revolution durch weitere bewaffnete Aktionen voranzutreiben und sich dem Rat seiner zur Mäßigung ratenden Gegner zu widersetzen.
Wir sind gewiss, dass es sich bei all dem nur um vorübergehende Abirrungen handelt, aber sie beleuchten doch die Instabilität, die bei Guevara schon häufig zu Tage getreten ist, während seiner Weltreise, bei Reden in der Öffentlichkeit und stärker noch in privatem Kreis nach seiner Rückkehr nach Kuba. Er beschäftigt sich damit, alle Arten von Büchern zu lesen (darunter Trotzkis Bericht über die Oktoberrevolution). Er schreibt unzählige Briefe, die an Fidel gerichtet sind. Man sagt, Fidel wisse nicht, ob er sie alle als Zeugnisse für die Nachwelt aufheben solle oder ob es nicht klüger sei, sie zu verbrennen. Fidel versucht, dies alles von der komischen Seite zu nehmen, aber auch er soll beunruhigt sein.
Guevaras Briefe aus dem Krankenhaus beziehen sich auf grandiose Pläne für eine permanente Revolution - eine Phrase, die wir nur zu gut kennen. Er will seine eigenen Lieblingstheorien und Guerillatechniken auf andere Länder und Kontinente anwenden.
Gerade jetzt schwärmt er davon, nach Ghana zu gehen, um Nkrumah zu zeigen, wie man den gesamten afrikanischen Kontinent mit disziplinierten Guerillas erobern könnte. Manchmal erwähnt er auch Sansibar. Dort will er mit den Chinesen Zusammenarbeiten und ihnen beweisen, dass die kubanischen Erfahrungen sich auf dieses Gebiet besser anwenden lassen als die Errungenschaften Chinas, oder er hat dann auch wieder plötzlich den Einfall, nach Mozambique zu reisen, um dieses Land vom Imperialismus Lissabons zu befreien.
Während all diese möglichen Unternehmungen realistische Ansatzpunkte enthalten mögen, erscheinen sie doch bestürzend aus dem Mund eines Mannes, dessen mangelndes Verständnis für die Wirklichkeit der Arbeiterklasse hinreichend bekannt ist und dessen Vorstellungen von wirtschaftlichen und kulturellen Kontakten nicht auf unsere erfahrenen Kameraden im Osten hinzielen, sondern auf die Hyperintellektuellen in Frankreich. Seine Ideen haben immer noch großen Einfluss auf verschiedene Ministerien, wie beispielsweise auf das Ministerium für Außenhandel und das Industrieministerium, das Guevara selbst einmal leitete und in dem noch heute einige seiner Freunde sitzen.
Es wäre sinnlos, all diese Fakten zu protokollieren, ohne gleichzeitig konstruktive Maßnahmen zu erwägen, wie die Auswirkungen der katastrophalen politischen und taktischen Erbschaft, die Guevara hinterließ, eingedämmt werden können.
Angenommen, dass er sich wieder erholt und abermals zu einer seiner Safaris aufbricht, so ist nur zu hoffen, dass er sich nicht Venezuela aussucht.
In Hinblick auf die ökonomischen Realitäten wäre es wünschenswert, Maßnahmen zu erwägen, die in Zukunft von jenen ausgeführt werden könnten, denen die sowjetisch-kubanische Freundschaft ein wahres Anliegen ist.«
Aber es gibt noch andere Anhaltspunkte dafür, dass die Zeit des Verschwindens bei Che mit einer
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