Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
seinem 16. Lebensjahr, damals hat er als Melder bei einer Abteilung in der Sierra Maestra Dienst getan - berichtet, dass man, nachdem die letzten Bohnen verzehrt sind, Palmherzen und einen geschossenen Falken zum Abendessen verspeist. Er erwähnt auch das brutale Verhalten von Marcos, der einen seiner Männer mit dem Griff der Machete schlägt. Che muss eine Sitzung einberufen und einigen Kubanern, die man zu den Veteranen rechnet, einen harten Verweis erteilen.
Ende Februar lässt sich die Nachhut mehrere gefährliche Unbedachtsamkeiten zuschulden kommen. In einem Bericht der bolivianischen Armee findet sich folgender Hinweis:
»... zwischen dem 26. und 27. Februar 1967 nahmen fünf fremdländisch aussehende Individuen Verbindung mit Einwohnern dieser Zone auf und stellten Fragen über verschiedene Dinge, über die Straße und wie man zum Rio Grande komme. Diese fünf Männer wurden dann wieder gesehen, als sie den Rio Grande durchschwommen hatten. Einer wollte sich danach ausruhen, streckte sich am Ufer aus und legte seinen Gürtel ab. Der Gürtel hatte zahlreiche Taschen, in denen sich eine große Menge von Dollars und bolivianischen Pesos befanden, die der Mann in der Sonne trocknete. Die Bauern, die in dieser Gegend wohnen, beobachteten das und wunderten sich.«
An eben diesem 27. Februar gibt es auch noch andere Schwierigkeiten. Der Haupttrupp verliert die Verbindung mit der Vorausabteilung unter Marcos. Am 2. März finden sich endlich wieder Spuren. Che muss über den Fluss und versuchen, die Männer aufzuspüren.
Braulio hat Krämpfe, andere können sich vor Hunger kaum noch auf den Beinen halten. Inti gelingt es, etwas Nahrung zu beschaffen und einige Tiere zu schießen, aber es ist bei weitem nicht genug, um satt zu werden.
»Zwei bolivianische Rekruten sind desertiert. Es steht nicht gut«, schreibt Braulio in sein Tagebuch.
Am 10. März laufen weitere Bolivianer davon. Ches Gruppe, Haupttrupp und Nachhut, haben immer noch keine Verbindung zur Vorhut. Man marschiert jetzt zum Lager zurück.
Am 14. erreichen sie die Mündung des Ñancahuazú, der Hochwasser führt. Bei dem Versuch, den Fluss mit einem behelfsmäßigen Floß zu überqueren, ertrinkt Carlos.
Was ist mit Marcos? Er hat sich daran erinnert, dass Guevara in den ersten Märztagen in Ñancahuazú zurück sein will, und ist mit seinen Leuten ebenfalls umgekehrt. Er hält sich aber beim Rückmarsch nicht an Ches Anweisungen und macht mehrere schwere Fehler. Zunächst einmal benutzt er nicht die verabredete Route. Mehrmals zeigt er sich mit der gesamten Gruppe in kleineren Ortschaften, statt vorsichtig mit den Bauern Kontakt aufzunehmen.
In der Provinz Valle Grande begegnet er einem Jäger und einem Mann, den er für einen Arbeiter von den Ölfeldern hält. Er heißt Epifanio Vargas. Diese Männer, die Waffen tragen, schwere Waffen, kommen Vargas seltsam vor.
»Wir sind Geologen und führen hier einen Forschungsauftrag für eine Erdölgesellschaft durch«, erklärt Marco.
Aber bei Vargas ist damit noch nicht jeglicher Verdacht zerstreut; er folgt der Gruppe heimlich, vergewissert sich dabei, dass Marcos ihn angeschwindelt hat, reist darauf nach Camiri und verständigt die Polizei. Am 17. März, als Marcos auf das Calamine-Haus zumarschiert, trifft er plötzlich die Knechte von Ciro Algaranaz Leigue, ein Spitzel der Behörden und Eigentümer einer Ranch in der Nachbarschaft von Ñancahuazú.
Einige Stunden später ereignet sich am Calamine-Haus ein kurzes Gefecht. Ein übereiliger Guerilla aus der Vorhut tötet einen Soldaten, der sich seinem Beobachtungsposten genähert hat. Vor einer Armeepatrouille, die die Gegend näher durchsuchen soll, weicht Marcos mit seiner Einheit aus.
Che hat unterdessen das Bärenlager erreicht, gerade noch rechtzeitig, um einige Vorkehrungen zur Verteidigung zu treffen. Kurze Zeit später erscheint nämlich Marcos mit den Männern der Vorhut und ihnen unmittelbar auf den Fersen folgt die Armee. Die Vorausabteilung hat die Soldaten fast bis ins Lager hineingeführt.
Che ist empört über so viel Gedankenlosigkeit und Ungeschicklichkeit. Er hat Marcos unterwegs schon einmal angedroht, ihn nach Kuba zurückzuschicken.
Aber nicht nur bei den Männern, die den Übungsmarsch unternommen haben, auch im Basislager sind schwere Fehler gemacht worden. Antonio hat den Zurückgebliebenen manches durchgehen lassen. Die Männer sind leichtsinnig geworden. Der Verdacht des Nachbarn Ciro Algaranaz, es könne sich bei den
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