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Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Titel: Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Mutter, Madame Jannine Alexandre Debray, ist es eine Familie, deren Angehörige immer freie Berufe ausgeübt haben, die sich stets durch ein waches soziales Bewusstsein auszeichneten, deren guter Name in Paris und Frankreich etwas gilt. »Alle Familienmitglieder sind praktizierende Katholiken und vom Geist eines lebendigen Christentums durchdrungen.«
    Der Vater, Georges Debray, ist Rechtsanwalt, Mitglied des Anwaltsrates, Ritter des Ordens der Ehrenlegion und des Ordens vom Heiligen Grab. Madame Debray ist ebenfalls Anwältin, Ratsmitglied im Departement Seine, Vizepräsidentin des Stadtrates von Paris. Sie war Mitglied der Partei der Unabhängigen Nationalen Mitte, tritt später zur Demokratischen Mitte, der Rechtspartei des Jean Lecanuet, über. Die Debray haben aktiv am Widerstand gegen die Nazi-Okkupation teilgenommen. Sie teilen die politischen Ansichten ihres Sohnes nicht.
    Régis Debray wird streng nach der Tradition einer wohlhabenden Mittelstandsfamilie in Frankreich erzogen. Mit 17 Jahren erhält er aus der Hand seiner Mutter den Preis für die beste Leistung in Philosophie an allen Höheren Schulen Frankreichs. Am Lycée Louis-le-Grand bringt er es zu sehr guten Noten und geht dann an die Ecole Normale, eine Eliteschule, an der viele der hervorragendsten Persönlichkeiten des französischen Geisteslebens ausgebildet worden sind. 1959 schenken ihm seine Eltern das Geld für eine Reise nach Amerika. Von Miami unternimmt Régis unvorhergesehen einen Abstecher nach Havanna, von dort kehrt er nach Paris zurück, um sich auf seine Abschlussprüfung in Philosophie vorzubereiten.
    1961 reist er wieder nach Südamerika, hält sich dort mehrere Monate auf, kehrt abermals nach Paris zurück, um seine Studien fortzusetzen. Er ist stark beeindruckt von den sozialen Problemen des Kontinents. 1963 reist er im Auftrag des französischen Fernsehens nach Venezuela, um dort einen Film zu drehen.
    Diesmal bleibt er eineinhalb Jahre in Südamerika und besucht alle Staaten des Subkontinents mit Ausnahme von Paraguay.
    Versuchen wir uns anhand dieser Fakten vorzustellen, was für einen Menschen wir hier vor uns haben. Régis ist ein junger, außerordentlich begabter Intellektueller aus einer konservativen Familie des französischen Großbürgertums. Er selbst kann sich mit der Klasse, der seine Eltern angeboren und aus der er selbst stammt, nicht mehr identifizieren. Er sucht eine neue Möglichkeit des Engagements.
    Durch seine Lehrer und Vorbilder aus jenem Kreis von Philosophen, Soziologen und Politologen, der sich um Jean-Paul Sartres Zeitschrift Les Temps Modernes geschart hat, ist er mit dem Aufbegehren der Neuen Linken gegen den orthodoxen Kommunismus vertraut. Das begann mit den Austritten zahlreicher prominenter Wissenschaftler und Literaten aus der Partei nach der Ungarnkrise im Jahre l956. Das setzt sich fort in theoretischen Arbeiten dieses Kreises
    Der junge Mann sieht also auch im Lager der Linken, in das ihn sein Lernen und Denken geführt hat, Meinungsverschiedenheiten, die nun auch in zunehmendem Maße diskutiert werden. Aber all diese Streitigkeiten und ideologischen Auseinandersetzungen scheinen ihm steril und sind - jedenfalls vorerst - ohne sichtbaren Einfluss auf die reale Politik.
    Dem gegenüber steht die Aufforderung des jungen Marx in den Thesen über Feuerbach: »Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern.«
    Auf seinen Reisen durch Südamerika entdeckt Régis ein weites Feld, auf dem solche Veränderung durch direkte Tat noch möglich scheint. Auch an der castristischen Bewegung dürfte ihn fasziniert haben, dass sie, wenigstens in ihren Anfängen, durch unorthodoxes, direktes Handeln mehr erreichte als beispielsweise die Kommunistische Partei Kubas. Die kubanische Revolution bewies zudem in der Praxis, dass auch Nicht-Kommunisten den Kapitalismus überwinden können.
    Mit Südamerika hat Régis Debray somit endlich so etwas wie eine Heimat für sein Verlangen nach einem direkten Engagement gefunden.
    In seinen Schriften Castroismus oder der Lange Marsch in Lateinamerika und Revolution in der Revolution bekennt sich Régis zunächst zur Guerillatheorie Guevaras.
    »Wir gehen davon aus, dass die kubanische Revolution drei fundamentale Beiträge zur revolutionären Strategie in Lateinamerika entwickelt hat:
    1. Die Streitkräfte des Volkes können einen Krieg gegen die Armee gewinnen;
    2. es ist nicht notwendig zu warten, bis alle (klassischen)

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