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Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Titel: Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Leuten in Ñancahuazú doch um »Kokainkocher« handeln, hat die Polizei auf den Plan gerufen, die den Rekruten Salustio Choque Choque verhaftet.
    Che zieht Bilanz über den Marsch.
    Die Geländebeschaffenheit und das Klima bieten große Schwierigkeiten. Die meisten Bauern zeigen wenig Bereitschaft, mit den Guerilleros zusammenzuarbeiten. »Gesichter, undurchdringlich wie Steine, wenn du zu ihnen sprichst, scheinen sie sich irgendwo in der Tiefe ihrer Augen über dich lustig zu machen.«
    Es sind Guaraní-Indianer, daran gewöhnt, die Welt mit stoischer Resignation hinzunehmen.
    Das Terrain ist für die Pläne der Guerillas bei weitem nicht so günstig, wie Che ursprünglich angenommen hat. Die Ortschaften sind Weiler, kleine Dörfer. Sie liegen relativ weit voneinander entfernt. Die Verkehrswege sind schlecht. Eben deshalb baut die Armee auch die Fahrstraße zwischen Valle Grande und Lagunillas. Im übrigen gibt es nur Fuß- und Maultierpfade. Die Jagd hat sich als schwierig erwiesen. Die Flüsse führen weniger Fische als in anderen Gegenden des Landes. Von den Bauern Proviant zu kaufen, ist auch nicht so einfach. Oft haben sie kaum genug für ihren eigenen Bedarf. Und an der Notlage der Bevölkerung sind hier nicht direkt die Besitzverhältnisse schuld. Im Gegensatz beispielsweise zum Gebiet der Sierra Maestra sind diese Indios sozusagen freie Bauern. Wenn sie wenig ernten, so liegt das vor allem daran, dass dies keine sehr fruchtbare Gegend ist und sie in Lethargie verfallen sind.
    Die Guerillas, die sich nach einem fünfzigtägigen Marsch durch diese abweisende Umgebung wieder ins Lager schleppen, sind ausgemergelt, zerschlagen und eher verzweifelt als optimistisch.
    Sie finden in Ñancahuazú Besuch vor. In Ches Abwesenheit hat Tania Jules Régis Debray, den jungen französischen Marxisten, der nach ausführlichen Reisen durch Südamerika und einem längeren Aufenthalt in Kuba durch seine theoretischen Aufsätze zur Revolution und zur Guerillastrategie bekannt geworden ist, hergebracht.
    Mit ihm ist Ciro Roberto Bustos eingetroffen, der offenbar für die Aufgabe vorgesehen ist, in Argentinien Guerilleros anzuwerben.
    Debray beschreibt seine Eindrücke aus diesen Tagen:
    »Als ich Che dort zum ersten Mal in meinem Leben am 19. März begegnete« (Debray irrt sich, Guevara kehrte erst am 20. März nach Ñancahuazú zurück) »erschrak ich, wie schlecht er aussah. Sie sagten mir, er habe 45 Pfund an Gewicht verloren, weil sie während 40 schrecklicher Tage unterwegs Hunger litten.
    Es gab Guerillas, die angeschwollene Hände und Füße hatten. Manche konnten überhaupt nicht mehr laufen. Joaquín, Alejandro und Che waren am übelsten dran. Ich glaube, sie werden Zeit ihres Lebens das Hungergefühl nicht mehr loswerden.«
    Immer neue Schwierigkeiten treten auf.
    Am 11. März, also in Ches Abwesenheit, haben Vincente Rocabado Terrazas und Pastor Barrera Quintana, zwei jener Männer, die zur Sicherung des Stammlagers zurückgeblieben waren, von Antonio den Befehl erhalten, auf die Jagd zu gehen.
    Die beiden Männer verschwinden in den dichten Wäldern und laufen über Lagunillas nach Camiri. Am 14. März versuchen sie dort, ihre Gewehre zu Geld zu machen. Das erregt das Aufsehen der Polizei. Siewerden festgenommen und dem Hauptquartier der 4. Division in Camiri überstellt.
    Einer der beiden Deserteure scheint sich von vornherein nur bei den Guerillas aufgehalten zu haben, um Nachrichtenmaterial zu sammeln. Durch Terrazas und Quintana erfährt die Armee, wie stark die Gruppe der Rebellen ist, und dass Che das Guerillaunternehmen leitet.
    Da die Deserteure Tania im Lager noch begegnetsind, kann sie nicht mehr als Kontaktperson mit der Außenwelt auf ihren Posten in La Paz zurückkehren, sie muss bei den Guerilleros bleiben.
    Che schreibt in sein Tagebuch: »Tania ist identifiziert. Jahre guter und geduldiger Arbeit sind damit vertan.«
    Die Trupps der Armee, die sich bisher in der Gegend haben blicken lassen, sind nur Aufklärungspatrouillen gewesen. Jetzt muss tagtäglich damit gerechnet werden, dass größere Verbände auftauchen werden.
    Viel zu zeitig sieht sich Guevara gezwungen, die Ausbildung seiner Leute zu beenden, das Basislager zu räumen und zu einer beweglichen Kriegsführung überzugehen.

    Basislager - entdeckt

Steckbrief: Debray
    Jules Régis Debray, geboren in Paris am 2. September 1940, Deckname Danton, stammt aus einer wohlhabenden Familie des französischen Mittelstands. Nach einer Notiz seiner

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