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Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Titel: Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Bedingungen für eine Revolution erfüllt sind, der Fock, der Aufstandsherd, kann sie schaffen.
    3. Im unterentwickelten Amerika muss das Terrain für den bewaffneten Kampf hauptsächlich auf dem Land liegen.«
    In Hinblick auf Südamerika aber trifft er folgende Feststellungen: »Lateinamerika ist reif für die Revolution. Das bestehende System wird einzig durch die Streitkräfte der Oligarchie an der Macht gehalten, unterstützt durch den Imperialismus der Vereinigten Staaten. Das Problem ist deshalb die Zerstörung dieser Streitkräfte und zugleich die Vorbereitung der Massen auf ihre Rolle bei der Machtergreifung und Bildung der neuen sozialistischen Gesellschaft.«
    Zu lösen ist diese revolutionäre Aufgabe seiner Meinung nach eben durch den Aufbau eines Guerilla-Fokus, eines Brennpunktes und eines Freiraums, der von Partisanen beherrscht wird.
    Dies ist zwar ein militärisches Unternehmen. Es erfüllt zugleich aber auch entscheidende politische Aufgaben.
    Im Kampf der Guerillas bildet sich eine politisch bewusste Führung oder Avantgarde heran. Die Streitkräfte, die die reaktionäre Gesellschaft stützen und schützen, müssen kämpfen und werden aufgerieben.
    Das Guerillageschehen selbst wirkt auf die Massen des Volkes propagandistisch und politisierend. Sie lernen die Maskerade einer Scheindemokratie durchschauen. Sie erkennen aus den Berichten über die Zustände im Freiraum, dass eine bessere Gesellschaft möglich ist. Der »kleine Motor« der Guerilla setzt »den großen Motor« der unterdrückten und ausgebeuteten Massen in Gang, wirft ihn an, veranlasst die Unterschicht, nun selbst kämpferisch aktiv zu werden. Es kommt zum Generalstreik, zu städtischen Revolten. Durch die Guerillatätigkeit im offenen Land sind die Machtzentren des alten Regimes weitgehend ungeschützt und können von den Revolutionären erobert werden. Zwei Vorstellungen dieses Modells von Debray waren es, die orthodoxen Kommunisten auch schon dann suspekt erscheinen mussten, als sie noch nicht das viel überzeugendere Argument hatten, Régis Theorie sei durch die Realität widerlegt worden.
    Debray bestritt die dominierende Rolle der etablierten kommunistischen Parteien beim Prozess der Revolution in Südamerika. Diese Führungsfunktion übernehmen bei ihm die Guerilleros. Da es sich beim Aufbau eines Freiraums um eine militärische Aktion handelt, soll die militärische und politische Befehlsgewalt beim Führer der Guerilla liegen. Er soll nicht an die Weisungen der im Land bestehenden Kommunistischen Partei gebunden sein, vielmehr soll sich diese seinem Konzept unterordnen. In den Augen orthodoxer Kommunisten war das »antikommunistische Polemik«.
    Ein Kennzeichen kommunistischer Orthodoxie ist es, dass die Partei und nur sie dazu legitimiert ist, die Revolution zu machen. Sie kann Bündnisse auf Zeit mit anderen Gruppen eingehen, aber sie kann und darf nie zulassen, dass andere Gruppen die Führung im revolutionären Geschehen übernehmen.
    Von antirevisionistischen Marxisten werden aber noch andere Einwände gegen Debrays Revolutionsmodell erhoben. Es wird bemängelt, dass Régis die Länder Lateinamerikas als reif für die Revolution bezeichne, ohne in seinen Büchern eine ernst zu nehmende Analyse der sozio-ökonomischen Verhältnisse anzustellen.
    »Sind die Länder Lateinamerikas oder eine erhebliche Zahl von ihnen in dem Sinne für die Revolution reif, wie es Kuba es in den fünfziger Jahren war? Debray nimmt es an, bietet dafür aber keine Beweise oder Argumente«, schreiben die beiden amerikanischen Marxisten Leo Huberman und Paul M. Sweezy. »Genau das jedoch ist offensichtlich eine entscheidend wichtige Frage. Sind sie nicht reif, ist es dann nicht Aufgabe der Revolutionäre, diesen Prozess vorantreiben zu helfen, statt bei dem Versuch, die Revolution sofort zu machen, die sichere Niederlage heraufzubeschwören?«
    Obwohl dies bei Huberman und Sweezy nicht ausdrücklich gesagt ist, wird von ihnen der Eindruck erweckt, man habe in Debray einen jener Intellektuellen vor sich, die mehr aus einem romantischen Empfinden und aus anarchistischer Lust ihre Revolution machen wollen.
    Wilhelm M. Breuer, B. Hartmann und Herbert Lederer kennzeichnen in ihrer Analyse der Revolution in Lateinamerika Debrays Haltung als »subjektiven Idealismus«. Sie stellt sich für sie als eine Spielart des »Linksrevisionismus« dar, die schon von Lenin in seinem Aufsatz Die Kinderkrankheiten im Kommunismus entlarvt worden sei. »Der durch die

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