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Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)

Titel: Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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überlegt, was wir Ihnen gestern gesagt haben. Sie haben die Chance, Ihre Familie und sich zu retten. Wir bringen Ihre Familie nach La Paz, Sie können mit Ihren Angehörigen zusammen wohnen. Aber Sie müssen uns helfen. Es geht uns nur um die Wahrheit. Sie wissen doch, Señor Fructuoso, nach Argentinien können Sie nicht zurück, ohne Ihre Sicherheit aufs Spiel zu setzen. Helfen Sie uns doch!
    Fructuoso: Also gut, sagen Sie mir, was Sie wissen wollen.
    Gonzáles: Wenn wir etwas versprechen, halten wir uns daran. Erzählen Sie uns alles, was Sie wissen.
    Fructuoso: Also, zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich da hingegangen bin, weil ich arm war und Geld verdienen wollte. Ich wollte ein Interview mit Che Guevara machen, der unter dem Namen Ramón dort ist.
    Gonzáles: Trafen Sie auch Tania?
    Fructuoso: Ja, ich bin Tania begegnet. Sie war im Lager.
    Gonzáles: Wer hat Sie denn nach Bolivien geschickt, und wie sind Sie ins Land gekommen?
    Fructuoso: Laura Gutiérrez, die Sie unter dem Namen Tania kennen, nahm Kontakt mit Isaac Rutman in Argentinien auf. Er schickte mich. Er war auf dem Treffen von Tricontinental gewesen. Dort muss das mit der Guerilla angefangen haben.
    Gonzáles: Was hat Ihnen Che Guevara gesagt?
    Fructuoso: Nun, ich war eigentlich nie allein mit Che. Debray hat viel mit ihm gesprochen. Ich habe nicht sehr häufig mit ihm geredet, weil sie mir nicht trauten.
    Gonzáles :Wie viele Guerillas waren es und wie hießen sie?
    Fructuoso: Ich kannte sie nur unter ihren Tarnnamen. Ich kann Ihnen nichts über die genaue Zahl sagen. Aber es ist wahr, dass Coco Peredo, sein Bruder Inti und andere dort waren. Coco genoss die stärkste Autorität. Ich erinnere mich an ihre Gesichter, aber nicht an ihre Namen.
    Gonzáles: Reden wir von Che.
    Fructuoso: Ich sah Ramón einmal im Hauptlager. Er war immer unterwegs, erkundete die Gegend, bestimmte, wo Pfade angelegt werden sollten, leitete die Operationen. Kurz gesagt, er achtete darauf, dass sie nicht überrascht wurden.
    Gonzáles: Können Sie uns über all das einen Bericht schreiben? Fructuoso: Natürlich. Ich möchte dann noch erwähnen, dass es ein Waffenversteck nahe einer Lagune im Hauptlager gab. Ich kann Ihnen die Stelle auf der Karte nicht so genau zeigen, aber wenn ich dort wäre, könnte ich Sie zu dem Versteck führen.
    Gonzáles: Das interessiert uns ... und nicht nur das. Schreiben Sie alles, was Ihnen noch einfällt, auf. Es ist für uns sehr wichtig.
    Fructuoso: Ja, und ich werde Ihnen auch Skizzen von den Gesichtern der Guerillas machen, sofern ich mich an sie noch erinnern kann. Gonzáles: Fangen Sie mal gleich mit Ramón an.
    Fructuoso: Also gut.
    Er bittet um Papier und Bleistift und skizziert Che, mit geschorenem Haar und Pfeife.
    Fotokopien werden angefertigt und an alle Einheiten der Armee, die in der »Roten Zone« operieren, verteilt. Bei Bustos hört die brutale Behandlung auf, nachdem er mit der Armee kollaboriert.
    Roth und Debray erklärt man, im Ausland nehme man an, sie seien erschossen worden.
    Zwei Wochen lang werden die Gefangenen jeden Tag misshandelt. Régis bleibt nach einer dieser Prügelszenen zwei Tage bewusstlos. Noch während des Prozesses, Monate später, fällt auf, dass er mehrere rote Narben im Gesicht hat.
    Die Behörden haben die Verhaftung der drei Männer nicht bekanntgegeben. Natürlich hat sich die Neuigkeit trotzdem herumgesprochen, aber Journalisten, die Nachforschungen anstellen, stoßen auf eine Mauer aus Schweigen.
    Die Gefangenen werden ständig verlegt. In Handschellen bringt man sie in die Kasernen von Montero, nördlich von Santa Cruz. Von dort bringt man sie mit Lastwagen in der Nacht an einen unbekannten Ort. Sie sind völlig isoliert und sehen auch einander nur selten. Bustos leidet unter Asthma und spuckt Blut. Debray kann kaum laufen, weil er Wunden an den Füßen und den Beinen hat.
    In der Kaserne von Montero tritt Roth vier Tage in Hungerstreik. Eine menschenfreundliche Geste der Frau des wachhabenden Offiziers veranlasst ihn dann, den Streik abzubrechen. Er erzählt:
    »Um die Mitte des fünften Tages, einem Sonntag, ging die Tür auf, und zwei kleine Mädchen kamen herein, gefolgt von einem Jungen, der etwa drei Jahre alt war. Es waren die Kinder des Hauptmanns. Sie brachten mir heißen Kaffee in einer strahlend weißen Schale, und auf einem sauberen Teller lag eine herrliche Scheibe Weißbrot (richtiges Brot), bestrichen mit Pfirsichmarmelade ... Ich stieß die Tür mit dem Fuß zu, damit

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