Ich habe sieben Leben: Die Geschichte des Ernesto Guevara, genannt Che (German Edition)
versprechen, am nächsten Tag mit einem Arzt zurückzukommen und nach dem Kranken zu sehen. Dann erklären sie Rojas, dass sie ihn in den nächsten Tagen brauchen werden. Er soll sie zu einer seichten Stelle führen, an der man den Rio Grande durchwaten kann. Sie verabreden sich für Donnerstag, den 31. August. Die Furt, zu der er sie bringen soll, wird Vado del Yeso genannt.
Kaum sind die Guerilleros wieder abgezogen, da verständigt der Sanitätssoldat Hauptmann Vargas, der schon am Vorabend des verabredeten Tages an der Furt mit seinen Männern Stellung bezieht. 32 Soldaten verteilen sich an beiden Ufern und legen einen Hinterhalt. Sie verbringen wartend eine unbequeme heiße Nacht, leiden unter Durst, werden von den Moskitos zerstochen.
Endlich, gegen 17.20 Uhr am anderen Tag, wird Alarm gegeben. In einiger Entfernung sehen die in ihren Verstecken wartenden Soldaten eine Gruppe von Menschen, die sich auf den Fluss zu bewegt. Die genaue Zahl können sie noch nicht ausmachen.
Die Guerilleros bleiben noch einmal stehen, um Tania zuzurufen, sie solle sich beeilen. Wie immer hängt sie etwas nach. Die Soldaten erkennen sie an ihrer grazilen Figur.
Braulio sucht den Boden nach Fußspuren ab. Die Soldaten haben mit dieser Möglichkeit gerechnet und sorgfältig ihre Fußabdrücke mit Zweigen verwischt.
Aber Braulio findet dann doch etwas, das sein Misstrauen erregt. Rojas kann ihn davon überzeugen, dies müsse eine alte Spur sein. Die Soldaten erkennen den Scout, der etwa hundert Meter vor ihnen steht. Was sollen sie tun? Wenn sie das Feuer eröffnen, solange Vargas mitten unter den Guerilleros geht, ist nicht auszuschließen, dass auch er getroffen wird. Aber dann, nur wenige Meter vor dem Flussufer, verabschiedet er sich und kehrt um.
Braulio steigt als erster ins Wasser. In der Rechten hält er die Machete, in der Linken eine Maschinenpistole. Als ihm das Wasser bis zu den Waden reicht, bleibt er noch einmal stehen, schaut sich kurz um und läuft dann zum anderen Ufer weiter.
Braulio hebt seine Machete - das verabredete Zeichen, dass die anderen nachkommen können. Als letzte beginnt Tania, durch den Fluss zu waten. Sie hat ihren Knappsack über der Schulter und ihre blauen Hosen sind bis zum Knie herauf gerollt. Als sie in der Mitte des Flusses ist und das Wasser ihr bis zur Hüfte reicht, beginnen die Soldaten zu schießen »Die Guerilleros, die nicht sofort getroffen zusammen brechen, erwidern das Feuer, ohne jedoch einen bestimmten Zielpunkt ausmachen zu können.
Braulio, der unmittelbar vor dem Soldaten Antonio Vaca steht, trifft, aber ein anderer Soldat, der etwas weiter rechts postiert ist, feuert ebenfalls. Das Geschoß schlägt Braulio ins Gesicht und zerfetzt seinen Schädel.
Zu spät haben die Guerilleros erkannt, dass sie in eine Falle gegangen sind. Im Fluss nimmt das Wasser eine purpurrote Färbung an. Tania schwenkt ein weißes Tuch, als Zeichen, dass sich die Guerillas ergeben wollen. In einem Kugelhagel bricht auch sie tot zusammen.
Joaquín ist es gelungen, zu dem Ufer zurück zu waten, von dem die Guerillas gekommen sind. Er rennt zusammen gekauert am Wasser entlang. Ein paar Meter, dann tötet auch ihn eine Kugel. Die Toten, die Verwundeten und die Knappsäcke werden von der Strömung mit fortgerissen. Die Soldaten schießen auf alles, was sich bewegt. Sie sind noch nicht sicher, dass das Gefecht zu ihren Gunsten entschieden ist.
Einer der Guerilleros, Paco, lässt sich von der Strömung ein paar Meter mittragen. Chino schwimmt zu ihm hin. Sie kauern sich hinter einige große Steine und sehen die Leichen ihrer Kameraden vorbeitreiben. Nach einigen Minuten haben die Soldaten sie ausgemacht und schießen wieder. Paco wird zweimal getroffen. Chino ruft den Soldaten zu, sie sollten das Feuer einstellen, er müsse sich um den Verwundeten kümmern, sei aber bereit, sich zu ergeben. Das Schießen hört auf. Mehrere Soldaten nähern sich vorsichtig dem Ufer. Sie rufen den beiden Guerilleros zu, sie sollten mit erhobenen Händen heraufkommen. Chino gehorcht. Paco kann die Arme wegen seiner Verwundung nicht heben. Chino hilft dem Kameraden aus dem Wasser. Sofort prügeln die Soldaten auf sie ein, werfen sie zu Boden, beschimpfen sie.
Dann ruft ein Offizier, man solle die Gefangenen ans andere Ufer bringen. Sie sollen dort die Gefallenen identifizieren. Paco versucht zu gehorchen. Ihm geht es trotz seiner beiden Wunden besser als Chino, der immer wieder hinfällt. Ein Sanitäter bringt ihn an
Weitere Kostenlose Bücher