Ich haette dich geliebt
vorbei. Sie lächelte mich an und sagte, sie würde morgen wiederkommen. Ich war verloren. Gott, war ich verloren. Der König von Zauberland humpelte.
Ich hoffe, es ist Dir nicht peinlich, dass ich über den Busen Deiner Mutter schreibe? Es gehörte dazu. Du bist doch nicht prüde?
Allzu viele Geschichten über unsere körperliche Beziehung werde ich Dir natürlich ersparen. Wer will das schon von seiner Mutter wissen. Ich nicht.
Nur eins noch. Ich hatte vorher schon mit Mädchen geschlafen. Ich hatte Geschlechtsverkehr. Dieses Wort schien mir gut zu passen. Denn ich hatte immer das Gefühl, dass die Geschlechtsteile es unabhängig von meinem eigenen Zutun miteinander trieben. Erst durch Deine Mutter war das anders. Dieser Begriff passte beim besten Willen nicht zu dem, was wir später taten. Wir machten Liebe, Clara. Hörst Du? Liebe.
Jetzt bin ich gerade so müde. Obwohl ich durch die Schreiberei ungeahnte Kräfte entwickele. Johanna, die Antiheilige, ist schon ganz verwirrt. Von Tag zu Tag sähe ich gesünder aus. Unkraut vergeht nicht. Das sagt sie gern. Ich schlafe jetzt ein bisschen. Louis Kampen macht schlapp.
Weißt Du eigentlich, weshalb ich Louis heiße? Meine Mutter wünschte sich ein Mädchen. Luise. Alles klar? So einfach ist das. Sie war keine Frau, die Geplantes gern umwarf. Wie das O allerdings in meinen Namen gerutscht ist, werden wir nicht mehr erfahren. Meine Mutter wusste es selber nicht.
Ein bisschen peinlich war es mir schon. Man konnte so etwas ja wohl nicht abstrakt sehen. Es war ja nicht irgendein Busen auf dem seine Hand lag, sondern der Busen meiner Mutter. Die Frau, deren Busen ich maximal als Baby zu Gesicht bekommen hatte. Deren Brüste immer gut verpackt waren, in spitzen Stütz-Büstenhaltern. Diese Frau sollte freiwillig die Hand eines jungen Mannes auf ihren Busen legen und ihn dann zu allem Überfluss auch noch küssen? Das ging über meine Vorstellungskraft.
Wenn das alles so romantisch war ... wieso hatten sie sich dann getrennt? Das Alter meiner Mutter hatte ihm nichts ausgemacht. Gut. Aber wo war dann das Problem?
Jetzt hätte ich gerne weitergelesen. Doch die Beerdigung war morgen. Wäre ich vorausschauender gewesen, lägen meine schwarzen Rollis und Stoffhosen jetzt nicht in meinem Schrank zuhause, sondern in meiner kleinen Reisetasche in der Pension. Da ich nun tatsächlich zu der Beerdigung gehen würde, brauchte ich etwas zum Anziehen. Die Geschäfte hatten noch geöffnet. Ohne große Lust machte ich mich auf den Weg in die Fußgängerzone.
Das erste Geschäft, in das ich ging, war eine kleine Boutique ohne einen einzigen Kunden darin. Normalerweise wäre ich weitergegangen. Ich hatte unheimliche Angst vor aufdringlichen Verkäuferinnen. Manchmal unterließ ich sogar ein Hallo, um zu betonen, dass ich jetzt auf gar keinen Fall Hilfe benötigte.
Im Schaufenster hing ein schwarzes Kleid von der schlichten Sorte. Knielang und mit einem V-Ausschnitt. Es hatte lange Ärmel und war am Bauch gerafft. Das Kleid gefiel mir, und ich dachte daran, dass ich es auch noch zum Ausgehen anziehen könnte. Falls es dazu jemals wieder kommen würde. Zu einer richtigen Verabredung und keiner im Suff fabrizierten Bettgeschichte.
„Kann ich helfen? Oder kommst du zurecht?“
„Ich schau nur mal.“
„Gern“.
Eine Frau in meinem Alter lachte mich aufmunternd an und machte sich dann an der Kasse zu schaffen. Irgendetwas schien kaputt zu sein. Das Kleid hing nicht im Laden, soweit ich das überblicken konnte. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu fragen. Wenn die Verkäuferin das Kleid jetzt allerdings von der Puppe nehmen musste, fühlte ich mich verpflichtet, es zu kaufen. Außer, es stand mir überhaupt nicht. Ich fragte sie nach der Größe.
„38. Es könnte passen. Ist klein geschnitten. Lust zu probieren?“
„Ja, wenn's geht?“
„Na klar geht das. Es sieht schön aus, angezogen. Aber der Puppe steht es auch. Kein Kaufzwang.“
Ich fühlte mich erleichtert und fand nett, dass sie das sagte. Die Frau wurschtelte das Kleid umständlich von der Puppe. Sie war ohne Zweifel hübsch. Ein bisschen zu stark geschminkt vielleicht. Aber Smoky Eyes waren ja allgegenwärtig. Sie trug das braune Haar zu einem unordentlichen Zopf gebunden. Ihr weiblicher Körper steckte in einem hellgrauen Kleid, das ihren Busen betonte. Ich wurde neidisch, denn sie hatte ein auffallend schönes Dekolleté.
„So, bitte schön. Da hinten sind die Kabinen. Und der Spiegel streckt. Zieh ein
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