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Ich haette dich geliebt

Ich haette dich geliebt

Titel: Ich haette dich geliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Haferburg
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aber war wieder freundlich zu ihr. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, wie Du Dir vorstellen kannst. Langsam kam wieder Normalität in die Sache, und meine Eltern vertröstete ich mit der Begründung, ich hätte zu tun.
    „Der Junge ist so fleißig.“ Ich konnte meine Mutter flöten hören.
    Ich habe Marlene nichts von der Sache mit Emmas Anruf erzählt. Warum, weiß ich nicht. Im Nachhinein denke ich, hatte ich immer wieder Angst, sie könnte eine nur im Ansatz schwierige Situation zum Anlass nehmen, um sich von mir zu trennen.

    Wie konnte man sich jemandem so an den Hals werfen? Fast unmerklich hatte ich beim Lesen Partei für Louis ergriffen. Diese Emma schien eine dumpfe Nuss zu sein. Eine lästige Zecke, die man nicht abschütteln konnte. Ich legte den Brief auf das Nachtkästchen.
    Der Kater fühlte sich nicht besser an. Die Kopfschmerzen waren nicht das Schlimmste, eher die Übelkeit. Ich versuchte zu schlafen.

    Fünf Uhr war es, als ich das nächste Mal zu mir kam. Ich muss richtig weggetreten sein. Mein Körper war wieder voll funktionstüchtig. Das kleine Schläfchen hatte geholfen. Ob Luise noch arbeitete?
    Mit einer unglaublichen Nervosität machte ich mich auf den Weg zur Boutique. Ich wollte meinen Stolz überwinden. Es war geschlossen. „Freitag bis fünfzehn Uhr“ war auf einem kleinen Pappschild am Eingang zu lesen. Mist. Ich rief sie an.
    „Hallo?“, fragte Luise, als ob sie auf dem Display nicht sehen konnte, wer dran war.
    „Halloooo, ich bin's. Siehst du doch“, sagte ich unwirscher, als ich wollte.
    „Mmmmhhh, ja schon. Ich kann jetzt nicht sprechen. Mikkel ist da. Wegen gestern ... ist er sauer. Er hat meine SMS nicht gelesen und sich Sorgen gemacht.“
    Sie sprach so leise, dass ich sie fast nicht verstand.
    „Ich fahre morgen, wollte ich nur sagen.“
    „Ich weiß. Gehen wir was frühstücken, ja?“
    Luises Stimme klang lieb.
    „Weiß nicht. Hast du jetzt Hausarrest oder was?“
    „Ich muss jetzt Schluss machen.“
    Sie legte tatsächlich auf.
    Das kam mir jetzt reichlich seltsam vor. Erst die Nacht mit Stefan, von dem ich nie wieder etwas gehört hatte. Dann dieser eine Kuss mit Luise. Und jetzt wieder Funkstille. Wurde Zeit für die Heimreise. In der Zwischenzeit war sogar Willy in glücklichen Umständen. Nach einigem Larifari hatte er zugegeben, dass da etwas lief, mit dieser Charlotte. Eine Sensation. Ich zog wohl eher seltsame Situationen an. Vielleicht sollte ich die Sache mit dem Alkohol noch mal überdenken. So oder so wollte ich jetzt nicht alleine sein. In meinem Kopf war schon klar gewesen, dass Luise und ich uns einen lustigen Abend machen würden. Mikkel. Nur noch Freunde. Dass ich nicht lachte. Und wenn schon. Ich würde sie ihm kaum wegnehmen. Was war schon dabei.
    Ich könnte den Brief heute zu Ende lesen, und wenn ich morgen fahren würde, wäre das Kapitel ein für alle Mal abgeschlossen. Das Bild mit dem Spiegelei würde ich in den Keller stellen. Das Foto von Louis Kampen in die Schublade stecken. Es aufzustellen wäre wohl ein bisschen übertrieben. Und dann vorbei. Ich würde wieder mein ganz normales Leben aufnehmen. In den Sender gehen. Berichte machen. Bei Willy essen. Und das war's. Soweit sich nichts anderes ergab. Ich bekam Lust auf Routine.
    Mein Magen machte vehement auf sich aufmerksam. Ich musste unbedingt etwas essen, wenn ich ihn nicht komplett verärgern wollte.

    Nachdem ich die Karte studiert hatte, bestellte ich mir einen gebratenen Dorsch mit Senfsoße und Petersilienkartoffeln. Gute alte Hausmannskost. Da konnte nicht viel schief gehen.
    Ich saß da und wartete auf das Essen. Ohne Alibizeitung in der Hand starrte ich auf die Straße und beobachtete die wenigen Leute, die an mir vorbeigingen. Alles wirkte trist. Die Leute schauten desillusioniert aus.
    Ich sah ihn zu spät. Er hatte mich bereits gesehen. Aber er machte keine Anstalten, auf mich zuzukommen. Warum wurde mir erst zwei Sekunden später klar. Hinter ihm ging eine junge Frau, die sich nur kurz ihre Stilettos gerichtet hatte, um sich dann schnell wieder bei ihm unterzuhaken. Stefan. Ich glotzte ihn unverhohlen an. Auf meiner Gabel dampfte eine Kartoffel. Er hielt meinem Blick nur kurz stand.
    „Kennst du die?“, fragte die Eingehakte.
    „Vom Sehen.“
    Stefan zuckte mit den Schultern und nickte mir zu.
    Vom Sehen?
    Ich ärgerte mich über meine Dummheit, Dinge zu tun, ohne darüber nachzudenken. Und außerdem war ich beleidigt. Diese Tante da in seinem Arm konnte mir nicht im

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