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Ich haette dich geliebt

Ich haette dich geliebt

Titel: Ich haette dich geliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Haferburg
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Bademantel. Johanna hat mir meinen mitgebracht. Der ist grün-orange gestreift. Ich habe die da bisschen aufgemischt in ihren kackbraunen Frottee-Dingern.
    Jedenfalls haben die Götter in Weiß mich dann wieder heimgelassen. Auf eigene Verantwortung, versteht sich. Und ich meine, ein leichtes Stöhnen Johannas vernommen zu haben. Tja, und das ist der Stand der Dinge. Ein paar Tage geben die mir noch.
    Du denkst sicher, ich bin ein Zyniker. Und Du hast nicht unrecht damit. Aber ich war das nicht immer. Vielleicht hilft einem der Zynismus dabei zu verdrängen. Ich habe versucht, ziemlich viel zu verdrängen. Meine Liebe zu Deiner Mutter, Dich, meine ewige Unfähigkeit, Dinge zu Ende zu bringen ... die Liste könnte ich endlos fortsetzen. Ich habe es auch nicht geschafft, mir eine berufliche Basis zu schaffen.
    Das mit der Bank wurde nichts. Ich wäre gerne Künstler gewesen. Aber mir fehlte die Leidenschaft. Mir hat der Gedanke gefallen, jemand zu sein, der etwas besonderes kann.
    Stattdessen brachte ich es zum Autoverkäufer. Ich weigerte mich, mir einzugestehen, dass es zu spät war für eine berufliche Laufbahn in was auch immer. So nahm ich die Autoverkauferei als Übergang hin. Ich machte mir etwas vor, denn es wurden Jahre daraus. Auch wenn ich darunter litt, so einen Job zu machen, lernte ich allerhand über die Menschen. Zuallererst mal die Kollegen. Es tut mir leid, das sagen zu müssen: Es sind alles schlecht angezogene unterbelichtete Dödels. Sie wollen um jeden Preis verkaufen. Um der Provision willen. Haben aber nur eine Strategie. Und die ist, die Leute kaputtzureden, bis die aufgeben. Das mag bei manchen gehen, aber nicht bei allen. Lässt man sich auf die Leute ein, beachtet ihr Verhalten und ihre Ausstrahlung, dann kann man sich darauf einstellen und muss ihnen das Auto nicht andrehen, wenn Du verstehst.
    Nicht dass ich besonders viele verkauft hätte, aber das lag daran, dass die meisten Kunden kein Geld hatten. Sie nehmen Kredite auf, um sich einen neuen Schlitten leisten zu können. Und das konnte ich nicht verantworten. Dauernd irgendwelchen Geringverdienern teure Autos verkaufen. Das geht nicht. Ich hab es ihnen regelrecht ausgeredet. An ihre Vernunft appelliert.
    Nur wenn jemand wirklich ein Kunde war, der mir patent und klug erschien, habe ich ihn beraten. Naja, so war das. In der Bank habe ich gelernt, wohin das Geschäft mit dem Geld führt. Nämlich immer auf das Konto der Bank. So hat meine Ausbildung wenigstens anderen etwas genützt.

    Marlene wollte immer genau wissen, was ich den ganzen Tag über tat, in der Bank. Sie war von Natur aus neugierig. Ich konnte ihr nicht viel erzählen. Meistens las ich mir irgendwelche Finanzierungsmodelle für Häuser und so was halbherzig durch. Eigentlich sollte ich ja am Ende Kunden beraten. Nur dazu kam es nie. Ich durfte maximal Zahlscheine annehmen und Geld wechseln. Mehr traute man einem Lehrling auch nach zwei Jahren nicht zu.
    Nach der Arbeit überlegten wir uns allerlei für die Zukunft. Ich dachte an einen Fuhrpark im großen Stil. Nicht nur Fahrräder, sondern auch Motorräder. Damals hatte ich noch keine Flausen im Kopf. Von wegen der Malerei oder so. Ich wollte einfach für Marlene sorgen. Womit ich das Geld dafür verdienen würde, war mir völlig egal. Bis auf eine Anstellung in der Bank hätte ich alles gemacht. Das Geschäft mit dem Geld war mir nicht geheuer.
    Deine Mutter wollte den Fahrradverleih erweitern und Zubehör verkaufen. Schlösser, Schläuche, Radlerhosen. Und wir wollten weg. Besser gesagt, ich wollte weg aus dieser kleingeistigen Gegend. Marlene sagte zwar, sie könne es sich vorstellen, aber woanders müssten wir uns auch verstecken. Ich wollte nicht darüber reden. Mir stank das Thema. Verstecken. Vor wem?
    Ich wurde übermütig. Ich grüßte die Nachbarn und polterte im Treppenhaus. Man nahm Notiz, aber fragte nicht weiter. Marlene war darüber wütend, hatte aber vorgesorgt. Sie erzählte überall, sie gebe Privat-Unterricht in Fremdsprachen. So ließ sich auch der junge Mann im Haus erklären. Englisch. Dass ich nicht lache! Sie konnte überhaupt kein Englisch, bis auf zwei Brocken, die sie als Kind im Krieg aufgeschnappt hatte, von den Amis.
    Das gab jedenfalls Streit. Ich war wütend, dass sie sich unserer Beziehung so schämte. Ich unterschätzte wohl auch, dass sie in einer anderen Zeit groß geworden war. Mit sehr strengen Regeln, Krieg und eben der angestaubten Moral meiner Eltern.

    In unserem zweiten Winter

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