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Ich haette dich geliebt

Ich haette dich geliebt

Titel: Ich haette dich geliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Haferburg
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um.
    „Gern, in zwanzig Minuten ist Pause, wir treffen uns im Café Weidisch unten.“
    Emma. Das war Emma. Sie hatte die Szenerie mitbekommen und war mir offensichtlich zur Hilfe geeilt. Ich wusste nicht, ob ich froh oder unglücklich darüber sein sollte. Damals wäre es mir fast lieber gewesen, wenn alles aufgeflogen wäre.
    Aber ich sah meine glücklichen Eltern ... und ich hatte auch keine Lust auf Erklärungen. Vielleicht wollte ich sie nicht enttäuschen. Fakt ist, dass wir zwanzig Minuten später zu viert eine Suppe löffelten. Wir redeten über die Arbeit. Das meiste übernahm Emma. Ich war ihr einerseits dankbar, andererseits wusste ich, dass ich mich wieder in was verstrickte.
    „Wollt ihr zwei nicht heiraten?“
    Mutter fragte aus dem Nichts.
    Emma und ich sahen uns an.
    „Nein ...“, sagte ich.
    „Aber irgendwann schon.“
    Emma blinzelte meine Mutter verschwörerisch an.
    Ich konnte es nicht glauben.
    Nachdem wir uns von meinen Eltern verabschiedet hatten, blieben Emma und ich allein zurück. Wir standen vorm Eingang der Bank.
    „Danke.“
    Mehr brachte ich nicht raus.
    „Louis, warum macht das eigentlich nicht deine richtige Freundin?“
    Sie fragte mich das sehr direkt. Ich war überrascht.
    Und dann machte ich wieder einen Fehler.
    „Wir sind nicht mehr zusammen.“
    Ich sagte das tatsächlich. Weil mir nichts Besseres einfiel. Was sollte ich antworten? „Weil meine Freundin so alt ist wie meine Mutter. Weil meine Freundin nicht will, dass jemand von uns weiß.“ So etwas? Ich hätte das erklären müssen. Emma hätte es überall erzählen können, und dann wäre ich Marlene vielleicht für immer los gewesen. Noch früher. Was weiß ich.
    Andererseits, sie hatte nichts gesagt, obwohl sie uns im Schuppen gesehen hatte, also warum hätte sie es jetzt tun sollen? Ich war es schon so gewöhnt zu lügen und ich wählte den Weg des geringsten Widerstandes. Ich glaube, es wäre alles anders gekommen, hätte ich das nicht gesagt.
    Emma strahlte mich an. Ich konnte regelrecht sehen, wie sich ein neuer Schwall Hoffnung in ihr breitmachte. Es würde Ärger geben. Ich wusste es.
    Marlene war nicht begeistert von der Geschichte mit meinen Eltern. Da war doch ein Funken Eifersucht in ihr. Und es kam noch etwas dazu. Sie liebte mich, und daher wollte sie im Grunde auch alles über mich wissen. Dazu gehörten auch meine Eltern. Sie wollte erfahren, wie sie waren. Sehen, wie wir miteinander umgingen ... und so weiter.
    Wir machten uns eine Menge sinnloser Vorwürfe an diesem Abend. Jeder wollte den anderen dafür verantwortlich machen, dass wir eine geheime Beziehung lebten.
    Am Ende waren wir es beide. Ich hätte mich durchsetzen müssen. Und heute weiß ich: Das war es, was sie wollte. Dass ich auf alles schiss. Dass ich sie packte und der ganzen Welt vorführte, ohne auf sie zu hören. Denn sie hatte nicht die Kraft dazu. Die Ängste, abgelehnt und beurteilt zu werden, waren zu groß.
    Das Dumme war nur, ich konnte damals noch nicht wissen, was Marlene selbst nicht wusste. Nämlich, dass ich die Sache hätte in die Hand nehmen müssen. Ohne mit der Wimper zu zucken. Wir wären glücklich geworden. Was hätte sich geändert? Die Leute reden kurz. Na und! Die gewöhnen sich daran, und außerdem hatten wir ja nicht mal viele soziale Kontakte. Meine Eltern – gut – die wären schockiert gewesen. Vielleicht hätte Marlene ein paar Kunden verloren. Dann wären wir eben weggegangen. Aber wir haben es ja nicht mal versucht.
    Heute würde ich anders handeln. Hinterher weiß man immer mehr.

    Emma ging volle Fahrt voraus. Sie unternahm einen neuen Angriff. Es begann, mir Angst zu machen. Sie verfolgte mich mit einem liebevollen Blick. Überall wo ich war, war sie auch. Sie redete über mich, als wäre ich ihr Freund.
    Ach der Louis, na, der ist müde heute. Oder: Ach, Louis, der ist wirklich schick angezogen.
    Die Kollegen in der Bank machten ihre Witzchen.
    Vielleicht sah ich es kommen. Nicht genau das, aber etwas, dass mein Leben verändern würde.

    Marlene schlug mir vor, am Sonntag ein Picknick zu machen. Ich war begeistert, denn unsere Picknicks waren kleine Glückstage. Wir quasselten immer soviel beim Radfahren, und ich liebte die kleinen Köstlichkeiten, die Marlene jedesmal vorbereitete.
    Am Sonntag fuhren wir aus der Stadt Richtung Wald. Du weißt schon, über die Felder, dort wo der Raps blüht, wie verrückt. Wir hatten einen kleinen Lieblingsplatz. Dort war eine riesige Trauerweide, unter der man

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