Ich, Heinrich VIII.
war, dass wir unser Geld ausgaben, Verluste erlitten – aber am Ende vom Sieg und dem damit verbundenen Ruhm ausgeschlossen waren. Denn Franz unterlag in der Schlacht bei Pavia und wurde schließlich von Karl gefangen genommen. Die französische Armee wurde vernichtet. Richard de la Pole, Edmunds jüngerer Bruder, die selbst ernannte »Weiße Rose von York« und der von Franz ernannte »König von England«, der an der Seite seines Beschützers und Herrn kämpfte, fiel auf dem Schlachtfeld.
»Jetzt sind wir aller Prätendenten ledig!«, rief ich, als man mir die Nachricht brachte. Ich frohlockte. Aber es war ein Sieg aus zweiter Hand.
Im ersten Sturm des Krieges hatten wir große Wirkung erzielt. Ich hatte Brandon von seinen Ländereien in Suffolk zurückgerufen, wo er gefaulenzt hatte, und ihm den Befehl über die Invasionstruppen gegeben. Er kam mit seiner Armee bis auf vierzig Meilen an Paris heran. Dann aber gingen Geld und Sommer zur Neige. Der Schnee fiel und hüllte sie ein, und dann kam das Eis. Sie konnten nicht überwintern; es war unmöglich, ein Heer von fünfundzwanzigtausend Mann unter winterlichen Bedingungen im Felde zu unterhalten. (Wenn man bedenkt, dass der Krieg dem Trompetenstoß der Jahreszeiten zu folgen hat!) Ich flehte das Parlament an, die Mittel zu bewilligen, die nötig waren, damit sie im Frühjahr dort weiterkämpfen konnten, wo sie aufgehört hatten. Das Parlament weigerte sich.
Und so wurde die Gelegenheit zur Eroberung Frankreichs weggeworfen, weil ein paar genügsame Schafzüchter aus York und Bierbrauer aus Kent es selbstgefällig so bestimmten.
Alle englischen Bürger hatten den Befehl zur Rückkehr erhalten, ehe der Krieg ausgebrochen war. Das betraf auch die wenigen, die sich noch am französischen Hof aufhielten, etwa die Seymour-Söhne und Anne, Mary Boleyns Schwester. Es ging nicht an, dass loyale Bürger in der Hand des Feindes blieben, wo sie eingekerkert oder als Geiseln gehalten werden könnten. Sogar die Weinimporteure aus Bordeaux beeilten sich, heimzukehren, und ihre Frachtschiffe brachten sie gleich mit.
Will:
Und so kam Anne Boleyn – die »Schwarze Nan«, wie man sie bereits nannte – wieder nach England. Die Hexe kehrte heim …
Heinrich VIII.:
Der Gang zum Parlament war an sich schon erniedrigend gewesen (aber notwendig, denn ich wollte den Königlichen Schatz nicht zur Gänze plündern), aber von ihm eine Ablehnung in Empfang zu nehmen, war es zweifach. Daheim vor meine Bürger zu treten und zu gestehen, dass ich außerstande sei, sie im Auslande zu beschützen, lief auf das Eingeständnis der Impotenz hinaus.
Wenngleich ich mich über dieses schwere Leiden nicht beklagen konnte, lagen doch andere Aspekte meines Lebens, die mit diesem delikaten Element zu tun hatten, einigermaßen im Argen. Ich sah die liebreizende Mary Boleyn noch immer an jedem Dienstag und jedem Donnerstag (diese Stunde war für uns inzwischen unantastbar!), aber Mary hatte sich verändert.
Sie wurde nacheinander launisch, matt und schließlich weinerlich. Kurz, es machte nicht länger Spaß, mich mit ihr zu vergnügen. Das sagte ich ihr auch, wie ein Käufer, der sich über schlechte Waren beschwert.
»Launen und Tränen schicken sich für eine Ehefrau, aber nicht für eine Geliebte«, murrte ich eines Abends, als sie unser Stelldichein schon wieder verdorben hatte. Meine Lenden sehnten sich schmerzlich nach Erleichterung, und alles, was mir geboten wurde, war ein Zank – um nichts.
»Ach! Ich übe mich darin«, erwiderte sie verbittert. »Es ist ja eine Fertigkeit, die ich bald beherrschen muss.«
Jetzt hatte ich es begriffen. »Du sollst heiraten?«
»Ja«, sagte sie finster.
»Wer ist es?« Die vorgeschriebene Frage.
»William Carey. Er bedient Euch bei Tische.«
Carey. Ich versuchte, mich seiner zu erinnern, aber ich konnte kein Gesicht mit dem Namen verbinden. Das an sich war schon schlecht. Es bedeutete, dass er nicht bemerkenswert war.
»Mein Vater hat ihn erwählt. Besser gesagt, er hat ihn bezahlt! Er will mich vermählt wissen, zumal da er Anzeichen dafür sieht – oder zu sehen glaubt –, dass ich schwanger sei.«
»Oh.« Ich war plötzlich traurig. Ich würde Mary vermissen, und ich verabscheute den Gedanken, dass ich ein Kind haben könnte, ein Kind, das mein und doch nicht mein wäre …
»Deshalb hat er den Kerl dafür bezahlt, dass er mich zu einer achtbaren Frau macht. Mein Vater möchte bei Hofe emporkommen; da würde es nicht angehen, dass er einen
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