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Ich, Heinrich VIII.

Ich, Heinrich VIII.

Titel: Ich, Heinrich VIII. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret George
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Weib, und wenn sie heiratete, würde sie ihrem Manne untertan sein. Wenn Maria heiratete, wäre England selbst ihre Mitgift!
    Nein! Das würde ich nicht zulassen! England ein Anhängsel des Heiligen Römischen Reiches oder Frankreichs? Der bloße Gedanke schnürte mir die Kehle zu. Und wenn sie einen geringeren Fürsten heiratete – jemanden aus einem deutschen Herzogtum oder einem italienischen Kleinstaat? Was würde der von der Regierung eines großen Reiches verstehen? Versuchen würde er sich daran vielleicht gleichwohl und damit unheilbaren Schaden über England bringen.
    Und sollte Maria sterben (die Vorstellung schmerzte mich, aber ich musste die Möglichkeit in Betracht ziehen), wer wäre dann der Nächste in der Erbfolge?
    Mein dreizehnjähriger Neffe, James V. von Schottland? Der kleine Jamie. Ich traute keinem Schotten.
    Meine andere Schwester, Maria, hatte jetzt einen Sohn und zwei Töchter. Aber deren Vater war ein Bürgerlicher gewesen, und dies würde unweigerlich Zweifel wecken und andere Bewerber und Anspruchsteller auf den Plan rufen.
    Diese Bewerber würden zwangsläufig entfernte Verwandte des Königshauses sein. Aber Entfernung, das hatte ich zu meiner Überraschung und zu meiner Betrübnis in der Affäre Buckingham feststellen müssen, war kein Hindernis für königliche Ambitionen. Es brauchte nur der Urururgroßvater eines Mannes eine Krone getragen zu haben, und schon konnte er sich ohne Mühe vorstellen, wie sie auf seinem eigenen Haupte saß.
    So hatte es auch Edward Stafford empfunden, der Herzog von Buckingham, ein Nachkomme des sechsten und jüngsten Sohnes Edwards iii., mit dem ich überdies einen Urgroßvater gemeinsam hatte: John Beaufort, einen Spross des vierten Sohnes Edwards iii., John of Gaunt.
    Aber dazu kam noch viel mehr. Er befragte einen weissagenden Mönch, und der prophezeite ihm, er werde »alles bekommen«. Buckingham erklärte daraufhin: »Sollte dem König ein Unheil widerfahren, wäre ich in der Reihe des Blutes der Krone am nächsten.« Noch eisiger aber überlief es mich, als er behauptete, Gott strafe mich (wofür?), »indem er nicht leidet, dass des Königs Sache gedeihe, wie sich erweist durch den Tod seiner Söhne«.
    Nachdem er verhaftet, vor Gericht gestellt und des Verrates für schuldig befunden worden war, offenbarte er das ganze Ausmaß seiner Heimtücke. Er bat mich um eine Audienz und nahm sich vor, dabei einen Dolch im Gewand zu verbergen. Er wollte ergeben vor mir niederknien, dann aber unversehens aufspringen und mich erstechen, »wie sein Vater es mit Richard iii. tun wollte«. Der Verräter erhielt keine Gelegenheit, seinen niederträchtigen Plan in die Tat umzusetzen.
    Will:
    Buckingham war ziemlich dumm, wie so viele aus dem alten Adel. Er hatte offenbar das Gefühl, seine Titel und seine Abstammung verliehen ihm eine Art Immunität – ein kurioser Einfall angesichts dessen, dass die Erinnerung an drei ermordete Könige, nämlich Heinrich VI ., Edward V. und Richard iii., noch lebendig war.
    Heinrich VIII.:
    Ich hatte noch mehr Vettern, und je weiter man den Stammbaum durchforstete, desto entfernter und zahlreicher wurden sie. Potenzielle Anspruchsteller gab es in Massen, das wusste ich.
    Maria allein konnte ich den Thron nicht hinterlassen. Nur ein einziges Mal hatte eine Frau in England regiert: Matilda, im Jahr 1135. Ihr Cousin Stephen (der auf die gleiche Weise mit Matilda verwandt war wie James V. mit Maria) entrang ihr die Krone nach einem blutigen Bürgerkrieg. Das durfte ich nicht zulassen.
    Wenn ich nur einen Sohn hätte!
    Aber ich hatte ja einen Sohn! Bessies Sohn wuchs und gedieh. Ich hatte einen lebenden Sohn. Wie war es möglich, dass ich ihn übersehen hatte?
    Weil er unehelich war. Ich hatte ihn als meinen Sohn anerkannt; aber er war nicht im Ehebett gezeugt, und das schloss ihn von der Thronfolge aus.
    Ich schritt in meiner Kammer auf und ab. Ich weiß noch, dass die Sonne hereinschien und Muster auf den Boden malte, die ich durchbrach, als ich wieder und wieder durch die warmen, goldenen Strahlen wanderte. War es wirklich unmöglich, dass er König wurde, so fragte ich mich. Gab es keinen Präzedenzfall?
    Margaret Beaufort war die Nachfahrin eines Bastards von John von Gaunt gewesen. Man munkelte, dass Owen Tudor Königin Catherine niemals ordnungsgemäß geheiratet habe. Aber diese Beispiele missfielen mir, denn sie untergruben meinen eigenen Anspruch auf den Thron. Da war natürlich noch Wilhelm der Eroberer gewesen, bekannt

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